Heft 
(2019) 26
Seite
109
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Otis 26(2019): 109 – 117 Die Wasseramsel Cinclus cinclus als Wintergast auf dem Berliner Stadtgebiet Hans-Jürgen Eilts E ilts , H.- J.( 2019): Die Wasseramsel Cinclus cinclus als Wintergast auf dem Berliner Stadt­gebiet. Otis 26: 109 –117. Im Zeitraum von 1953 –2016 erfolgten auf dem Berliner Stadtgebiet an verschiedenen Gewässern insgesamt 31 Wintermeldungen der Wasseramsel Cinclus cinclus , wahrscheinlich skandinavischer Herkunft der Nominatform Cinclus c. cinclus . Am 8.6.2016 gelang zudem erstmals die Beobach­tung eines Individuums im Jugendkleid, sehr wahrscheinlich der Unterart aquaticus . Seit 2017 im Rahmen eines länderübergreifenden Wasseramselprojekts auch in Berlin Farbberingungen an Wasseramseln durchgeführt werden, konnte bei zwei von vier cinclus­Individuen deren bekannte Winterreviertreue an der Panke in Berlin-Mitte bestätigt werden. Es werden die strukturellen und biologischen Gegebenheiten dieses aquatischen Biotops und seine vermuteten Wechselwirkungen mit den physiologisch-ökologischen Ansprüchen der Wasseramsel diskutiert. Außerdem werden die möglichen Auswirkungen auf diese ökologische Nische im Zuge der vorgesehenen Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie(WRRL) thematisiert und die Forschungsziele weiterer Farbberingung dieser Vogelart dargelegt. E ilts , H.- J.( 2019): The White-throated Dipper Cinclus cinclus as winter guest in the Berlin urban area. Otis 26: 109 –117. In the time frame 1953 –2016, a total of 31 sightings of the White-throated Dipper Cinclus cinclus, probably the nominate form of Scandinavian origin Cinclus c.cinclus , were observed on various water bodies in the Berlin urban area. On 08.06.2016, the first sighting of an individual in ju­venile plumage was recorded, most probably the subspecies aquaticus . Since 2017, when in the framework of a German trans-federal state Dipper project colour-ringing of the species was also conducted in Berlin, the known winter fidelity of two from four cinclus individuals on the River Panke, in Berlin Mitte, could be confirmed. The structural and biological conditions of this aquat­ic biotope, as well as its suspected interactions with the physiological-ecological requirements of the Dipper, are discussed. Additionally, the possible effects of the intended implementation of the EU Water Framework Directive on this ecological niche are thematised, and the research aims of further colour-ringing of the species presented. Dr. Hans-Jürgen Eilts, Heimat 91C, 14165 Berlin, h-j.eilts@gmx.de 1 Einleitung und Methode Nach S chalow (1919) galt die Wasseramsel Cinclus c. cinclus in der Mark Brandenburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch als unregelmäßiger und sel­tener Wintergast. Und weil esfür den Bewohner rauschender Bergwässer nicht nur in Schleswig­Holstein, sondern auch im übrigen Deutschland an geeigneten Nistmöglichkeiten mangele, hielt H ilde ­brandt (1920) gar ein völliges Verschwinden dieser Art für möglich. Für den Berliner Raum werden Einzelnachweise bei Treptow, im Grunewald und an der Panke bei Pankow genannt. Aufgrund verstärk­ter Beobachtertätigkeit nach 1945 und Beringung in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg seit Anfang der 90er Jahre haben wir heute eine detail­liertere Kenntnis von der relativen Häufigkeit und Verbreitung dieser Art in den norddeutschen Bun­desländern( C reutz 1995, B auer et al. 2014, B airlein et al. 2014). Zahlreiche Wiederfunde aus in Schles­wig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg südwärts bis mindestens zur Linie Fläming-Niederlausitz regelmäßig überwin­ternden Wasseramseln belegen, dass die Brutge­biete derschwarzbäuchigen Nominatform vor allem in Südnorwegen liegen(Provinz Vest-Agder, L ooft 2011, K lare 2016). Vögel aus Nordnorwegen und Schweden hingegen ziehen ins Baltikum, ohne Deutschland zu streifen. Die zwei in Kontinental­europa vorkommendenUnterarten cinclus (Abb. 1) und die in mittleren Gebirgslagen beheimatete und überwiegend residente aquaticus (Abb. 2; zur Unter-