Heft 
(1930) 1
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reihe der Mark Brandenburg an und ist vom Jahr 1690 da­tiert. Das Museum besitzt nur noch ein älteres Stück und zwar aus dem Jahre 1679. Gegen dies ältere, einem schmalen, hohen, unscheinbaren Band, tritt aber das von 1690 mit ganz anderen Ansprüchen hervor. Es ist in Schweinsleder gebunden, von großem Format, mit trefflichem Druck. Zweifellos war diese Art von Gesangbüchern mehr für die häusliche Andacht als für den Kirchgang bestimmt. Dafür spricht schon ihr be­deutsamer Umfang. In sehr früher Zeit schon hat sich ja das Gesangbuch bei den Protestanten neben der Bibel eingebürgert. Die herzlichen Lieder voll inniger Frömmigkeit von Luther, Paul Gerhardt, Franck, Spener und zahllosen anderen Lieder­dichtern sprachen warm und verständlich zu den schlichten Ge­mütern der einfachen Leute. So wurde das Gesangbuch zum Mittelpunkt des häuslichen Gottesdienstes. Das erklärte die bedeutsame Rolle, die es seit Mitte des 17. Jahrhunderts auch im Buchhandel spielt. In immer neuen Ausgaben und Auf­lagen wurde es herausgebracht. Nur ein sehr kleiner Bruchteil solcher alten Gesangbücher, von denen doch jedes Haus in der Prignitz mehrere besessen hat, sind bisher in das Museum ge­wandert. Unendlich viel davon wird zerstört worden sein, manch Stück mag aber doch noch in einem Truhenwinkel ruhen, unbeachtet und ungeachtet. Auch hier sei die dringende Bitte ausgesprochen, solch alten Band nicht in das Feuer zu werfen, oder mit Papier und Lumpen zu verkaufen, sonderm dem Mu­seum zu überweisen. Diese alten Gesangbücher gehören mit in die Heimatgeschichte.

Ferner erhielt das Museum geschenkt: eine eiserne Ofentür von Herrn Kaufmann Abisch ans Kyritz, zwei Versteine­rungen aus Schönhagen von Herrn Pastor Ramdohr, verschiedene Feuersteinabschläge nnd Scherbenreste von Fräulein Dr. Bohm, Fräulein Siebert und Fräulein Fuß, ein altes Schloß aus Könkendorf von Frau von Kriegs­heim. Durch freundliche Vermittlung von Herrn Lehrer Pellatz-Techow erhielt die Waffensammlung eine auf Liebenthaler Feldmark in 1 Meter Tiefe gefundene Windbüchse. Von dem eigenartigen Stück, das einen hohlgegossenen Bronze­kolben hat, wurde eine Zeichnung angesertigt und zur Begut­achtung an das Zeughaus geschickt. Die Antwort lautete, es handele sich unverkennbar um eine Windbüchse, die etwa aus dem Jahre 1800 stammte. Solche Windbüchsen feien in da­maliger Zeit von den Oesterreichern als Uebungswaffe benutzt worden, und die Tiroler hätten sie in ihrem Freiheitskampfe gegen die Franzosen gebraucht. Napoleon aber habe jeden,