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zwei höchst reizvolle Bilder zu besprechen, die die Auflicht-Be- leuchtung bei der Untersuchung von Spaltöffnungen an Blättern verschiedener anderer Pflanzen ergeben hat. Es liegt nämlich im Wesen der Mikro-Auflicht-Beleuchtung, daß sie uns auch die mikroskopische Kleinwelt unter solchen Licht- und Schattenverhältnissen zeigt, wie wir sie auch sonst bei der Betrachtung der Umwelt zu sehen gewohnt sind, wodurch ein bisher nicht erreichtes Maß von Anschaulichkeit erreicht wird.
So zeigt z. B. Abbildung o die gänzlich geöffneten Spaltöffnungen von einem Blatte der Teerose Marächal Niel. Das Bild ist insofern nicht alltäglich, als man derart weit geöffnete Spaltöffnungen fast nur an lebenden, mit der Pflanze noch in Zusammenhang stehenden Blättern sehen kann. Deutlich sind am Rande jeder klaffenden Spalte die beiden wulstförmig aufgetriebenen Schließzellen sichtbar. Die wärmebedürftige Teerose hält die Spaltöffnungen deswegen auch des Tags und. in prallem Sonnenschein soweit geöffnet, weil sie wegen ihrer Herkunft aus heißen Gegenden selbst an unseren wärmsten Sommersonnentagen nicht so leicht unter Wassermangel leidet wie unsere einheimischen Landgewächse.
Ganz eigentümliche Bilder gibt es, wenn wir die „Blätter" von Nadelhölzern unter das Auflicht-Mikroskop bringen. So zeigt die Abbildung 6 die Nadeln unserer Fichte (?icea exelsa). Die weißen, regelmäßig in Reihen angeordneten Punkte stellen die Spaltöffnungen vor, die hier, des wirksamen Verdunstungsschutzes wegen, am Grunde von Grübchen angeorduet sind. Diese sind mit einer wachsartigen, gelblichweißen Masse angefüllt, so daß auch bei gänzlich geöffneten Spaltöffnungen der Gasaustausch sozusagen „gebremst" ist. Bei den Nadeln der Eibe (Taxus baccata) wiederum wird einem zu großen Verdunstungsverlust durch versteckte Anordnung der Spaltöffnungen zwischen schützenden Wülsten vorgebeugt.
Nun ist ja nicht eben schwer zu folgern, warum gerade die Blätter unserer Nadelbäume diese Schutzvorrichtungen gegen zu starke Verdunstung aufweisen. Alle Nadelhölzer sind ja Wintergrün, werfen also ihre Belaubung während der kalten Jahreszeit nicht ab. Und ein Blatt, das der Winterkälte ausgesetzt ist, muß eben mit jeder Wasserabgabe äußerst sparen, da die Wurzeln dem kalten oder gar gefrorenen Boden kaum mehr Wasser erbringen können. Daher wird die Oberfläche des Blattes möglichst eingeschränkt, erhält die schlanke Nadelform, die Spaltöffnungen werden geschützt, und außerdem wird das garrze Blatt von einer sehr dickwandigen Oberhautzellschicht, die stellenweise noch durch eine zweite Unterhautschicht verstärkt ist, eingehüllt.