Auf diesem Flur mm begab sich etwas Wichtiges, das für die ganze Geschichte des Stiftes von Heiligengrabe von einschneidender Bedeutung gewesen ist. Unter denen, die dort warteten, befand sich zum mindesten ein stolzes Herz, das schon seit langem Ursache hatte, stummen Groll zu sammeln. Es war Juliane von Putlitz. Sie, als eine der jüngsten Damen, trat als Sprecherin mit noch einigen jüngeren Damen vor den König und erhob Klage über die Zustände im Kloster. Mau stelle sich vor, zu wem sie sprach, um auch zugleich ein Bild von ihr zu erhalten Der streng sachliche Mann, dem die Natur einen erstaunlich klaren Blick für das Wesenhafte verliehen hatte, vor dem kein Geschwätz und kein Sichaufblähen galt, der überall den Willen zur Sache suchte, der sah sie an und hörte ihr zu. Sie muß doch vor seinem Blick bestanden haben und es muß eine Stunde von eigener Bedeutung gewesen sein, die auch ihm irgendwie haften blieb, denn noch nach vielen Jahren darf sie sich mit Erfolg auf diesen Augenblick berufen. Sie erhob Klage gegen die Mißstände im Kloster, mittelbar Wohl gegen die Unfähigkeit der Domina, unmittelbar gegen den Strftshauptmann, der indessen drinnen in der wohligen Kaffeestube mit den Generalen seines königlichen Herrn plauderte. Der Inhalt der Klage mag etwa folgendes gewesen sein: Uebermäßige Belastung des Klosters durch eine über alle Grenzen gehende Gastfreiheit, deren Annehmlichkeiten nur der Stiftshauptmann genoß, deren Lasten sie zu tragen hatten, keinerlei Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben, keine festliegenden Bestimmungen, nach denen man sich klar und eindeutig zu richten habe, alles nur Ueberlieferung aus zurückliegenden Zeiten vor dem Dreißigjährigen Kriege, von uralten Damen übermittelt, und damit genug Anlaß zu Willkür und Mißdeutung, nicht zuletzt, ganz unzureichende Bezüge der Damen, die geradezu Not leiden, indessen der Herr Stiftshauptmann in Fülle ans dem Klostergut lebt.
Der König mag sie, während sie klar und ohne Stocken ihre und der anderen Beschwerde vortrug, mit seinen blauen Herreuaugen durchbohrt haben. Sie hält dem streng forschenden Blicke stand. Was sie sagt ist lautere Wahrheit und fordert Abstellung von einem König, der gerecht ist. Der König denkt nicht daran, sich dieser Forderung zu entziehen. Er ist auch ein schneller König. Schon im Juli trifft eine Kommission ein, die Auftrag hat, die bestehenden Zustände zu untersuchen und zunächst einmal darüber Bericht zu erstatten.
Dieser Bericht erfolgt unter dem dritten Juli. Er stellte fest: nach Aussage der Domina, die schon sehr alt und über