112 Otis 26(2019) ebenfalls an der Wiesenstraße erstmals ein adulter männlicher Vogel der Nominatform(GRPX) von uns farbberingt werden. Seit dem 20.11.2018 war XRYP erneut- dritter Winter in Folge- am selben PankeAbschnitt zu beobachten und hielt sich dort wenig scheu bis zum 8.3.2019 auf. 2 „Mittes Panke, das traurige Rinnsal zwischen Mietskasernen...“? Die Panke, Berlins drittgrößtes Fließgewässer, entspringt nordöstlich von Bernau und mündet nach ca. 18 km auf Berliner Stadtgebiet in den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal(Wedding). In Brandenburg ist sie ein organisch geprägter Bach(Typ 11), ab der Berliner Stadtgrenze bis zur Ossietzkystraße ein sandgeprägter Tieflandbach(Typ 14) und bis zur Mündung ein kleines Niederungsfließgewässer (Typ 19) in Fluss- und Stromtälern. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem gradlinigen Vorfluter für das anfallende Regen- und Oberflächenwasser ausgebaut, wurde sie insbesondere nach der Wende 1990 zunehmend wieder ins Stadtbild integriert und erfuhr 2009 mit dem integrativen Gewässerentwicklungskonzept der Senatsverwaltung in Kooperation mit dem Land Brandenburg sowie umfangreicher Bürgerbeteiligung(SenGUV& AG„Panke 2015“, 2009) eine wichtige ökologische Aufwertung. Mit diesem Projekt soll ein verpflichtendes Ziel der WRRL-Umsetzungsverordnung(WRRLUmV) in Berlin realisiert werden, nämlich die Berliner Fließgewässer bis spätestens 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, welcher langfristig eine (Wieder-)Besiedlung von typischen Organismen zulässt. In einer Bestandsaufnahme der Berliner Senatsverwaltung(SenUVK 2017) wird die Gewässerstrukturgüte der Panke je nach Abschnitt als stark bis vollständig verändert bewertet. Kleintiere der Gewässersohle(Makrozoobenthos), Fischfauna und Wasserpflanzenvielfalt sind erheblich reduziert, nicht zuletzt aufgrund organischer Nährstoffbelastung durch zahlreiche Regenwasser- und Mischwassereinleitungen insbesondere im Bereich des stark urban geprägten Unterlaufes(Saprobien-Index von 1,98 Schlosspark Buch,bis 2,67 im Bereich Schulzendorfer Straße; M üller 2009). Die TAZ übertitelte im Oktober 2005 ihren Bericht über die Panke:„Mittes Panke, das traurige Rinnsal zwischen Mietskasernen, lässt sich nicht umbauen“. Nicht zuletzt aufgrund entsorgten Hausmülls des Öfteren verwahrlost wirkend, scheint gerade dieser Flussabschnitt gleichwohl für die Wasseramsel attraktiv zu sein. Was sind seine Besonderheiten und welche ökologischen Folgen könnten die geplanten Veränderungsmaßnahmen für ihr Winterhabitat haben? 3 Diskussion Die Herkunft der bislang in Berlin beobachteten Wasseramseln ist nicht gesichert, da unter ihnen kein Ringvogel eines anderen Landes war. Dies betrifft auch unsere im März 2017 und Januar 2018 erstmals in Berlin-Mitte farbberingten fünf Wasseramseln. Dass deren Brutgebiet ca. 1 000 km entfernt ebenfalls in Skandinavien(Südnorwegen) liegt, kann aufgrund der vorliegenden Beringungs-(Wiederfund-)Daten aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg als wahrscheinlich angenommen werden( K lare 2009). Zwei von ihnen, XYYP und XRYP, kehrten im November 2017 an denselben Ort in Berlin-Mitte zurück und bestätigten damit die bekannte Winterreviertreue von Wasseramseln( L undberg et al. 1981, T yler & O rmerod 1994, H eise 2010, L ooft 2011, K lare 2016). Mittes Panke im Bereich Badstraße bis ErikaHess-Eisstadion ist auf ganzer Länge und beidseitig von unterschiedlich hohen Uferspundwänden eingefasst und begradigt(Abb. 3), was eine gewisse Strömungsvergleichmäßigung bedingt. Laubbäume unterschiedlicher Art und Dichte säumen die Ufer, südlich der Chausseestraße sind Neupflanzungen angelegt. Steine(Beton, Ziegel) unterschiedlicher Größe liegen verstreut auf der Feinkies-Sandsohle, welche wenige Wasserpflanzen und Moosteppiche beherbergt. Bis max. 20 cm breite, häufiger von erhöhten Wasserständen überspülte Mauervorsprünge an den Füßen der Seitenwände bieten den Wasseramseln neben teils bemoosten Steinwarten und Totholzablagerungen gute Rastgelegenheiten. Von hier aus schwimmen sie mit erhobenem Kopf bzw. häufiger noch tauchen sie mit rudernden Flügelbewegungen gegen die Strömung ufernah in dem häufig fast klaren Wasser nach
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(2019) 26
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