Heft 
(2020) 27
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114 Otis 27(2020) ­Alter von 5 –6 Wochen verschwanden im Horst 4 die Rotmilan-Nestlinge durch Prädation. In der Summe wurden in diesem Brutrevier demnach 2020 zwei neue Horste(Horst 3 und 4) errichtet und zusätzlich zwei vorhandene Horste (Horst 1 und 2)geschmückt. Abb. 1: Zwei Rotmilannester in einer Kiefer – unten der erfolgreiche Horst(Horst 2) aus den Jahren 2018 und 2019 und oben der 2020 zusätzlich erbaute, aber dann nicht genutzte Horst 3. Two Red Kite nests in the same tree – below, the nest that was successful in 2018 and 2019 and above, a new nest built in March 2020 but later not used because of the death of an adult due to predation. Foto: T. Langgemach . Eine Erklärung lieferte dann die Rupfung eines adulten Rotmilans etwa 120 m vom Doppelhorst­Baum entfernt. Ihr Alter wurde auf über zwei Mo­nate geschätzt. Demnach war es im März kurz nach der Revierbesetzung zum Verlust eines der Partner gekommen. Dies erklärt den Umzug zum alten Horst 1 nach einer Neuverpaarung. Es erklärt aller­dings nicht, warum das erste Paar im März nicht den vorhandenen Horst 2 genutzt, sondern einen zusätzlichen direkt darüber errichtet hatte. Dass das Verwirrspiel am ursprünglichen und nun wieder genutzten Brutplatz weiterging, sei nur am Rande erwähnt: Obwohl der alte Horst 1 mit neuemHorstschmuck versehen war und auch immer wieder ein Milan darauf oder daneben saß, wurde sehr versteckt in 30 m Entfernung ein neuer Horst errichtet(Horst 4). Ob das mit den wieder­um präsenten, aber anscheinend nicht brütenden Nilgänsen zusammenhing, muss offen bleiben. Im Fall 2 Der zweite Doppelhorstbaum befindet sich am Ran­de einer Graureiherkolonie in einem Feldgehölz im NaturschutzgebietHavelländisches Luch. Den Bestand dominieren Erlen, durchsetzt mit Kiefern, Birken und Fichten. Neben bis zu knapp zweihun­dert Paaren des Graureihers sind auch Rot- und Schwarzmilan, Mäusebussard und Kolkrabe regel­mäßige Erbauer von Horsten in diesem Gehölz.Beim Auszählen der Reiherkolonie am 4. Juni 2020 fand T. D. in der untersten Stammgabel einer Kiefer in etwa 12 m Höhe den Horst eines Rotmilans. Ein Altvogel saß noch sehr fest und brütete oder huderte sehr kleine Nestlinge. Der Horst befand sich etwa 40 m vom vorjährigen Kiefernhorst entfernt im Zentrum der Reiherkolonie. Dieser war 2020 offenbar von Waldohreulen besetzt. Der aktuelle Rotmilanhorst war auf den Res­ten eines vorjährigen Kolkrabenhorstes aufgebaut. Darunter lagen der abgestürzte vorjährige Kolkra­benhorst sowie die Reste eines flüggen Kolkraben, der dort etwa 10 –14 Tage zuvor verendet war. Der Jungvogel war bereits voll flugfähig, nur die beiden äußersten Handschwingen waren noch nicht voll­ständig verhornt. Er war durch Bindegarn ca. 10 Tage über die Phase des Ausfliegens hinaus an den Horst gefesselt. Die Eltern versorgten ihn offensicht­lich weiter, bis er vermutlich bei einem Versuch des Ausfliegens zu Tode kam. Erst durch den Fund die­ses Raben aufmerksam geworden, konnte im oberen Kronenbereich derselben Kiefer, ca. 2,5 m über dem Rotmilanhorst und ca. 3 m von diesem entfernt, ein weiterer Horst ausgemacht werden. Dieser war 2020 von den Kolkraben als Ersatz des abgestürzten Hors­tes neu erbaut und genutzt worden. Mindestens zwei flügge Jungraben in der Nähe sprechen für eine er­folgreiche Brut in diesem Horst. Um den weiteren Verlauf der Rotmilanbrut zu dokumentieren, wurde diese am 23. Juli erneut kont­rolliert.Ein flügger Jungvogel flog vom Horstbaum ab. Zehn Meter daneben fanden sich die Überreste eines