Heft 
(2020) 27
Seite
129
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Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg 129 Veränderungen bereits seit vielen Jahrzehnten statt­finden und nicht erst mit der Wahrnehmung des Insektensterbens in den letzten Jahren begannen. So ist eine Reihe von Brutvogelarten schon deutlich vor dem Untersuchungszeitraum aus der branden­burgischen Agrarlandschaft verschwunden. Dazu gehören Arten wie Kornweihe und Birkhuhn, die in Brandenburg gar nicht mehr vorkommen, aber auch Saatkrähe oder Haubenlerche, die nur noch im Sied­lungsraum brüten. Abb. 4: Der Kiebitz als Wappenvogel der brandenburgi­schen Vogelschutzwarte hat in unserem Bundesland zwi­schen 1992 und 2016 um 66 % abgenommen. The Lapwing as the heraldic bird of the Brandenburg State Bird Conservation Centre declined in Brandenburg by 66 % between 1992 and 2016. Foto: M. Putze . Das Dilemma und der grundlegende Konflikt be­stehen darin, dass auch die rechtskonforme Bewirt­schaftung(ordnungsgemäße Landwirtschaft) zu gravierenden Beeinträchtigungen der biologischen Vielfalt führen kann. Bei zunehmenden Erträgen steigt die Wahrscheinlichkeit solcher Effekte. Umso wichtiger ist es, die pflanzenbaulichen und ökologi­schen Zusammenhänge zu verstehen. Nur so lassen sich Schlussfolgerungen ziehen, die den Fortbestand leistungsfähiger Betriebe garantieren und trotzdem biologische Vielfalt ermöglichen. Klar ist jedoch, dass sich Höchsterträge und biologische Vielfalt auf ein und derselben Fläche ausschließen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen inkl. der Förderung des Ökolandbaus, bei dem Brandenburg bundesweit an vierter Stelle rangiert, haben für eine Trendumkehr auf Landesebene nicht ausge­reicht. Daher besteht dringender Handlungsbedarf, die Situation zu verbessern. Von den Ergebnissen unserer Analyse ausgehend, müssen auch Gegen­maßnahmen inhaltlich breit angelegt sein und auf großer Fläche konsequent sowie langfristig stattfin­den, wenn sie auf Landesebene wirksam sein sollen. Deutschlandweit und darüber hinaus gibt es ermu­tigende Fallbeispiele gemeinsam mit engagierten Landwirten. Die Ursachen für lokal bzw. regional positive Bestandsentwicklungen sind umfassend untersucht und lassen sich gut in agrarpolitische Rahmenbedingungen und künftige Agrar-Umwelt­Programme übersetzen. Die Funktionalität des ländlichen Raumes kann sich dabei auch mit Vor­teilen für die Landwirtschaft selbst verbessern. Eins ist klar: Auch weiterhin werden die Zahlen aus dem Vogelmonitoring zeigen, ob die ergriffenen Maßnah­men tatsächlich der Artenvielfalt dienen oder nicht. 2020 erfolgt durch den Beirat der Beringungzent­rale Hiddensee eine Überarbeitung der zentralen Be­ringungsprogramme. Der Beirat sprach sich für die Fortführung der bestehenden Programme aus- mit Ausnahme des bisherigen länderübergreifenden Farb­beringungsprogramms am Graureiher, das nur noch auf lokaler Ebene verfolgt wird.Über die Neuaufnahme weiterer Programme(Großmöwen, Schwarzkopfmö­we, Flussseeschwalbe, Rotmilan, Kranich, Migrati­onsverhalten von Greifvögeln und Eulen) wird aktuell noch diskutiert. Die zentralen Programme, darunter insbesondere auch die MonitoringprogrammeInteg­riertes Monitoring von Singvogelpopulationen(IMS), Internationales Monitoring Greifvögel und Eulen so­wie dasBundesweite Integrierte Monitoring Rauch­schwalbe bilden den Kern der wissenschaftlichen Vogelberingung in Brandenburg,ohne dass zusätzliche regionale Einzelprogramme mit speziellen Fragestel­lungen dadurch ausgeschlossen werden. Derzeit stützt sich die Vogelberingung in Brandenburg auf die Arbeit von 82 ehrenamtlich tätigen, hoch spezialisierten Or­nithologen.Die Ergebnisse sind wichtige wissenschaft­liche Grundlagendaten für den Artenschutz; sie gehen in Bewertungen des Landes und auf Bundesebene ein und dienen der Erfüllung von Berichtsplichten. Auch in die aktuelle Rote Liste flossen Beringungsdaten ein, nämlich für die schwer erfassbaren Arten Schleiereule und Bartmeise, für die keine belastbaren Bestandsda­ten vorliegen. Bisher hält sich allerdings die Beteiligung Bran­denburger Beringer an den zentralen Monitoring­programmen in Grenzen, so dass Auswertungen