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schwer zugängliche Vorkommen führte dazu, dass diese Kleineule lange zu den unbekanntesten heimischen Vögeln zählte. Obgleich es im 19. Jahrhundert Hinweise auf Bruten in den Kammlagen von Erzgebirge und Thüringer Wald gab, gelang die Wiederentdeckung des ausgesprochen heimlichen Vogels in den ostdeutschen Mittelgebirgen erst zu Beginn der 1970er Jahre( SCHÖNN 1980). Im norddeutschen Tiefland lagen nur unsichere Meldungen aus der Lüneburger Heide vor, in Westpolen fehlte die Art komplett. Außerhalb der polnischen Gebirge im Süden war der Sperlingskauz lediglich im Nordosten ( Białowieża Urwald, vielleicht auch Masuren) seltener Brutvogel( TOMIAŁOJĆ 1990). Für Europa postulierte man eine weitgehende Übereinstimmung mit den Arealen der Fichte Picea abies( SCHERZINGER in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1980). Voous( 1962) bezeichnet den Sperlingskauz neben dem Raufuẞkauz Aegolius funereus als„ Taigaelement des sibirischkanadischen Faunentyps“ mit nacheiszeitlichen Relikten in den mitteleuropäischen Gebirgen.
Zu Beginn der 1970er Jahre bezifferte SCHIEMENZ ( 1972) den ostdeutschen Bestand auf höchstens fünf bis acht Paare. Intensive Nachsuche ergab später, dass der kleine Kauz in den borealen Fichtenwäldern häufiger als anfangs angenommen war( MÖCKEL& MÖCKEL 1980, WIESNER et al. 1991). An ein Vorkommen im nordostdeutschen Tiefland wagte dennoch keiner zu denken( SAEMANN 1977, NICOLAI 1993). Wie beim Raufuẞkauz, einem weiteren boreo- alpinen Faunenelement, beschränkten sich die ermittelten Vorkommen ausnahmslos auf die Mittelgebirge mit den Schwerpunkten im Elbsandsteingebirge, Erzgebirge, Vogtland, Thüringer Schiefergebirge und Thüringer Wald.
In RUTSCHKE( 1983) fehlt die Art für Brandenburg, obgleich es einen älteren Hinweis auf Bruten des Sperlingskauzes gab. Die Angabe von STENGEL ( 1877): ,, Der Zwergkauz( Strix passerina- Strix pygmaea) ist wahrscheinlich übersehen und nicht beobachtet worden. Im Forstbezirk Wunder bei Baruth horstet alljährlich ein Pärchen. Es legt sechs Eier.", wurde von SCHALOW( 1919) als„ erdichtete Mitteilung ohne jeden Wert" abgetan.
Die kurze Notiz lässt heute keine nachträgliche Überprüfung zu, ob es sich bei dem aufgeführten „ Zwergkauz" tatsächlich um den Sperlingskauz( Abb. 1) oder um den Raufußkauz handelte. Letztgenannte
Otis 27( 2020)
Art fehlt in STENGELS Zusammenstellung der bei Zossen beobachteten Vogelarten, zählt heute jedoch zu den zwar seltenen, aber regelmäßigen Brutvögeln im südlichen Brandenburg( MÖCKEL& RADEN 2018).
In Brandenburg gelang im Herbst 1994 der Erstnachweis des Sperlingskauzes( MÖCKEL& ILLIG 1995). Im Frühjahr 1996 wurde die erste Brut in der Rochauer Heide bei Luckau gefunden( MÖCKEL& ILLIG 1997). Dies war der Anlass für eine langjährige Studie. Sie erfolgte in den ausgedehnten Waldungen der Niederlausitz von 1995 bis 2020( 26 Jahre). Untersucht wurden Fragen zu Verbreitung, Häufigkeit und Habitatbindung.
2
2.1
Methode
Kontrollfläche in der Rochauer Heide
Die Verfasser begannen mit Unterstützung des Biologischen Arbeitskreises Luckau im Februar 1995 mit den Erhebungen in der Rochauer Heide, dem östlichen Teil des Forstes Hohenbucko. Die Einsätze zur Bestandsermittlung beschränkten sich zunächst auf eine 2.830 ha große Kontrollfläche. Dazu dienten von Februar bis März jährlich vier Gruppeneinsätze zum „ Verhören“ der singenden Männchen. Dies geschah bei ruhigem, niederschlagsfreiem Winterwetter zeitgleich durch sechs bis zehn Personen. Diese bezogen kurz vor Sonnenuntergang einzeln ihre Positionen. Dies waren höhlenreiche Althölzer der Kiefer Pinus sylvestris und Traubeneiche Quercus petraea. Schwerpunkt bildeten dabei die aus den Vorjahren bekannten Reviere der Art. Die Anzahl der beteiligten Personen reichte nicht aus, um bei einem Einsatz alle Erfolg versprechenden Bereiche gleichzeitig zu besetzen. Nach der Bestätigung eines Reviers wurde es in der betreffenden Saison nicht mehr aufgesucht, sondern noch ,, unklare" Abschnitte kontrolliert. Zuweilen gelang es einem Beobachter, an einem Abend durch Wechsel noch ein weiteres Revier zu bestätigen. Wurde bis zum Abbruch des Einsatzes gegen 20.00 Uhr kein Männchen gehört, kam es an diesem Standort noch an mindestens einem weiteren Abend, meist sogar an zwei Abenden zu Nachkontrollen. Wurde immer noch kein Sperlingskauz bemerkt, galt das Revier im betreffenden Jahr als unbesetzt. Um eine Verfälschung der Revierverteilung zu Beginn der Brutzeit zu vermeiden, wurde zunächst keine Klangattrappe eingesetzt.