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spielsweise die Gräber von Kehrberg, keine Andeutung eines Ganges besaßen, aber hier handelt es sich auch nicht um so reiche Gräber wie beim Königsgrab. Ich hatte also kaum all dies nusgeführt, als sich Herr Stadtbankinspektor Porep aus Wittenberge bei mir meldete — er war zun: Vortrag zu spät gekommen, hatte also nichts von meinen Ausführungen gehört — und mir mitteilte, er wundere sich, daß in der bisherigen Literatur nichts vorr einem „Gang" erwähnt sei. Gr hat als Junge den Arbeitern oft zngeschaut, und so sei eines Tages klar geworden, daß man auf die Kammer stoßen werde, da rechts und links eines Weges Steine gereiht lagen, während sonst immer diese wirr durcheinander gelegen hätten. Herr Schröder II, der also vor 33 Jahren als Arbeiter die Kammer mit fand, kann zwar in so konkreter Form sich heute nicht mehr daran erinnern; er hebt die Lehmverstreichung des Steinkerns um die Kammer herum in etwa ö—6 Dieter Dicke hervor. Da selbstverständlich ein hohler Gang nicht in Frage kam, so ist die Nichtbestätigung der so klaren Aussagen des Herrn Porep nicht so ausschlaggebend. Aber etwas anderes Wichtiges konnte Herr Schröder aussagen, eine Beobachtung bei den Abtragungsarbeiten, die besser als alles andere die Tatsache beweist, daß der gesamte Grabhügel künstlich ist: nämlich die steinführende Sandschicht hörte stets in gleichmäßiger Tiefe aus, unter der unmittelbar eine alte Humusschicht folgte. Diese Humusschicht lag in Höhe des um den ganzen Hügel gehenden Steinkreises, von dem noch hellte Reste bestehen. Mit aller Bestimmtheit sagt Herr Schröder weiter aus, daß unter den Grabfunden heute ein Bronzcgefäß fehle und zwar ein fast zylindrisches etlva l.ö Zentimeter hohes Gefäß, das sie damals für eine Art Humpen gehalten haben. Dr. Kiekebusch, mit dem ich unlängst hierüber sprach, bestätigte mir, daß auch er schon des öfteren auf dieses „hernmspukende" Gefäß gestoßen ist.
Was nun die Datierung des Grabes anbetrifft, so sind bisher zwei Dinge übersehen worden. Einmal die Tatsache, daß das eine Tongefäß einen mützenartigen Deckel mit Falz trägt, fast iil der Art der für die ostdeutschen Gesichtsurnen typischen Form. Bei einem so fürstlichen Grab muß die Datierung — wie sonst immer natürlich auch — nach dem jüngsteil Gegenstand erfolgen. Gerade bei einem Fürstengrab besteht die Gefahr, daß Erbstücke mit ins Grab wandern, die diesem dadurch ein scheinbar älteres Gepräge geben. Dies ist bei unserm Königsgrab tatsächlich der Fall. So erklärt es sich, daß aus der Tatsache, daß eiserne Nadeln beigegeben wurden, etwas ganz Besonderes gemacht wurde; im Hinblick auf das hohe Alter des Grabes sollte es mit der älteste Eisensund in