Heft 
(2020) 27
Seite
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Otis 27(2020): 125 – 132 Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg STAATLICHE VOGELSC Torsten Langgemach, Torsten Ryslavy& Tobias Dürr HUTZWARTE BRANDENBU RG Im Januar 2020 trat unser dienstältester Mitarbeiter Wernfried Jaschke seinen wohlverdienten Ruhe­stand an. Als Mann der ersten Stunde war er bereits 1978 bei den ersten Spatenstichen für die zu grün­dende Naturschutzstation Buckow dabei und blickt somit auf fast 42 Dienstjahre zurück! Diese waren gefüllt mit einem breiten Spektrum an Naturschutz­aufgaben, die über die reine Dienstzeit hinaus auch in die Freizeit reichten. Praktische Naturschutzar­beit spielte von Anfang an eine große Rolle, aber mehr und mehr kamen konzeptionelle Arbeiten und Aufgaben der Naturschutzverwaltung hinzu – auch wenn der zunehmende Verwaltungsaufwand und die Digitalisierung dieses Feld nicht zu Wernfrieds Lieblingsaufgaben machten. Gleichwohl spielte die Organisation des Vertragsnaturschutzes über viele Jahre eine große Rolle in seiner Arbeit – und diente letztlich auch der Umsetzung seiner Konzeption und Vision für die Entwicklung des Naturschutzgebietes Havelländisches Luch und dessen wichtigster Ziel­art, der Großtrappe. Kein anderer hat im Laufe der Jahre so detailreiche Kenntnisse über dieses Gebiet erworben, niemand sonst ist in der Lage, sich sofort konkret zu einem bestimmten Flurstück zu äußern, dessen gesamte Nutzungsgeschichte parat zu ha­ben und die Folgen einer geplanten Nutzungsände­rung einschätzen zu können. Wernfried – an dieser Stelle wirst Du kaum zu ersetzen sein! Zu diesem Schutzgebietswissen trug auch eine eindrucksvolle Artenkenntnis bei, die nicht bei Vögeln oder Wir­beltieren insgesamt Halt machte, sondern auch die Entomologie und Botanik einschloss. Dies kam dem Monitoring im Schutzgebiet und der Erfolgskont­rolle für die eingeleiteten Naturschutzmaßnahmen enorm zugute. Die Konsequenz, mit der Wernfried bestimmte Ziele verfolgte, wirkte manchmal sehr hartnäckig; insofern war ereine harte Nuss- so­wohl für landwirtschaftliche Verhandlungspartner als auch für die eigenen Vorgesetzten, die manchmal vielleicht zu schnell nach Kompromissen suchten. Die Erfolge der Gebietsentwicklung geben ihm aber Recht: An so mancher Stelle gäbe es heute keine Ro­te-Liste-Arten und keine anspruchsvollen Tier- und Pflanzenspezies, die sich – teils nach Jahrzehnten der Abwesenheit – wieder eingestellt haben. Konse­quenz und ein langer Atem sind wichtige Lehren für die Naturschutzarbeit, die uns Wernfried Jaschke mit auf den Weg gibt. Herzlichen Dank für Dein großes Engagement, die langjährige fruchtbare Zusammen­arbeit und alles, was wir von Dir lernen durften. Für die kommenden Jahre und Jahrzehnte wünschen wir Dir Gesundheit und anhaltende Schaffenskraft und freuen uns auf Dich als engagierten Ehrenamtlichen! Abb. 1: Wernfried Jaschke bei einer naturkundlichen Ex­kursion im Landkreis Märkisch-Oderland. Wernfried Jaschke on an excursion in eastern Brandenburg. Foto: T. Dürr. Die Stelle von Wernfried Jaschke war nicht zur Wie­derbesetzung vorgesehen, und alle Bemühungen, sie zu retten, blieben zunächst ohne Erfolg. Somit hatte nicht nur die Vogelschutzwarte ihren mittler­weile vierten Mitarbeiter verloren, sondern auch das Großtrappen-SchutzgebietHavelländisches Luch seinen letzten Betreuer. Für die verbliebenen Mit­arbeiter war das mit immensen Mehrbelastungen