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Neues", schrieb die Domina, „sondern wie denen ältesten Klosterfräulein bekannt, ist es bereits vor dem Dreißigjährigen Kriege also gehalten worden".
Das Königliche Antwortschreiben auf diese ausführliche Rechtfertigung der Domina scheint dann den Streit beendet zu haben. Es ist gerecht und klug. Der König lehnt ein Probejahr für die von ihm ernannte Dame als unangebracht ab, er fordert mit Strenge, daß sie, ohne Rücksicht auf die anderen, die erste seit ihrer Ernennung frei gewordene Vollstelle zu erhalten habe, erklärt es aber für selbstverständlich, daß sie sich den sonstigen Ordnungen des Klosters zu fügen habe.
Der Klosterprediger Paulus Krumhübel trug in das Kirchenbuch ein: „Anno 1710 Fräulein Juliana Dorothea Gansin Edles Fräulein von Putlitz des weiland hochwol- gebohrenen Herrn Adam Rudolph Gans Edlen Herrn von Putlitz Tochter. Sie wurde dem Kloster obtrudiert von der Königin ex jure primurum precum, davon das Closter bisher nichts gewußt halt, und ist die erste, so ex tioc tunciumento hatt müssen eingenommen werden, nachdem das Closter wol ein Jahr sich schwierig dazu anstellete."
Damit schließt der erste Teil und die Akten der folgenden Jahre schweigen.
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König Friedrich, dessen mächtiger Fürsprache Juliane von Putlitz ihre Stiftsstelle zu danken hatte, starb wenige Jahre daraus. Wir erfahren mit Verwunderung, daß sein rühriger Nachfolger das Kloster wichtig genug fand, um schon ein Jahr nach seiner Thronbesteigung einen Besuch dort abzustatten und zwar, wie der Klosterprediger Georgius Dietericus Lüderwald, der seit 1712 im Stift tätig ist, berichtet, am 16. März 1714. Aus dessen kurzen Niederschriften im Kirchenbuch erfahren wir allerlei Beachtenswertes. Der König hat alles eingehend besichtigt, durch Kirche und Kapelle hat ihn der Geistliche führen dürfen. Ja, diesem ist die Ehre wiederfahren, daß er zu dem in der Kemde beim Stiftshanptmann stattfindenden Kaffee zugezogen worden ist. Nach diesem Kaffee hat sich der König „aus der Stuben in den Flur begeben". Hier waren die Konventualinnen versammelt, ausgenommen die Domina von Juggart, die tötlich erkrankt lag; hier, auf dem Flur des Stiftshauptmannes wartend, während die Männer drinnen ihren Kaffee tranken, durften sie endlich den König begrüßen.