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Vom Hakenkreuz im Museum Heiligengrabe.
Von A. v. Anerswald.
den Häusern wehen die Fahnen mit dem Hakenkreuz.
Sie wehen auch von den amtlichen Gebäuden — sie sind ein Wahrzeichen geworden, ein Sinnbild. Wofür? Für Licht, Sieg, Heil, aufsteigende und stürmend wirkende Sonnenkraft. Noch ist in weiten Kreisen der letzte Sinn dieses Zeichens unbekannt. Zu sehr hat sich eine andere Vorstellung in den Vordergrund geschoben: das Hakenkreuz wird als ein Kampfzeichen gegen das Judentum betrachtet. Nur ein Bruchteil selbst der Gebildeten weiß, daß es zusammen mit der Spirale schon in grauester Vorzeit ein Zeichen für die Sonne war. Die indogermanischen Völker, Banernvölker, die den Acker bestellten, waren in ihrem Wohl und Wehe an den Lauf der Gestirne gebunden. Der Jahreslanf der Sonne, des flammenden Lebensbringers, erfüllte ihre Vorstellungen. Noch künden uns Sage und Dichtung davon: Siegfried, Dornröschen, der Kampf des Lichtes gegen die Finsternis, der Sieg der dunklen feindlichen Mächte über das Licht und die erneute Befreiung der Sonne aus solcher Macht — das war die tiefe, auch auf das eigene Leben bezogene Vorstellungswelt der alten Völker. Eines ihrer weitverbreitetsten Sinnbilder dafür war das Hakenkreuz.
Wie ist nun die Auffassung entstanden, das Hakenkreuz sei ein antisemitisches Zeichen? Auch das hat seinen geschichtlichen Wahrheitsgehalt, denn dieses Symbol, das wir im ganzen vorgeschichtlichen Europa und nicht minder in Ostasien und sogar in Amerika wiederfinden, fehlt so gut wie ganz in der semitischen Welt. Da ist es nur in ganz vereinzelten Fällen als Gast und Eindringling festzustellen. Sonst aber können wir es bis in fernstes Altertum verfolgen. Schon um 3000 v. Ehr. in der Steinzeit erscheint es und taucht dann immer wieder in den verschiedenen Perioden der Vorgeschichte auf, auch in unserer Heimat. Und diese Zusammenhänge, die auch die Prignitz ein- beschlosfen zeigt in die religiöse Vorstellungswelt einer großen Vergangenheit, sollen hier behandelt werden.
Erst im letzten Jahre sind Funde dieser Art gemacht worden. In der Westprignitz handelt es sich um eine frühkaiserzeitliche Fibel, die mit diesem Symbol geschmückt ist. Und auch die Funde, die unser Museum seit kurzer Zeit sein eigen nennt, stammen aus derselben Zeit, der Zeit um Christi Geburt. Sie wurden bei der großen vorjährigen Grabung in Kuhbier gemacht.