Heft 
(2020) 27
Seite
109
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Otis 27(2020): 109 – 112 Massenschlafplatz der Rotdrossel Turdus iliacus bei Potsdam Wolfgang Mädlow M ädlow , W.(2020): Massenschlafplatz der Rotdrossel Turdus iliacus bei Potsdam. Otis 27: 109–112. Im März 2020 wurde bei Potsdam ein Schlafplatz von Rotdrosseln in einem Schilfgebiet festge­stellt, zu dem maximal mindestens 13 300(wahrscheinlich eher rund 15 000) Vögel anflogen. Das Hauptnahrungsgebiet lag in 12 km Entfernung im Park Sanssouci, wo Efeubeeren verzehrt wur­den. Das Massenauftreten fiel in eine Kälteperiode. Ansammlungen über 10 000 Rotdrosseln sind in Deutschland selten, vor allem im Frühjahr. Massenschlafplätze wurden bisher offenbar nicht aus Deutschland, aber gelegentlich aus anderen europäischen Ländern gemeldet. M ädlow , W.(2020): Mass Redwing Turdus iliacus roost near Potsdam. Otis 27: 109–112. In March 2020, a mass redwing roost was discovered in reedbeds near Potsdam, to which a maxi­mum of 13,300(probably closer to 15,000) birds flew in. The main foraging area, where ivy berries were consumed, was at a distance of 12 km in the Sanssouci Park. This mass occurrence occurred during a cold snap. Gatherings of more than 10,000 Redwings are rare in Germany, above all in spring. Until now, mass roosts were apparently reported occasionally from other European coun­tries, but not from Germany. WolfgangMädlow, In der Feldmark 7, 14476 Potsdam, wmaedlow@t-online.de 1 Einleitung Die Rotdrossel ist in Brandenburg und Berlin ein regelmäßiger und häufiger Durchzügler, spärlicher Überwinterer und ausnahmsweise Brutvogel. Das stärkste Auftreten wird zur Heimzugzeit registriert mit einem Gipfel in der zweiten Märzhälfte( S chmidt in ABBO 2001). Zu dieser Zeit können regelmäßig Rastansammlungen von einigen hundert, ausnahms­weise von wenigen tausend Vögeln beobachtet wer­den. Die größten bisher gemeldeten Ansammlungen waren 7 000 durchziehende Vögel am 24.3.1978 am Nieder-Neuendorfer See in Berlin(A. Bruch, OAG B erlin [W est ] 1990), 4 000 am 26.3.1994 bei Ringen­walde/Uckermark und 3 500 am 23.3.1991 bei Glam­beck/Uckermark( D ittberner 1996). Nach G lutz von B lotzheim & B auer (1988) kön­nen Rotdrosseln große Schlafgemeinschaften bilden. Derartige Beobachtungen scheinen für Brandenburg bisher nicht bekannt geworden zu sein. 2 Beobachtungen Am 18.3.2020 fielen am Rand des Potsdamer Orts­teils Golm erstmals viele vorbeifliegende Rotdros­seln in den Abendstunden auf. Zwischen 17 und 18 Uhr flogen 2 600 Vögel nach Nordwest. Bei einer gründlicheren Zählung am 23.3. wurden dann zwi­schen 17.15 und 18.25 Uhr 11 050 vorbeifliegende Rotdrosseln erfasst. Am Folgetag konnte nur zwi­schen 16.50 und 17.20 Uhr gezählt werden, als 1 920 Vögel vorbeiflogen. Das Maximum wurde schließ­lich mit 13 300 Rotdrosseln am 25.3. zwischen 17.10 und 18.30 Uhr gezählt. Die Zählung erfolgte durch optische Abschätzung von Zehnergruppen in den fliegenden Trupps, die dann addiert wurden. Am 26.3. wurde nicht gezählt, sondern versucht, Herkunft und Verbleib der Vögel zu ermitteln. Am Nachmittag rasteten in sehr hoher Zahl Vögel im Schlosspark Sanssouci in Potsdam. Hier sind in den waldartigen Teilen des Parks die Baumstämme flä­chendeckend von Efeu umrankt, der viele Beeren trug. Überall wimmelte es von Rotdrosseln, die die Efeubeeren fraßen.Von einer erhöhten Stelle(Klaus­berg) am Nordwestrand des Parks konnte gegen 16.30 Uhr beobachtet werden, wie hunderte Rot­drosseln aus dem Baumbestand aufstiegen und nach Nordwesten abflogen. Die in einem fast ununterbrochenen Band flie­genden Scharen wurden dann mit dem Auto verfolgt. Sie flogen über Eiche und westlich an Bornim vor­bei Richtung Marquardt. In diesem Bereich wurden erste Zwischenrastplätze beobachtet. Große Scharen mit tausenden Vögeln fielen dann an der Wublitz