Heft 
(2020) 27
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74 Otis 27(2020) über große Entfernungen zu besetzen vermag. Von W iesner (2019) wurden für nestjung beringte Vögel Ansiedlungsentfernungen von maximal 46 km für Männchen und bis zu 103 km für Weibchen belegt. Zwei in Finnland beringte Vögel erbrachten Fern­funde über 230 und 300 km, ein schwedischer Vo­gel entfernte sich 290 km( S cherzinger in G lutz von B lotzheim & B auer 1980). Zwischen den schon länger bekannten Vorkommen im Elbsandsteingebirge und auf den Hochlagen des Osterzgebirges bis zum An­fang der 1990er Jahre neu besetzten Waldgebieten in der Niederlausitz liegen gerade einmal gut 100 km. Parallel dazu drang die Art im Westen Deutsch­lands bis Schleswig-Holstein vor(ab 2006; M artens 2012, K oop & B erndt 2014). Erst im Jahr 1992 wurde die(Neu-?)Besiedlung des Harzes durch den Fund einer Brut belegt( W iesner et al. 1992; weitere Brut­nachweise s. W agner 2000). Schon zehn Jahre später wies Z ang (2002) für Niedersachsen einen Bestand von 170 bis 230 Paaren aus, davon etwa die Hälfte in der Lüneburger Heide, wo 1976 erstmals ein Brut­versuch stattfand( S chönn 1980, Z ang 2002). In der westlichen Niederlausitz bestimmt in erster Linie die Habitat-Heterogenität die Vertei­lung des Sperlingskauzes. Im Landeswald und auf den Flächen der DBU-Naturerbe GmbH(zusammen etwa 25 % des Waldes um Finsterwalde) begünstigt seit den 1990er Jahren eine kahlschlagfreie, plen­terwaldartige Bewirtschaftung der Forsten die Art. Erklärtes Ziel ist eine Umwandlung der gegenüber Schadeinflüssen empfindlichen Kiefernforste – vor allem auf Naturverjüngung setzend – in stabile, na­turnahe Mischwälder(MLUV Brandenburg 2007, N ass 2019). Der Sperlingskauz bevorzugt struktur­reiche, mehrschichtige Bestände. Damit kann sein Vorkommen – zusammen mit der deckungsgleichen Präsenz von Raufußkauz( M öckel & R aden 2018) und Auerhuhn( Tetrao urogallus , M öckel 2019) – als Indikator für eine überdurchschnittliche Qualität ei­nes Waldes angesehen werden. Wird diese Art des Waldbaus beibehalten und zumindest anteilig auf die umliegenden Privatwäl­der übertragen, ist ein weiterer Bestandsanstieg denkbar.Vielerorts kommen jüngere, monotone Kie­fernbestände mittelfristig in ein für den Sperlings­kauz als Bruthabitat nutzbares Alter( N ass 2019). Sie müssen nur entsprechend aufgeschlossen werden. Besitzer von Privatwald setzten in den letzten Jahren allerdings vielfach noch immer auf Kahlschläge(in Brandenburg bis 2 ha Ausdehnung zulässig), was neben dem Verlust von Höhlenbäumen auch zur Be­günstigung des Waldkauzes als Fressfeind und Kon­kurrenten führen kann. Danksagung Mitglieder des Biologischen Arbeitskreises Luckau unterstützten jahrelang die abendlichen Aktionen zumVerhören der singenden Sperlingskäuze. Dazu kamen aus der Umgebung angereiste Helfer. Ihnen allen gilt unser Dank. Peter Hamerich, dem Entdecker des Sperlingskauzes in der Rochauer Heide, gebührt für unzählige Hinweise eine beson­dere Anerkennung. Gleiches trifft auf Katharina und Jürgen Illig zu, welche über viele Jahre einen Großteil der aufwendigen Brutplatzsuche in der Rochauer Heide übernahmen, sowie auf die zahlreichen Hin­weisgeber, insbesondere Monika Gierach, Adelheid Hamerich, Karlheinz Krengel und Peter Schonert. Dank gebührt auch Klaus-Dieter Gierach. Er stellte detaillierte Unterlagen zu früheren Brutplätzen des Sperbers zur Verfügung und überprüfte diese und weitere geeignete Plätze in den Jahren 2017 bis 2020. Literatur A ugst , U.(1994): Der Sperlingskauz( Glaucidium passeri­num ) im NationalparkSächsische Schweiz. Mitt. Ver. Sächs. Orn. 7(5): 285 –297. A ugst , U.(2020): Die Eulen im NationalparkSächsische Schweiz. Eulen-Rundblick 70: 5 – 11. B ena , W.(2003): Polskie Górne łuzyce. Przyroda – Histo­ria – Zabytki. Zgorzelec. B lischke , H., M. R entsch , P. T hiele & A. T imm (2008): Die Europäischen Vogelschutzgebiete im ehemaligen Nie­derschlesischen Oberlausitzkreis.Actitis 43: 23 – 64. D eutschmann , H.& T. S pitz ( 2009): Vorkommen und Le­bensraum des Sperlingskauzes( Glaucidium passeri­num ) in Brandenburg. Otis 17: 69 – 84. E ck , S.(1982 1985): Katalog der ornithologischen Samm­lung Dr. Udo Bährmanns. Zool. Abh. Mus. Tierkd. Dres­den 38: 95 –132, 155 –182; 39: 1–38, 71–98; 40: 1–32, 79 –108; 41: 1–32. F abian , K., A. K noll & S. S chubert (2019): Brutkannibalis­mus beim Sperlingskauz Glaucidium passerinum in der Dresdner Heide.Vogelwelt 139(3): 225 –229. F ischer , W., K. H. G rosser , K. H. M ansik & U. W egener (1982): Die Naturschutzgebiete der Bezirke Potsdam, Frankfurt(Oder) und Cottbus sowie der Hauptstadt der DDR, Berlin. Leipzig, Jena, Berlin. G atter , W.( 2004): Deutschlands Wälder und ihre Vogelge­sellschaften im Rahmen von Gesellschaftswandel und Umwelteinflüssen.Vogelwelt 125(3/4): 151–176.