Heft 
(2019) 26
Seite
111
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Eilts: Die Wasseramsel Cinclus cinclus als Wintergast auf dem Berliner Stadtgebiet 111 wurde ein am 9.4.1997 in Thüringen nestjung bering­tes aquaticus -Individuum am 16.12.1999 in Nord­brandenburg wiedergefangen(Ring Nr.: NA052948), und eine in der Schweiz ebenfalls nestjung beringte Wasseramsel aquaticus zog 1 055 km weit und brüte­te in Polen mit C. c. cinclus ( H egelbach & K och 1994). In Nordpolen sind weitere erfolgreiche Mischbruten nachgewiesen worden( S ikora & N eubauer 2008). In der Datei der Berliner Ornithologischen Ar­beitsgemeinschaft befinden sich für die Zeit von 1953 bis 2016 insgesamt 32 Beobachtungsmeldun­gen der Wasseramsel zur Winterzeit. Es fällt auf, dass im Zeitraum von 1993 bis 1997 sowie von 2011 bis 2015 kein Individuum gemeldet wurde. Einzelbe­obachtungen beziehen sich auf Rieselfelder Gatow, Flughafensee, Müggelsee, Erpe, Carolinenteiche, Caprivibrücke/Charlottenburg-Wilmersdorf, West­hafenkanal/Cha-Wi sowie Klärwerksableiter Mün­chehofe. Bis zu fünf Meldungen im Gesamtzeitraum entfallen auf Tegeler Fließ und Neuenhagener Müh­lenfließ, sechs betreffen die Wuhle. Die häufigsten Beobachtungen gelangen an der Panke(9). Eine Unterartbestimmung wurde bis auf zwei Ausnah­men( Cinclus c. cinclus ) nicht vorgenommen. Aus dem Rahmen sonst üblicher November/Dezember­Daten in Berlin fällt eine frühe Erstmeldung vom 1.8.1955(Rieselfelder Gatow, E lvers et al. 1977). Eine seltene späte Beobachtung datiert vom 31.3.1982 (Flughafensee, OAG Berlin[West] 1992). Ansonsten entsprechen hiesige Ankunft- und Wegzugdaten im o.g.Beobachtungszeitraum ungefähr denen in Nord­deutschland und Brandenburg. Besonders hervorzuheben ist die Beobachtung einer Wasseramsel im Jugendkleid am 7.6.2016 an der Wuhle/Cäcilienbrücke(BOA 2017), aufgrund des frühen Beobachtungsdatums sehr wahrschein­lich der Unterart aquaticus . Die starke Tendenz der Jungvögel zum baldigen Abwandern von ihren Ge­burtsorten noch vor Einsetzen der postjuvenilen Teilmauser in eigens aufgesuchte Mausergebiete ist bekannt, doch die zurückgelegte Dismigrations­strecke dieses Vogels(allein Luftlinie mindestens 200 km; Harz?) übertrifft bislang Bekanntes deutlich (i. d. R. überwiegend< 20 km, G albraith & T yler 1982). In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpom­mern und Brandenburg wurden im Zeitraum 2002/03–2012/13 insgesamt 221 Wasseramseln beringt( K lare 2015). In Hamburg halten sich im Winterhalbjahr alljährlich durchschnittlich sechs bis acht Vögel auf(Heise, pers. Mitt.). Herausragend ist die im April 2019 in Schleswig-Holstein(Kreis Rat­zeburg; Heise, pers. Mitt.) erstmals nachgewiesene Brut eines cinclus -Paares, und zwar an einem natür­lichen Standort. Von 1948 bis 1952 hatte bereits R ichter (1953) im Osterzgebirge mittelsBuntberingung um­fangreiche brutbiologische Untersuchungen an der Wasseramsel Cinclus c. aquaticus durchgeführt und Überlegungen zu deren Wanderungen angestellt. Um eine Reihe verschiedener Themen bearbeiten zu können – Fragen zu Zugverhalten, Reviertreue, Nah­rungsökologie, Gewässergüte im Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie, Entwicklung des Überwinterungsverhaltens in Abhängigkeit von Klimaveränderungen – wurde in Übereinstimmung mit den zuständigen Verwaltungsbehörden und Beringungszentralen 1999/2000 ein Farbberin­gungsprojekt ins Leben gerufen und 2004 die AG Wasseramseln in Norddeutschland gegründet. Sämtliche die Wasseramsel betreffenden Daten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und seit 2017 auch aus Berlin werden zentral in einer Datenbank verwaltet und sollen für wissenschaftliche Auswertungen bereitgestellt werden. Zur individuellen Kennzeichnung werden je zwei Ringe an einem Tarsus verwendet: ein Farb­ring(R rot, B blau, G grün,Y gelb, W weiß) links und rechts, ein Programmring P(rot-gelb, aktuell rot­blau quergestreift) und ein Vogelwartenring X. So ist optisch eine exakte Zuordnung der einzelnen be­ringten Vögel gewährleistet, ohne sie erneut fangen zu müssen. Am 11.3.2017 wurden an der Panke im Bereich Wiesen-Uferstraße drei weibliche Wasseramseln(ent­sprechend ihrer Gefiederfärbung/-abnutzung zwei im 2.KJ,eine im 3.KJ) und am selben Ort am 25.3.17 ein weiteres vorjähriges Weibchen im Japannetz ge­fangen, farbberingt und vermessen. Aufgrund bio­metrischer Merkmale handelte es sich bei allen vier Individuen um skandinavische Wasseramseln Cin­clus c. cinclus . Zwei von ihnen(XRYP, XYYP) kehrten im selben Jahr an die Panke zurück: XRYP wurde erstmals am 7.11.2017 südlich der Chausseestraße gesehen und XYYP zuerst am 8.11.2017 an der Wie­senstraße beobachtet. Zudem konnte am 7.1.2018