Heft 
(2020) 27
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130 Otis 27(2020) auf Ebene des Bundeslandes für Trendaussagen der Singvögel, Greifvögel und Eulen noch zu unsicher sind. Um die Ergebnisse belastbarer zu machen, bedarf es einer größeren und kontinuierlichen Be­teiligung. Dazu sei an dieser Stelle eindringlich aufgerufen. In den letzten Jahren legten mindestens sieben Ornithologen aus Brandenburg oder Berlin eine Beringerprüfung ab, ohne jedoch danach eine Zulassung als Beringer zu beantragen. Vor dem o. g. Hintergrund ist das bedauerlich! Der rückläufige Trend beim Kormoran setzte sich 2020 weiter fort und ließ den Bestand auf einen neuen Tiefstand der zurückliegenden zwei Jahrzehn­te schrumpfen: Mit 940 Paaren lag er nur noch bei einem Drittel des bisherigen Maximalbestandes von 2001(Abb. 5). In der Uckermark scheiterten er­neut alle vier Kolonien, ohne dass eine Umsiedlung bekannt wurde. Der Zusammenbruch der Kolonie auf dem Trebelsee(Mittlere Havel) bewirkte vier Ansiedlungsversuche an anderen Stellen, von de­nen nur einer in der Stadt Brandenburg/Havel er­folgreich verlief. Parallel häuften sich im Laufe der Brutzeit Beobachtungen von Hunderten Individuen, die offenbar nicht oder nicht mehr brüteten. Grund für die rückläufige Entwicklung ist allem Anschein nach die steigende Präsenz von Waschbären; in den Poldern entlang der Oder spielten zudem erneut niedrige Wasserstände eine Rolle. Die ermittelte Jun­genzahl in 161 Nestern aus 5 Kolonien betrug 2,29. Die Fortpflanzungsziffer lag unter Berücksichtigung des Totalverlustes in 6 der 13 Kolonien bei nur 0,89 (n=375) und war damit erneut sehr niedrig. Bei jahrelang unterdurchschnittlichen Nachwuchsraten und sinkenden Beständen scheint die Immigration nach Brandenburg aus den großen Brutbeständen in Mecklenburg-Vorpommern und auch Polen sehr gering zu sein. Da sich von den zahlreichen farbbe­ringten Jungvögeln einige wenige, ausschließlich aus dem Unteren Odertal, in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt haben, wäre eine umgekehrte Ansied­lungsrichtung, d. h. von der Küste ins Binnenland ebenso denkbar. Da entsprechende Ringablesungen zur Brutzeit ausblieben, scheint dies aber kaum stattzufinden. Bei anhaltendem Trend wird der Kor­moran in zehn Jahren in der nächsten brandenbur­­gischen Roten Liste stehen. Wiederholt konnten wir in den letzten Jahren über Erfolge bei der Markierung oder Erdverka­belung von Energie-Freileitungen zugunsten der Vögel berichten. Der in der Otis 2016 beschriebene Brutpaare (n) 3000 2500 2000 1500 1000 2813 2626 2715 2602 2614 2515 2492 2391 2319 2504 2206 2100 2008 1887 1827 1841 1654 1731 1540 1446 1390 1267 1177 1187 1116 940 729 500 373 300 152 70 0 Abb. 5.: Entwicklung des Kormoran-Brutbestandes in Brandenburg 1990 –2020. Population trend of the Great Cormorant in Brandenburg 1990 –2020. 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020