Heft 
(2020) 27
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132 Otis 27(2020) VonApril bis Juli 2020 wurden die wissenschaftlichen Untersuchungen an den Feldberieselungsanlagen bei Liepe und Möthlow(SPAsHavelländisches Luch undRhin-Havelluch) fortgeführt. Im Rah­men ihrer Master- bzw. Bachelorarbeit suchten Martin Horny und Paula Menzel die Nester von bo­denbrütenden Feldvögeln, um die brutbiologischen Auswirkungen der Beregnung zu erforschen.Es wur­den insgesamt 86 Nester von vier Arten gefunden, so dass zusammen mit der Startphase im Vorjahr genau 100 Nester auswertbar sind: Feldlerche 44, Schafstel­ze 24, Ortolan 31 und Grauammer 1. Der Einfluss der Beregnung ließ sich bei 70 Nestern ermitteln: Feld­lerche 34, Schafstelze 19, Ortolan 16 und Grauammer 1. Die übrigen 30 Nester können als Kontrollgrup­pe fungieren. In den gefundenen Nestern wurden Thermologger platziert, um die Auswirkungen der Beregnung zu erfassen. Zum jetzigen Stand der Aus­wertung kann bestätigt werden, dass mehrere bereg­nete Bruten erfolgreich verliefen und ertränkte Junge in keinem Nest festgestellt wurden.Die vollständigen Ergebnisse sind in absehbarer Zeit verfügbar. Die Studie ist schönes Beispiel für diePhiloso­phie der Vogelschutzwarte: Proaktiv im Hinblick auf eine absehbar zunehmende Gefährdung und gut vernetzt(Universitäten Karlsruhe und Potsdam, Förderverein Großtrappenschutz, die Landwirte und der Deutsche Rat für Vogelschutz als Geldgeber). Zudem betreten wir hier Neuland, da es europaweit kaum entsprechende Erkenntnisse gibt. Neue Zahlen gibt es zur Population der Fisch­adler in Iberien, deren Wiederansiedlung auf dem spanischen Festland neun Jahre lang mit Jungadlern aus Brandenburg unterstützt wurde(letzte Meldung siehe Otis 2012).Daher ist es interessant,wie die Ent­wicklung nach dem planmäßigen Projektabschluss 2012 weiter verlief. In jenem Jahr gab es im andalu­sischen Projektgebiet sieben Brutpaare, darunter ein Tripel mit zwei Männchen und einem Weibchen. Nach M orandini et al.(2019) erreichte der dortige Bestand 2016 bereits 23 Paare – 13 in der Provinz Cádiz und zehn in der Provinz Huelva. Die iberische Gesamtpopulation, die auch durch Auswilderungen im Baskenland und in Portugal beeinflusst ist und Paare auf den Inseln einschließt, beziffern S iverio et al.(2018) im Jahr 2018 auf 53 Paare – 48 in Spanien und fünf in Portugal. Interessant ist überdies, dass auch die Zahl mittel- und nordeuropäischer Fisch­adler, die auf der iberischen Halbinsel überwintern, seit fast zwei Jahrzehnten zunimmt. Dieser Trend zur Zugwegverkürzung ist vergleichbar mit dem Weiß­storch und anderen Arten. Ringablesungen zeigen, dass diese Tendenz für alle Herkunftsgebiete auf dem westlichen Zugweg gleichermaßen gilt, dass aber Jungadler eher als adulte zur Überwinterung schon in Europa neigen( M artín et al. 2019). Literatur L anggemach , T.& T. R yslavy (2010): Vogelarten der Agrar­landschaft in Brandenburg – Überblick über Bestand und Bestandstrends. Naturschutz u. Biol. Vielfalt 95: 107–130. L anggemach , T., T. R yslavy , M. J urke , W. J aschke , M. F lade , J. H offmann , K. S tein -B achinger , K. D ziewiaty , N. R öder , N., F. G ottwald , F. Z immermann , R. V ögel , H. W atzke & N. S chneeweiss (2019): Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg – Bestände, Bestandstrends, Ursachen aktueller und langfristiger Entwicklungen und Möglich­keiten für Verbesserungen. Naturschutz u. Landschafts­pfl. Brandenburg 28: 4 –67. M artín , B., C. A. T orralvo , E. G onçalo , J. T omás , A. O nrubia & M. F errer (2019): Are Western European Ospreys ( Pandion haliaetus ) shortening their migration distan­ces? Evidence from trends of the wintering population in the Iberian Peninsula. European Journal of Wildlife Research 65(doi.org/10.1007/s10344-019-1311-5). Mo randini ,V., R. M uriel , I. N ewton & M. F errer (2019): Ske­wed sex ratios in a newly established osprey population. J. Ornithol. 160: 1025 –1033. R yslavy , T., M. J urke & W. M ädlow ( 2019): Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes Brandenburg. Natur­schutz u.Landschaftspfl.Brandenburg 27, Beilage, 231 S. S iverio , M., F. S iverio , B. R odríguez & J. C. D el M oral (eds.) (2018). El águila pescadora en España y Portugal: po­blación invernante 2016 –2017, reproductora en 2018 y método de censo. SEO/BirdLife. Madrid. Die Vogelschutzwarte ist zu erreichen über Landesamt für Umwelt Staatliche Vogelschutzwarte 14715 Nennhausen/ Ortsteil Buckow, Buckower Dorfstraße 34 Telefon: 033878/60257 Fax: 033878/60600 E-Mail: vogelschutzwarte@lfu.brandenburg.de https://lfu.brandenburg.de/lfu/de/aufgaben/natur/ artenschutz/vogelschutzwarte/