Hug: Langzeit-Beringungsprogramm an Staren auf der Schleuse Bahnitz(Lkr. Havelland) 75 April-Temperaturen und dem Brutbeginn nachweisen. Korrelationen zwischen den Frühjahrstemperaturen und dem Eiablagebeginn fanden auch F eare & F orrester (2002) in England und S vensson (2004) in Schweden. Allerdings konnten hier keine signifikanten Änderungen der Brutzeit belegt werden, wobei jedoch auch die Untersuchungszeiträume kürzer waren(England 1975 –1994, Schweden 1981–2003). Die hohe Synchronisation des Beginns der Erstbrut ist ein bekanntes Phänomen bei Staren. Die hier ermittelten 3 – 8 Tage Abstand(Median: 5,0 Tage) zwischen frühestem und spätestem Legebeginn (Anhang 1) entsprechen den einschlägigen Angaben aus der Literatur( G lutz von B lotzheim 1993, B auer et al. 2005). Dass über 90 % des Bestandes innerhalb von zwei Tagen mit dem Legen anfangen können, zeigen die Beispiele in Abb. 18. Von analogen Fällen auf einer Kontrollfläche bei Beeskow(LOS) berichtet z. B. H aupt (2001). Bei der mittleren Gelegegröße der Erstbrut entspricht der Wert von 5,64 Eiern im Gesamtzeitraum etwa den Ergebnissen von T hellesen (2017), der 5,56 Eier ermittelte. Für seine frühen Untersuchungen gibt S chneider (1960) ebenfalls einen Wert von 5,6 Eiern an, während er später als dreißigjährigen Durchschnitt 5,2 Eier nennt( S chneider 1982). Deutlich niedriger fallen die von H aupt (1987) gefundenen Werte von 4,6(1970 –1975) und 4,2 Eiern(1977– 1983) aus, was offenbar mit einer geringeren Größe der NK(vom Buntspecht bearbeitete Meisenkästen) zusammenhängt(siehe Übersicht Tab. 5). Dass die Brutraumgröße auch beim Star die Zahl der Eier beeinflusst, wiesen T rillmich & H udde (1984) bei gezielten Versuchen in vier Gebieten Deutschlands nach: In großen NK lag die Gelegestärke für Erstbruten bei 5,1 Eiern, in kleinen hingegen nur bei 4,3 Eiern. Bei meinen NK handelte es sich, insbesondere ab 2013, um solche mit vergleichsweise großem Brutraum. Herausragend war im eigenen UG das Jahr 1993, als in 20 Bruten eine mittlere Gelegestärke von 6,40 Eiern auftrat. Die Gelege enthielten 2 x 5, 11 x 6, 4 x 7 und 3 x 8 Eier. Beim Betrachten der Abb. 20 fällt der stetige Rückgang der Eizahlen ab Beginn der Untersuchungen bis in die Mitte der 2010er Jahre deutlich ins Auge. Von 1987–2000 im Vergleich zu 2001–2013 ging der Mittelwert der Vollgelege von 5,92(n = 263) auf 5,26 Eier(n = 210) zurück. T hel lesen (2017) fand in seiner Langzeituntersuchung in Dänemark hingegen keine signifikante Veränderung der Eizahlen in den Gelegen. Eine Abnahme der Gelegegröße wird mit Änderungen der menschlichen Bodennutzung, z. B. der Umwandlung von Wiesenund Weide- in Ackerland, in Verbindung gebracht ( H aupt 1987, B auer et al. 2005). Im weiteren Umfeld meines UG hatte sich im Laufe der Jahre die Weidenutzung durch Rinder immer weiter verringert, da die Milchviehhaltung meist nur noch innerhalb der Stallanlagen erfolgte. Erst in den letzten Jahren kamen durch die zunehmende Etablierung von Mutterkuhherden auch in der hiesigen Region wieder mehr Weidetiere auf das Grünland. Möglicherweise verbesserten sich dadurch das Nahrungsangebot und die Nahrungsverfügbarkeit zur Brutzeit auch für die Stare. Beim Wiederanstieg der Eizahlen am Ende des Untersuchungszeitraumes ist weiterhin zu berücksichtigen, dass ab 2013 deutlich größere NK angeboten wurden. Der Anteil von Zweitbruten beim Star ist regional und jahrweise sehr unterschiedlich. Während Zweitbruten in Süd- und Westeuropa häufig auftreten, nehmen sie nach Norden und Osten grundsätzlich ab( S chneider 1960, F eare 1984 zit. nach T hellesen 2017). In Sachsen konnten ab Beginn der 1950er Jahre Zweitbruten in allen 30 Untersuchungsjahren(= 100 %) und mit einem mittleren Anteil von 59,7 % von den Erstbruten festgestellt werden (errechnet nach S chneider 1982). Dagegen traten sie in Jütland nur in 25 von 45 Jahren(= 55,5 % der Jahre) und dann mit einem jährlichen Anteil zwischen 4,2 % und 92,6 % des Erstbrutbestandes auf ( T hellesen 2017). In meinem geografisch zwischen diesen beiden Regionen liegenden UG in Westbrandenburg konnte ich Zweitbruten in 24 von 32 Jahren (= 75,0 % der Jahre) und dann anteilmäßig bei 5,0 % bis 80,0 % der BP antreffen. Insgesamt lag ihr Anteil durchschnittlich bei 21,4 % des Erstbrutbestandes. Nur in 7 Jahren(= 21,9 %) schritten mindestens die Hälfte der BP ein zweites Mal zur Brut. In vergleichbarer Größenordnung traf dies in Jütland für 10 von 45 Jahren(= 22,2 %) zu( T hellesen 2017). Auffällig in meinem UG sind die Unterschiede zwischen der Mitte der 1980/90er Jahre, als Zweitbruten noch alljährlich und mit meist mittleren bis hohen BP-Zahlen auftraten(8,1 BP/a 1987–1996 ), und den 2000er Jahren mit nur noch sporadischen Feststellungen von Zweitbruten bei wenigen BP (0,8 BP/a 1997–2011 ) – s. Abb. 15. Die Parallelität des Rückgangs der Zweitbrutenhäufigkeit mit der Ver-
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(2019) 26
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