Heft 
(2020) 27
Seite
113
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Doppelhorstbäume im Havelland Otis 27(2020): 113 – 116 Torsten Langgemach& Tobias Dürr L anggemach , T.& T. D ürr (2020): Doppelhorstbäume im Havelland. Otis 27: 113–116. Beschrieben werden zwei Fälle aus dem Jahr 2020, in denen zwei Großvogelhorste in einem Baum gefunden wurden: Zwei Rotmilanhorste in einer Kiefer, die dann beide unbenutzt blieben, sowie gleichzeitig erfolgreiche Bruten von Rotmilan und Kolkrabe in einer Kiefer. Neben der Darstellung der Fundumstände und der gesammelten Indizien werden weitere recherchierte Fälle beschrie­ben. L anggemach , T.& T. D ürr (2020): Double eyrie trees in Western Brandenburg. Otis 27: 113–116. We describe two cases of two eyries in the same tree, found in western Brandenburg in 2020: Two nests of a Red Kite pair in one pine tree, neither used later after the death of one partner, as well as successful simultaneous broods of Red Kites and Common Ravens in the same pine tree. In addi­tion to a description of relevant details, additional researched cases are presented. Torsten Langgemach, Tucholskystraße 47, 14712 Rathenow; E-Mail: pomarina62@gmail.com Tobias Dürr, Schillerstraße 19 b, 14656 Brieselang; E-Mail: tobias.duerr@gmx.de 1 Einleitung Greifvögel haben prinzipiell drei Möglichkeiten bei der Brutplatzwahl: Sie können denselben Horst wiederverwenden, auf einen vorhandenen anderen Horst wechseln oder aber ein neues Nest bauen. Be­setzte Horste von Greifvögeln verschiedener Arten, teils auch derselben Art auf verschiedenen Bäumen in geringer Distanz zueinander sind zumindest bei einigen Arten regelmäßig zu finden. Auch dass in einer Saison Brutversuche verschiedener Arten in ei­nem Horst erfolgen, kommt vor. Eher ungewöhnlich ist hingegen die Konstellation, dass ein zusätzliches Nest im selben Baum errichtet wird. Zwei solcher Fälle aus dem Jahr 2020 beschreiben wir im Folgen­den und ergänzen sie um zusätzliche Fallbeispiele, wobei auch Horste von Schwarzstörchen und Kolk­raben eine Rolle spielen.Arten, die ohnehin eher Ko­loniebrüter sind, werden dabei nicht betrachtet. 2 Fallbeschreibungen Fall 1 Auf einer von T. L. betreuten Probefläche zur Erfas­sung von Milanen westlich von Rathenow(Havel­land) befand sich ein Rotmilanhorst auf einer Kiefer am Rande einer Graureiherkolonie(Horst 1). Nach Bruterfolg der Milane an diesem Nest im Jahr 2016 wuchs die Reiherkolonie im Folgejahr von zuvor 13 auf 36 Brutpaare an.Anfang Mai 2017 wurde die Auf­gabe der Milanbrut festgestellt und vermutet, dass zwei neue Reihernester direkt über Horst 1 der Aus­löser waren. Die Reiher selbst waren wohl nicht das Problem, eher die reichlich sichtbaren Exkremente. Nachdem im darauffolgenden Frühjahr 2018 ein Nil­ganspaar Horst 1 für die Brutauserkoren hatte, zo­gen die Rotmilane um und errichteten in etwa 700 m Entfernung einen neuen Horst in einer Kiefer(Horst 2), um dort erfolgreich zu brüten. Da die Nilgänse auch 2019 einen(erfolglosen) Brutversuch in Horst 1 machten, blieben die Milane bei Horst 2 und waren dort wiederum erfolgreich. Im März 2020 wurde zunächst nur ein Rotmi­lan gesehen, der zwischen beiden Horsten pendelte. Erst ab dem 23. März war ein Paar zu beobach­ten, das ebenfalls bis Mitte April unentschlossen wirkte. Nachdem am 18. April unter Horst 2 eine Mäusebussardfeder gefunden wurde und der alte Horst 1 mit dem für Milane typischen Unrat neu geschmückt war, schien alles klar. Bemerkens­wert war allerdings, dass der Bussard nicht Horst 2 übernommen, sondern im selben Baum 3 m da­rüber einen neuen Horst gebaut zu haben schien (Horst 3). Dass dieser gar nichts mit einem Mäu­sebussard zu tun hatte, zeigte sich erst bei einer Kontrolle am 23. Mai: Sowohl Horst 2 als auch der neuePenthouse-Horst 3 waren nach Milanart geschmückt, allerdings beide nicht aktiv(Abb. 1).