Heft 
(2020) 27
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94 Otis 27(2020) Im Ergebnis dieser Ersatzmaßnahme gab es bei den Rauchschwalben von ursprünglich zwölf festgestell­ten Niststätten acht aktive Nester(davon zwei neu hinter dem Schutzbrett gebaut, eines in einem halb hergerichteten der Mehlschwalbe, ebenfalls hinter dem Schutzbrett, ein neu gebautes am Widerlager sowie vier angenommene Kunstnester an der Mit­telfuge) mit jeweils mindestens einer Brut. Bei den Mehlschwalben gab es von ursprünglich acht festge­stellten Niststätten fünf neue hinter dem Schutzbrett mit jeweils mindestens einer Brut. Die Bauarbeiten konnten während der Brutzeit problemlos und ohne Brutausfall fortgeführt werden. Im Oktober waren die Niststätten hinter dem Schutzbrett noch immer unversehrt. Als endgültige Schutzmaßnahme er­hielten die Stahlbetonträger an der Oberkante einen Rauputzstreifen(Abb. 16), der den Niststätten dau­erhaften Halt gewährleistet sowie insgesamt nur drei Kunstnester als Initialnester. Zu dem möglichen Einwand, dass die Schwalben auch vor der Brückensanierung ohne den Rauputz­streifen ihre Niststätten bauen konnten, ist anzufüh­ren, dass alte Betonstrukturen ausreichend Rauigkeit für den Halt von Nestern haben.An der glatten Scha­lung der neuen Brückenträger aber würden die Nester mit großer Wahrscheinlichkeit in den ersten Jahren nach Fertigstellung nicht oder weniger gut halten. Erst mit den Jahren erhalten die Träger durch Wetter und Schmutzpartikel eine rauere Struktur, an der Nester besser halten. Über viele Jahre haben sich durch oftmaliges Abfallen der Nester strukturge­prägte Ränder gebildet – diese bieten neuen Nestern besseren Halt. Um diesen Kreislauf nicht erst wieder von vorn beginnen zu müssen, ist es bei Brückensa­nierungen von grundlegendem Vorteil, raue Putz­streifen anzulegen. Abschließend möchte ich noch auf einen an­deren wichtigen Aspekt im Schwalbenschutz hin­weisen, die Öffentlichkeitsarbeit. Aktivitäten zum Schutz der Arten sollten sich stärker in der regio­nalen Presse widerspiegeln, um dieses Thema ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Je öffent­licher die Gebäude, an denen Schutzaktivitäten statt­finden, desto vielversprechender gerät das Thema ins öffentliche Interesse. Die Verleihung derSchwalbenplakette bietet einen wiederkehrenden Anlass zur Bekanntmachung des Schwalbenschutzes. Auch Schulen und Kitas nut­zen gern die Möglichkeit, Kindern den Schwalben­schutz nahezubringen. 16 17 Abb. 16: Manuell angebrachter Rauputzstreifen am obe­ren Rand der Stahlbetonträger. Rough cast plaster strips affixed by hand to the upper edge of the steel girder . Foto: Y. Schuldes. Abb. 17: Mit Rauputz befestigte Doppelniststätte für Mehlschwalben und eine Niststätte für Rauchschwalben. A double nest aid for House Martins and a nest box for barn Swallows affixed with rough cast plaster. Foto: Y. Schuldes. Abb. 18: Bei der Begehung am 24.04.2020 war das Kunstnest der Rauchschwalben bereits besetzt. 18 The artifical Barn Swallow nest was already occupied when visited on 24.04.2020. Foto: Y. Schuldes.