Heft 
(1931) 1
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60 Jahre im Kloster sei, gäbe es eine Ueberlieferung von ihres Vaters Schwester, die 1611 in das Kloster gekommen sei, 77 Jahre darin gewöhnet habe und erst im 93. Jahre gestorben wäre, nach der ein Kasten mit Briefschaften und alten Nachrichten über die Klosterbräuche in den Kriegszeiten nach Hamburg geschickt sei. Da das Kloster durch die Schlacht bei Wittstock, die darauf folgende Pest, Teuerung und Hungersnot ruiniert sei, habe man diesem Kasten nicht mehr nachgefragt, der also verloren sei. Die Domina habe dann mit den Vorstehern, dem Hauptmann und dem Kapitel 48 Artikel nach den alten Ueberlieferungen aufge­stellt und bäte den König, diese zu bestätigen. Der Stifts­hauptmann lehnte in den Beschwerden über die Wohnungen und die Bezüge die Verantwortung ab. Das sei nicht seine Sache. Die Damen erhielten auch genug, um ehrlich leben zu können. Wenn man alles zu Gelde rechnete, so hätten sie 80 Thaler im Jahr. Sollten die Einnahmen des Klosters mehr erlauben, so solle man doch die Stellen vermehrenweil so viele arme Adeliche Kinder hie und da im Kreise säßen und sehnlich seuffzeten, rezipiret zu werden."

Sichtbar ist bei den Verhandlungen, daß die alten Damen sich gegen die jüngeren auf die Seite des Stifthauptmanns stellten.

Der König entnahm aus dem Bericht das feine. Schon am 8. August bestimmt er:

Die Statuten seien durchzugehen und nach bestem Wissen und Gewissen festzusetzen, Die Oeconomie sei durch Verpachten und andere Maßregeln so einzurichten, daß die Conventualinnen einen besseren Unterhalt daraus ziehen könnten, nach Möglichkeit seien auch neue Stellen einzurichten, des Hauptmanns Besoldung sei auf eine bestimmte Summe festzusetzen und seine Diäten gänzlich abzuschaffen. Die Gastfreiheit sei einzuschränken."

Darauf kehrte die Commission am 25. September wieder und blieb bis zum 28. dort. Unter ungemeinen Schwierig­keiten und Verdunkelungen,daß sie sich fast selbst nicht darin finden können", wieLüderwald schreibt, gelang endlich das große Werk. Die verbesserten Statuten wurden an den Hof geschickt, von dort bestätigt und vom König eigenhändig unterschrieben. Die Meiereien Rapshagen und Halenbeck wurden verpachtet, des Hauptmanns Besoldung auf ein Gewisses festgesetzt.

So schien alles auf das beste erledigt, in Wahrheit aber sah es anders aus. Damit eine Regierung das Gute, das sie erstrebt, erreiche, müssen die Negierten auch eines Willens mit ihr sein. Friedrich Wilhelm der Erste war gewiß