Heft 
(2020) 27
Seite
99
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Schulz: Die Potsdamer Graureiherkolonie bei Geltow 99 Abb. 2: Kiefernaltbestand mit dichtem Holunderunter­wuchs. Old pine tree stand with dense elder undergrowth. Foto: W. Schulz. 2019 dazu, dass 8 Brutpaare in einen angrenzenden 70-jährigen Kiefernbestand wechselten, und damit im Landkreis Potsdam-Mittelmark brüten. Zu er­klären ist das nicht, denn es gibt noch auf der Fläche nördlich und östlich genug vitale Altkiefern. 2018 und 2019 brüteten Graureiher aber auch auf mehr­jährig abgestorbenen Kiefern, sogar bis 5 Horste je Baum. Im Jahr 2020 wurden, vor allem im Südteil der Kolonie, 15 neue Horstbäume besiedelt, davon einer mit 2 Horsten. 32 Horstbäume aus dem Jahr 2018 wurden 2020 nicht besetzt. Im Nordteil der Kolonie gibt es noch die alte Konzentration von Horstbäumen mit mehreren Horsten. Als Option können die Grau­reiher auf dem Westhang des Schäfereiberges mit jüngerem Kiefernbestand siedeln. 3 Erfassung des Brutbestandes Abb. 3: Der 170–jährige Kiefernbestand mit Eiche, Bu­che, Birke. The 170–year-old pine stand with oak, beech and birch. Foto: W. Schulz. Die Sturmtiefs Xavier am 5. Oktober und Herwart am 28.Oktober 2017 warfen oder brachen 24 der Alt­kiefern, davon 5 Brutbäume mit der größten Anzahl von Horsten,was klar der hohen Windlast geschuldet war. Die Dürrejahre 2018/19,so lässt sich Anfang 2020 deutlich erkennen,wird zu weiteren Opfern unter den 170–jährigen Kiefern führen. Im Februar 2020 waren 28 bereits abgestorben, obwohl keine Horste in die­sen Kronen vorhanden, 31 weitere sind sehr schwach benadelt und eine Erholung ist fragwürdig. Die Aus­breitung des Halbschmarotzers Mistel Viscum laxum , von der 18 Altkiefern befallen sind, reduziert die Vi­talität erheblich und endet sichtbar mit Absterben. Diese Verlichtung des Kiefernkronendaches führte Das Wetter hat ganz entscheidenden Einfluss auf den jährlichen Beginn und den Ablauf des Brutgesche­hens in der Graureiherkolonie. Der warme Januar und Februar 2020 ließ schon am 14. Februar ca. 25 Brutpaare auf den Horsten stehen bzw. um die Plätze streiten. Später Nassschnee auf den Horsten in frü­heren Jahren verzögerte den Brutbeginn wesentlich. Von diesen Kriterien ist die Erfassung der Bruthorste abhängig. Um die Horste im Kronenraum von 20–28 m sicher bewerten zu können, sind 4–6 Begehungen notwendig. Es hat sich gezeigt, dass sich der Brutbeginn der Paare über 2–3 Wochen hinzie­hen kann, was bei der Beringung besonders deutlich wurde. Deshalb ist es nicht sinnvoll, zu früh mit der Kartierung zu beginnen. Erst wenn die Bruthorste deutlich bekotet sind, kommt man zu gesicherten Aussagen. Der Zugang auf der Fläche wird von Jahr zu Jahr schwieriger, weil vor allem der Holunder einen starken Zuwachs hat. 2014 haben Mitglieder der Fachgruppe Ornithologie einen Teil der Schneisen freigeschnitten, um die Kartierung zu erleichtern. Im Rahmen des Schutzstatus soll das künftig un­terbleiben. Fast alle Kronen müssen aus mindestens 2 Perspektiven betrachtet werden, was im Gelände bei voller Belaubung sehr aufwändig ist. Es hat sich bewährt, konsequent nur jeweils einen 20m-Streifen zu kartieren, um den Überblick zu behalten. Die Nutzung eines leichten 10 x 50 Fernglases und eines Feldbuchrahmens ist zu empfehlen. Eine gesunde Halswirbelsäule sollte auch Voraussetzung sein.