Heft 
(1932 - 1933) 1
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einer ArtMäusezähnchenstich" ausgeführt (Tfl. 3, 3, 9, 13, 16, 19). Sich kreuzende Kammstrichlinien und ein Tannenzweig­muster kommen vor (Ts. 3, 10, 7, 17). Auch Gruppen kurzer Striche, die zu verschiedenen Mustern zusammengestellt sind, treten in Havelberg auf. Bisweilen ist der Umbruch etwas schärfer und gekerbt (Ts, 3, 12, 16).

Während man die meisten der genannten Scherben dem 9. bis 10. Jahrhundert zuweisen muß, kommen einige Typen vor, die schon auf eine spätere Zeitstellung Hinweisen. Dazu gehören die schon erwähnten Gefäßreste mit dem stärker aus­gebildeten Rande und einige andere mit seichten Gurtfurchen (Ts. 4, 26, 8, 10). Bei 10 handelt es sich allerdings mehr um rundliche Rippen. Eine spätere zeitliche Ansetzung kommt wohl auch dem Randstück Ts. 4, 12 zu, das mit Reliefbändern geschmückt ist. Vor allem aber erinnert das Strick Ts. 4, 7, das rötlich grau gefärbt ist, schon deutlich an die frühdeutschen Bombentöpfe und dürfte also darauf hin­deuten, daß mindestens der letzte Abschnitt der Besiedlung des Walles schon in die Anfänge der deutschen Kolonisation fällt, also etwa in die Mitte des 11. Jahrhunderts.

AnBodenmarken" kommen nur zwei Arten vor: kleinere oder größere eingetiefte Kreise (Ts. 4, 11) und dieselbe Art reliefartig erhaben (ebd. 9).

So bietet derKleine Burgwall" bei Havelberg nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen ein ziemlich einheitliches Bild. Er weist nur eine einfache Wallkonstruktion und eine etwa dreihundert Jahre dauernde Besiedlungsdauer auf. Das Volk, das ihn besiedelte, waren Wenden, die dann später auf dem noch heute nach ihnen benannten Wendeberg angesiedelt wurden. Es mag kein Zufall sein, daß dieWendeberg fisch er" heute noch ihre Gerechtsame an Wiesen und Wasser auf dem Burgwall und um ihn herum haben, vielleicht liegt hier eine Tradition aus alter Zeit vor.

Geschichtlich dürfte der Zeitpunkt der Zerstörung des Walles interessant sein. Er liegt etwa in der Mitte des 11. Jahr­hunderts, wie die Gefäßreste bezeugen. Der rötliche Lehmschnitt im Wall spricht dafür, daß ein Brand das Aufhören des Walles herbeiführte. Diesen Brand werden wahrscheinlich die zurück­wandernden Deutschen bei Eroberung des Walles entfacht haben. Ob der Kampf, der hier stattgefundeu haben muß, mit dem Wendenaufstand bei Lenzen im Jahre 1066 zusammenzubringen ist, kann nicht gesagt werden, da die Quellen keine Auskunft geben, ob sich das Ringen soweit nach Süden erstreckte. Zeit­lich würde es gut mit der Zerstörung des Walles zusammen­passen. Denkbar wäre aber auch, daß die Deutschen auf diesem