100 Otis 27(2020) Die Anzahl der Jungvögel im Horst für die Kolonie vom Boden aus zu bestimmen, ist fast unmöglich. Das war nur bei der Beringung für einen begrenzten Bereich gegeben. Der Versuch, dieses Problem 2014 mit dem Einsatz einer Drohne zu lösen, scheiterte auch bei dem damaligen technischen Niveau. Die Anzahl der Bruthorste ließe sich aber von oben exakt bestimmen. Interessant war, dass die durch die Recyclingfirma lärmresistenten Graureiher trotz der Nähe des Drohneneinsatzes im Futteranflug zu den Horsten kamen. Nur auf den wenigen toten Kiefern lässt sich auf den Bruthorsten die Anzahl der Jungvögel mit Sicherheit bestimmen. Daraus kann aber keine allgemeine Schlussfolgerung auf die Brutkolonie gezogen werden. Höhe und Umfang des Kronenraums haben wesentlichen Einfluss auf die Möglichkeit, die Anzahl der Jungvögel zu bestimmen. Bei der Beringung 2017 konnte von einem Baum Einblick in 35 Horste auf 7 Bäumen genommen werden. In 29 Horsten waren 83 Jungvögel, ca. 2,8 je Horst, und in 6 Horsten lagen 16 Eier, ca. 2,6 je Horst. Beobachter, die es in den vergangenen Jahren gewagt haben die Jungvögel in den Bruthorsten dieser Kolonie zu schätzen, kommen meist auch auf Zahlen zwischen 2–3 Jungvögel pro Horst. R utschke (1985) nennt bei 565 kontrollierten Bruten im Land Brandenburg einen Wert von 2,3 Juv. pro Brutpaar. Abb. 4: Graureiherpaar auf dem Horst. Pair of Grey Herons on the nest. Foto: W. Schulz. Um die Entwicklung der Streuung oder Konzentration der Bruthorste auf den Bäumen über einen längeren Zeitraum darzustellen, wurde die Gruppenbildung(1–2 Horste/Baum usw.) von I. Borkmann übernommen. Es ist zu erkennen, dass in den 1980er Jahren der Anteil der Bäume mit 1–2 Bruthorsten hoch, der mit>6 Bruthorsten 0 war. Mit den Jahren änderte sich das Verhältnis, die Anzahl der Bäume >6 Bruthorste erhöhte sich in einigen Jahren auf bis zu 10. Mit den Stürmen im Oktober 2017 wurde die relativ hohe Konzentration in der Graureiherkolonie abrupt beendet, der Anteil der Bäume mit 1–2 Bruthorsten stieg und 2019 war eine erheblich geringere Anzahl von Bruthorsten zu verzeichnen. 4 Beringung und Wiederfunde Der Leiter der Vogelwarte Rossiten, Ernst Schüz, regte 1930 die„Planberingung u. a. auch der Fischreiher“ an. Die Beringung war auch an norddeutschen Fischreihern erfolgreich. In Brandenburg wurde in neun Kolonien beringt(1930–37). In der Kolonie Potsdam-Wildpark(52.25 N, 13.8 O) beringte der Berliner H. Hofstetter, so auch1930 einen Graureiher, 1932 fünf, 1934 sechs, von den 12 gab es einen Nahfund ohne Ortsangabe. In Brandenburg wurden 412 Graureiher beringt mit 94 Wiederfunden(22,6 %), davon 65 gefangen oder geschossen P flugbeil & R ingleben ( 1939). Im Jahr 2014 konnten Heino Kasper und Uwe Taege aus Plaue für die Beringung der Graureiher gewonnen werden. Trotz der weiten Anfahrt haben sie fünf Jahre, bis zum letzten weißen Farbring, die noch aus dem„Farbmarkierungsprojekt des Vereins ProRing e. V.und der Vogelwarte Hiddensee“ stammten, Jungvögel der Kolonie im Wildpark beringt. Zwischen 2014 und 2018 wurden jährlich 20(2015) bis 40(2018) Jungvögel beringt. Insgesamt erhielten 146 Graureiher den Ring der Vogelwarte Hiddensee und 107 zusätzlich den weißen Kennring. Bei den kleineren Jungvögeln musste auf den Farbring verzichtet werden. Die Orientierung für die Beringung der Graureiher ist der 18. bis 25. Lebenstag. Beringer wünschen sich, dass auf einem Baum in möglichst allen Horsten Jungvögel dieser Altersgruppe sitzen. Vom Boden ist dies jedoch nicht feststellbar. In der Praxis kommt es vor, dass Jungvögel in einem von 6 Horsten schon auf Äste ausweichen, während in einem anderen noch Eier liegen.Das ist keine Besonderheit, S chalow (1919) erwähnt, dass T hielemann schon 1899 von Gelegen in der letzten Februarhälfte berichtet, und H ocke (in S chalow ) findet frische Gelege am 10. Mai. Die Beringung der Graureiher im Wildpark erfolgte in den fünf Jahren jeweils Ende
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(2020) 27
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