bei diesem mühsamen Gange seine Erkenntnis von dem einheitlichen Kulturgut der einzelnen Stämme. Nun wurde es möglich, beispielsweise etwa den Weg der Burgnnden von ihren geschichtlich beglaubigten Sitzen am Niederrhein zurückzuverfolgen bis zu ihrem Stammsitz in Bornholm, den Vandalen rückwärts zu folgen bis nach Schlesien, den Weg der Goten von ihrer Urheimat im Norden bis zum Schwarzen Meer lückenlos aufzuzeigen. Nladins Wunderlampe war gefunden und erhellte mit einem wunderbaren Licht diese dunklen Gebiete bis in die fernsten Zeiten. Geheimrat Kossinna war auch der erste, der die stolze Höhe und Selbstständigkeit altgermanischer Kultur erkannte. Er war der stete Kämpe gegen die noch von Lisch und seinen Nachfolgern als selbstverständlich vertretene Auffassung, daß alle Bodenfunde von künstlerischem Wert und technisch hoher Ausführung Einfuhrgut wären. Man kann heute, wo seine Gedanken sich als Allgemeingut durchgesetzt haben, nicht mehr verstehen, wie sie seinerzeit so etwas ganz Neues, Umwälzendes bedeuteten. Gerade das spricht für die gute und ganze Arbeit, die der Heimgegangene geleistet hat.
Ein unermüdlicher Förderer war er für die Sammlungen der Bodenaltertümer. Unter seinem Einfluß, der Begeisterung, die er für seine Wissenschaft einzuflößen verstand, da es sich auf einmal zeigte, daß es eine ergebnisreiche, tief bedeutsame Wissenschaft war, erwuchsen in großer Zahl allerorten in Deutschland neue Sammlungen. Viel Zeit, viel Kraft hat er daran gewandt, sie alle aufzusuchen, sie in sein Gesamtbild aufzunehmen, sie wissenschaftlich einzuordnen. Allein in Heiligengrabe, dessen Museum er von Anfang an ein treuer Förderer war, ist Geheimrat Kossinna dreimal gewesen, zuletzt erst im vergangenen Sommer bei der großen Tagung unseres Museums- vereins.
Zu einer untrennbaren Einheit waren in der Persönlichkeit des Heimgegangenen der strenge Wissenschaftler mit dem warm, ja leidenschaftlich fühlenden Menschen verknüpft. Viel angegriffen, viel umfeindet im Beginn seiner Laufbahn, scheute er den scharfen Kampf der Meinungen nicht und konnte sich hier von seinem Feuer sehr weit hinreißen lassen. Das schuf ihm manchen Feind. Unter anderem warfen ihm seine Gegner Eitelkeit vor. Nichts aber lag ihm ferner als das. Es war die Sache, die leidenschaftlich von seiner Seele ergriffene Sache, für die er sich einsetzte. Wer der Abschiedsfeier beiwohnte, die die Studenten ihm gaben, als er nach erreichter Altersgrenze sein Amt als Lehrer an der Universität niederlegte, muß für immer diesen Eindruck gewonnen haben. Der greise Gelehrte gab damals einen Rückblick über sein Leben, seine Tätigkeit,