Bücherbesprechung.
Friedrich Solger, Der Boden Niederdeutschlands nach seiner letzten Vereisung. Bücherreihe Deutsche Urzeit, Band II. Verlag Dietrich Reimer (Ernst Vehsen), Berlin.
In einem Kreis von Freunden war kürzlich die Rede davon, was die Landschaft dem Menschen bedeutet. Und man meinte, das; es die Geometrie in der Landschaft ist, die auf den Menschen wirkt: Das Körperliche, das Wechselspiel von Licht und Schatten und vor allem der Zug und das Ueberschneiden der Linien. War es nicht selbstverständlich, daß wir zu einem Lobpreis der Berge kamen? Eine Besteigung des Groß-Vene- digers am sternenklaren, langsam dämmernden Morgen, eine Wanderung über die Pasterze, eine Fahrt über das Stilffer Joch tauchten ans, und unsere Herzen wurden warm und weit bei diesen Erinnerungen. Diese Welt ist uns wohl hinfort verschlossen, jedermann muß sich bescheiden bei der wirtschaftlichen Not des Vaterlandes. Da sagte mir neulich jemand, man lerne endlich die Heimat wirklich kennen und gewinne endlich einen Blick für die Schönheit der nächsten Umgebung. Es sei gut, daß durch die Not der Zeit endlich Verständnis aufblühe für deu Boden, dem wir entstammen, der Körper und Seele grundlegend beeinflußt.
Ich glaube uicht, daß es die richtige Einstellung ist, wenn man die heimatliche Landschaft nur erkundet und bereist, weil Schöneres nicht mehr möglich ist. Und doch aus welchem Grunde auch immer, Kenntnis der Heimat erst bringt das Festverwurzeltwerden und eine Klärung des Blickes. Wie eine Antwort auf solche Gedanken war es, als mir dieser Tage das Buch von Friedrich Solger: „Der Boden Niederdeutschlands nach seiner letzten Vereisung" in die Hände kam. Es ist als II. Band der Bücherreihe Deutsche Urzeit bei Dietrich Reimer erschienen. Den Mitgliedern des Museumsvereins ist Professor Solger kein Fremder. Von manchen Vorträgen bei den Generalversammlungen kennen sie seine klare und anregende Darstellung und sein umfassendes Wissen.
Dies sind auch wieder die Hauptvorzüge seines Buches ebenso wie der lebendige Stil, der die Fremdwörter fast ganz vermeidet, und die Tatsache, daß jede Erkenntnis auf Beobachtung gegründet ist. Besonders Hinweisen möchte ich noch auf die zahlreichen Blockdiagramme, die auch recht verwickelte Vorgänge und Formen auf Grundbeobachtungen und Grundbegriffe zurück- ühren. Sie sind wie Professor Solger sagt: „eine unentbehrliche Ergänzung des Wortes zur Darstellung von Auffassungen gegebener Tatbestände."