Schulz: Die Potsdamer Graureiherkolonie bei Geltow 97 dass die Fachgruppe Ornithologie, der Bezirksbeauftragte für Naturschutz und der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Potsdam sich über den Schutz der Kolonie bei Potsdam auf 150-jährigen Kiefern mit ungefähr 50 Horsten einigten. M erhout (1974) berichtet, dass H anke & F eiler 1957, O sterwald 1958, Frank 1959, Ehrlich 1960 sowie C reutz & S chlegel (1961) den Graureiherbestand auf dieser Fläche dokumentierten. Die Graureiherkolonie am Südhang lag etwa mittig zwischen dem Forsthaus Südtor und dem Ortseingang Geltow auf einer Fläche von 200x100 m in 55 m über NN. Die ca. 120-jährigen Kiefern aus der Zeit der Lenné‘schen Aufforstungen in der Brutkolonie waren bis auf Randbäume mit Horsten besetzt. Drei Eichen und eine Buche, die in den Kronenraum eingewachsen waren, trugen auch Horste. Buchen, Eichen und Ulmen Ulmus laevis bildeten einen kräftigen Unterwuchs. Ein Sturm am 13. November 1972 führte zu erheblichen Schäden in den Wäldern im Raum Potsdam.So wurden in der Brutkolonie fünf Horstbäume geworfen, fünf weitere geschädigt und 50 Horste vernichtet. M erhout (1974) weist für die Jahre 1969 bis 1973 die Entwicklung des Bruthorstbestandes nach, der durch die Sturmschäden leicht rückläufig war(Tab. 1). Man könnte meinen, dass diese Veränderungen bei 50–60 Brutbäumen nicht so erheblich waren, doch suchten sich die Graureiher 1974 ein neues Brutrevier. 2.3 Westlich des Schäfereiberges(3) Die neue Brutkolonie entstand nordwärts in 600 m Entfernung von(2), 300 m unter dem Gratweg des Berges und direkt an der Potsdamer Stadtgrenze zur Ortschaft Geltow auf einer Höhe von 45 m über NN. Der auf 3,5 ha 120–jährige Kiefernbestand mit einem Unterstand von Traubeneiche, Rotbuche und Birke in fast ebenem Gelände, wie ihn M elzer (1977) beschrieb, hatte gute Voraussetzungen für die neue Kolonie. Im Norden schließen Wiesen und Feuchtgebiete sowie der Große Entenfängersee an. M elzer (1977) weist 1974 auf 51 Bäumen 68 Bruthorste nach. Ab 1983 begannen Lars Kluge und Lukas Landgraf mit der jährlichen Bestandesaufnahme des Brutgeschehens in der Graureiherkolonie. Die Brutbäume wurden dazu zuerst mit Sperrholzschildern nummeriert, später wurden runde, dann eckige Kunststoffschilder verwendet. Die Behandlungsrichtlinie für das FND regelte alle Maßnahmen zum Schutzziel und die Aufgaben des Gebietsbetreuers – berufen wurde Naturschutzhelfer Lars Kluge. Die Aufgaben des Gebietsbetreuers übernahm 1989 Ingo Borkmann, der bis 2006 in engagierter Arbeit für eine lückenlose Erfassung der Entwicklung in der Graureiherkolonie sorgte. Seine detaillierten Jahresberichte geben u. a. über das wechselnde Verhalten der Graureiher Auskunft, sich in der Kolonie zu konzentrieren oder auf der Fläche etwas aufzulösen, was auch heute beobachtet wird. Leider fand sich in den Jahren 2007 bis 2011 kein Gebietsbetreuer, sodass keine Daten von diesen 5 Jahren vorliegen. Die Zahlen ab 2012 zeigen aber, dass wohl eine„normale“ Entwicklung ohne starke Bestandsschwankungen stattfand. Der Landesbetrieb Forst Brandenburg schloss die Graureiherkolonie 2003 in das Projekt Methusalem für Nadelholz>100 Jahre und Laubholz>80 Jahre ein und stufte die Fläche 2016 als Biotopbaumareal ein. Seit 2012 wurde die jährliche Kartierung durch Stefanka Engst und den Autor wieder durchgeführt. Die 3,5 ha große Waldfläche war in die Jahre gekommen. Um für die Zukunft eine sichere Basis für die Kartierung der Bruthorste zu haben, wurden die heute 170–jährigen Kiefern 2013 mit 384 Kunststoffschildern markiert. Nicht vorhersehbar war, dass noch im selben Jahr 80 Schilder illegal entfernt wurden und ergänzt werden mussten. Ein nicht maßstabsgerechter Lageplan erwies sich als gute Grundlage für eine Schild-Ergänzung und die Korrektur bei Baumverlusten. Das FND Graureiherkolonie hat eine Fläche von 340 x 160 m, wobei von den Graureihern z. Z. 220 x 100 m als Brutfläche genutzt werden. Diese Fläche änderte sich häufig in den Jahrzehnten und hat heute eine relativ große Ausdehnung. Im Jahr 2008 erfolgte als Pflegemaßnahme ein Schneisenaufschluss in 20m-Abstand, ohne die Altkiefern zu reduzieren, wodurch 18 Teilflächen entstanden, die die Kartierung wesentlich erleichtern. Der forstliche M2–Standort ist ein kräftiger Waldboden mit mittlerer Wasserversorgung. Die Altkiefern erreichen Höhen von 20–28 m, heute 72–jährige unterbaute Roteichen Quercus rubra sind in den Kronenraum eingewachsen, ebenso die aus Naturverjüngung
Heft
(2020) 27
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97
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