Heft 
(2020) 27
Seite
95
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Otis 27(2020): 95 – 103 Die Potsdamer Graureiherkolonie Ardea cinerea bei Geltow Wolfram Schulz S chulz W.(2020): Die Potsdamer Graureiherkolonie Ardea cinerea bei Geltow. Otis 27: 95–103. Die Entwicklung und örtliche Veränderung der derzeit zweitgrößten Graureiherkolonie Branden­burgs bei Geltow, Landkreis Potsdam-Mittelmark, wird dargestellt. Seit 1957 liegen zusammen­hängende Bestandsdaten mit Lücken 1961–1968 und 2007–2011 vor. Mit 243 Bruthorsten im Jahr 2016 wurde der bisher höchste Wert ermittelt, der seit dem wieder rückläufig ist. Hauptursache scheint der Verlust an Brutbäumen durch Sturm und Trockenheit zu sein. Zwischen 2014 und 2018 wurden 146 Graureiher beringt, von denen 11 Wiederfunde vorliegen. S chulz , W.(2020): The Potsdam Grey Heron Ardea cinerea colony near Geltow. Otis 27: 95–103. The article describes the development of, and local alterations in, the currently second-largest Grey Heron colony in Brandenburg, near Geltow, Rural District of Potsdam-Mittelmark. Except for the periods 1961–1968 and 2007–2011, continuous population data are available from 1957 on­wards. The highest numbers recorded were 243 breeding nests in 2016; since then numbers have declined. The principal cause of the decline appears to be the loss of breeding trees due to storms and drought. Some 146 Grey Herons were ringed between 2014 and 2018. There have been 11 ring recoveries. Wolfram Schulz, Berliner Straße 69 A, 14467 Potsdam, E-Mail: Wolfram_Schulz@gmx.de 1 Einleitung Die Graureiherkolonie auf bzw. nahe dem Schäfe­reiberg im Stadtgebiet von Potsdam ist derzeit die zweitgrößte in Brandenburg( H aupt et al. 2020). Sie befindet sich im heutigen Forstrevier Wildpark der Oberförsterei Grünaue, das wie die Graureiherkolo­nie eine interessante Geschichte hat. Der Wildpark, nahe der Schlösser von Sanssou­ci gelegen, war königliches Jagdrevier. Diese offene Waldlandschaft reichte den königlichen Interessen nicht mehr, und so wurde 1841 Hofbaumeister Lud­wig Persius beauftragt, für die Forstbeamten rings um den Wildpark Eingangsgebäude, wie das Südtor, und im Zentrum die Wildmeisterei zu planen. Da­mit entstand 1842 auf 870 ha, gesichert mit einem 12 km langen und 2,6 m hohen Holzzaun, der Wild­park. 1847 wurde am Nordhang des Schäfereiberges für die Gattin des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. das Bayrische Haus errichtet. Hofgärtner Peter Joseph Lenné gestaltete ein neues Wegenetz mit achtstrahligem Wegestern, mittigem Futterschirm und anschließenden Baumalleen unterschiedlicher Baumarten. Lennés Bepflanzung ist zum Teil noch heute erkennbar und wird von den Graureihern seit Jahrzehnten genutzt. Es entstand ein Areal der Ruhe. Der Zaun wurde 1945 entfernt, der Wildbestand aufgelöst. Heute sind noch 29 Waldbaumarten nach­weisbar. Der Wildpark wird im Süden von der Bundes­straße 1 und im Westen von der Ortschaft Geltow begrenzt. Hier verläuft auch die Stadtgrenze zum Landkreis Potsdam-Mittelmark. Zum Forstrevier ge­hört auch, weiter südlich gelegen, die Pirschheide, wo, nach Aussage der ehemaligen Oberförsterin Schlick die Graureiherkolonie in der Mitte der 1920er Jahre ih­ren Standort hatte und nach forstlichen Maßnahmen umsiedelte. Diese Kolonie war nahe am Templiner See gelegen.Trotz umfangreicher Recherchen konnte dazu noch kein schriftliches Zeugnis gefunden werden. S chalow (1919) erwähnt, dass Eckstein im Jahr 1912 für den Regierungsbezirk Potsdam von 371 Graureiherhorsten berichtet, davon 72 Einzelhorste und 299 in 11 Kolonien. C reutz (1958) gibt für 1935 noch 200 Brutkolonien mit 16.000 Brutpaaren an. Unter Leitung von Rutschke(1960) wurde die Rundfrage des Zentralen Fachausschusses Ornitho­logie im Deutschen Kulturbund zur Ermittlung der im Gebiet der DDR vorhandenen Saatkrähen- und Fischreiherkolonien auf der Grundlage von Frage­bögen organisiert. Die Kolonie im Wildpark wurde dabei auch bearbeitet.