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Geheimrat Professor Dr. Kossinna.
Ein Gedenkblatt.
Von A. v. Auerswal d.
Am 20. Dezember ist Herr Geheimrat Professor Kossinna nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren heimgerufen. Den „Vater der Vorgeschichte" hat man den Dahingegangenen genannt. Das ist nicht so zu verstehen, als ob vor ihm die junge Wissenschaft der Vorgeschichte nicht schon begeisterte und bedeutende Vertreter gehabt hätte — ich erinnere nur an Lisch in Mecklenburg, der sich tapfer, immer wieüer Irrtum um Irrtum berichtigend, auf diesem noch kaum betretenen Gebiet einen Weg bahnte. Aber Geheimrat Koffinna erst hat die grundlegende Arbeitsweise gefunden und durchgeführt, die es erlaubte, auf festem Boden ein in seinen Grundmauern gesichertes Gebäude aufzuführen. Begabte, begeisterte Schüler wußte er sich zu erwecken, die bei dem Bau halfen. Und so steht nun, unantastbar in ihren Ergebnissen, stolz und kühn aufgeführt, die „Deutsche Vorgeschichte" vor unseren Augen, uns ein Ältvertrautes, vor 30 Jahren etwa noch verspottet, bekämpft, unbeachtet. Geheimrat Koffinna kam von der Sprachwissenschaft her, für ihre Untersuchungen suchte er Unterstützung bei den Bodenfunden. Der Weg, den er einschlug, um hier gesicherte Erlebnisse zu erlangen, war wie alles Geniale überaus einfach. Schritt für Schritt suchte er aus geschichtlich noch beglaubigten Zeiten rückwärts zu tasten in die weiter dahinter- liegendeü Jahrhunderte und Jahrtausende. Führer wurde ihm