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tokoll mit der Unterschrift aller Konventualinnen und der Sin- dici zu sehen. Er muß ein solches erhalten haben, denn am 23. 12. kommt die Bestätigung der Wahl des Gühlen.
Unverträglich damit scheint das Schreiben der Damen vom 11. 1. 27. Aufgeregt fangen sie an: „des Closters Gerechtsame werden geschmälert und wir können uns den bevorstehenden Ruin schon deutlich vor Augen stellen." Wieder bestreiten sie, irgend etwas von der Wahl des Gühlen gewußt zu haben und bitten endlich, die Conventualin von Einsiedel der Domina als Vice Domina zur Seite zu setzen.. Auch hier liegen unklare Verhältnisse vor. Dieses Fräulein von Einsiedel war im Besitz einer königlichen Verordnung, sie in das Kloster mit sofortigem Genuß einer Praebende aufzunehmen, und zwar in die der kürzlich verstorbenen Domina von Juggart. Die Domina von Putlitz leitet dazu alles in die Wege und noch vor der Einführung ersticht sie ihrerseits den König, ihr diese Einsiedel als Vice Domina zur Seite zu stellen, weil sie unter den schwierigen Verhältnissen einer Hilfe und Erleichterung bedürfe. Welche Rolle hat dieses Fräulein von Einsiedel gespielt, daß sie so von zwei Seiten und von zwei so feindlichen Seiten dem König in Vorschlag gebracht werden konnte? Zum Besten der Domina von Putlitz hat sie nicht gewirkt. Der König ließ seinen Schützling fallen. Er mag, nachdem er eine Zeitlang das Widerspiel der Kräfte betrachtet hatte, der königlichen Meinung gewesen sein, wem also die Gabe mangele, Widerstände zu beugen, wenn sie sich nicht brechen ließen, habe trotz allem nicht die Berufung, an leitender Stelle zu stehen. Die letzten Lebensjahre der Domina zu Putlitz müssen wir uns in völliger Verlassenheit vorstellen. Im Jahre 1729 war noch ihr letzter Freund, der Pfarrer Rhefeld, gestorben. Sein Nachfolger, Joachim Lehfeld aus Perleberg, der 1730 sein Amt antrat, wird ihr nicht mehr nahegestanden haben. Im Kirchenbuch findet sich von seiner Hand folgender Vermerk:
Fräulein Juliana Dorothea Ganss Edl. Freyfräulein zu Putlitz, Hochwürdige Domina des hiesigen Closters starb am 14. August an einer Brust-Krankheit im 46. Jahr ihres Alters und wurde in der Closter Kirchen vor dem Küsterstuhl (so doch, daß sie mehrentheils unter demselben lieget) in aller Stille begraben. Sie hat fast die gantze Zeit ihrer Regierung mit dem
capitulo in Widrigkeit und-lunleserlich) gelebet.
Sie wurde ein halb Jahr vor ihrem Ende suspendiert und da die Final-execution des Königs wegen ihrer gäntzl. Remotion einlauffen sollte, so starb sie, leyder! unversöhnt mit ihren Feinden, auch an die 2000 Taler Schuld nachlassend, worunter der alte H. Past. Kober zu Buchholz alleine 600 Th. verlohr.
