Heft 
(2019) 26
Seite
149
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Nachruf 149 Avifauna Brandenburgs, gehörte aber nicht zu den regelmäßigen Meldern von Beobachtungen für die avifaunistischen Jahresberichte, erst in Zeiten von ornitho.de begann er dort gelegentlich Beobach­tungen mitzuteilen. In den späten 2000er Jahren begann eine rege Publikationstätigkeit, die die ge­samte Bandbreite seiner Interessengebiete abdeck­te. 2011 veröffentlichte er eine historische Studie über die Avifauna Brandenburgs um 1900, die auf der Aufarbeitung eines nachgelassenen, bisher un­berücksichtigt gebliebenen Avifauna-Manuskripts von Hermann Hocke(1844-1910), der Auswer­tung von Eiersammlungen und Literaturstudien beruhte. Er publizierte Beiträge zur Vogelwelt des ehemaligen Ostpreußen und des Havellandes so­wie(unter seinem litauischen Namen Ove Ansas Oleksas) eine SerieOrnis Baltica-Sarmatica, die detailliert Systematik und Taxonomie europäischer Vogelarten behandelt. 2012 wurde er Mitglied des Redaktionsbeirates der ZeitschriftOrnithologische Mitteilungen, was zu einer Fülle von Publikationen in dieser Zeitschrift führte. Die immense Publika­tionstätigkeit der letzten Jahre schaffte er, obwohl er gesundheitsbedingt immer wieder pausieren musste. Die Beiträge befassen sich(in einer um­fangreichen Serie) mit Biografien osteuropäischer Ornithologen sowie faunistischen, taxonomischen und historischen Themen. Daneben machte er den deutschsprachigen Lesern faunistische Mitteilungen aus der russischen Fachliteratur durch Übersetzun­gen und Zusammenfassungen zugänglich. Der enge Kontakt zu osteuropäischen Ornithologen und seine Übersetzungstätigkeit verschafften ihm unter dorti­gen Fachgenossen hohes Ansehen, wie ein elfseitiger Nachruf im Russischen Journal für Ornithologie zeigt. Der Nachruf führt 65 Publikationen auf, fast alle nach 2010 veröffentlicht. Uwe Alex vertrat in seinen taxonomischen Ar­beiten ein weites Artkonzept, in dem die geografi­sche Verteilung der Formen eine wesentliche Rolle spielte. Bei der Beschreibung der innerartlichen Va­riabilität entschied er sich für die Anerkennung ei­ner großen Zahl von Unterarten, von denen er einige selbst beschrieb. Mit dieser Herangehensweise stand er zumindest unter den heutigen mitteleuropäischen Ornithologen weitgehend alleine da, konnte aber auf historischen Vorbildern, insbesondere Otto Klein­schmidt(1870-1954) aufbauen. Wesentlich weiter als dieser ging er aber, wenn er meinte, die verschie­denen Subtilformen auch im Feld erkennen und etwa aus winterlichen Goldammer- und Buchfinken­Trupps Vögel mehrerer Unterarten heraussondern zu können. Soweit konnte und wollte ihm wohl niemand folgen. Auch seine sonstigen faunistischen Mitteilungen wichen manches Mal beträchtlich vom Erfahrungsschatz anderer Beobachter ab und führ­ten zu kritischen Nachfragen. Uwe Alex war zurückhaltend wenn es darum ging, kritische Fachgenossen von seinen unkonven­tionellen Ideen und Beobachtungen zu überzeugen. So hat er wohl soweit wir wissen nicht versucht, seine taxonomischen Beiträge dem strengen Regime einer wissenschaftlichen Begutachtung zu unterzie­hen, wie sie in renommierten Fachzeitschriften üb­lich ist. Stattdessen veröffentlichte er sie entweder in eigenständigen Büchern in niedriger Auflage oder in feldornithologisch ausgerichteten Zeitschriften. Auch außergewöhnliche feldornithologische Be­obachtungen versuchte er nicht durch Zeugen oder Fotobelege abzusichern oder durch eine Dokumen­tation bei den zuständigen Seltenheitenkommissio­nen Anerkennung zu erlangen. So blieben diese und andere Meldungen mit Zweifeln behaftet, die dazu führten, dass seine Beobachtungen kaum Eingang in dieoffizielle avifaunistische Literatur Branden­burgs gefunden haben. Uwe Alex war ein ungemein kenntnisreicher Ornithologe, der wie kaum ein anderer Zeitgenosse Interesse an historischer Ornithologie hatte und die ältere faunistische und systematisch-taxonomische Literatur bis ins Detail kannte. Sein persönlicher Hintergrund ermöglichte ihm, als Brückenbauer zu russischen und anderen osteuropäischen Ornitholo­gen tätig zu sein.Für die brandenburgische Faunistik ist es sein bleibendes Verdienst, mit der Herausgabe des Hocke-Buches bisher unbekannte historische Quellen erschlossen und damit ein besseres Bild der Avifauna früherer Zeiten geliefert zu haben. Ich danke Thomas Hellwig und Bodo Rudolph für Informationen sowie Thomas Hellwig für die Über­lassung des Fotos. Wolfgang Mädlow