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nordische Mensch ist immer vor die gleichen Aufgaben und in Bindungen gestellt gewesen, aber die Art ihrer Lösung hat immer neu und immer wechselnd sein müssen, vielgestaltig sich wandelnd wie das Antlitz der Mutter Erde. Denn, was wir Boden nennen, ist ja nicht die Erde, die wir treten. Es ist die Landschaft, die in dem großen Zusammenspiel himmlischer und irdischer Kräfte ihre Gestalt gewinnt, es sind die klimatischen Bedingungen, die diese Landschaft heiter und lieblich oder düster und schrecklich machen, es sind die Ansprüche und Forderungen, die aus diesem Wandel an den Menschen herantreten. Der schöpferische, d. h. der nordische Mensch wird gestaltend in dieses Naturgeschehen eingreifen und wird sich dadurch wesentlich von den nicht kultur- schöpferischen Nassen unterscheiden. Es gibt zwei Formen der Daseinsbehauptung, die eine heißt Anpassung, die andere Gestaltung. Ueberall da, wo wir auf Gestaltung stoßen, werden wir wesentliche Einflüsse des nordischen Menschen voraussetzen dürfen. Geschichte schreiben, heißt deshalb die Geschichte des nordischen Menschen schreiben, und die Bedeutung der deutschen Vorgeschichte liegt darin, daß sie uns in wenigen klaren Linien die gestaltende Daseinsbehauptung unseres Volkes durch die Jahrtausende zu zeigen vermag und uns damit einen Einblick in das Wesentliche und Bestimmende feiner Anlagen gibt. Was aber für das Ganze Geltung hat, hat auch für einen Teilausschnitt Geltung, sowie man aus kleinen Proben den Gehalt einer Flüssigkeit gültig zu bestimmen vermag. Deshalb ist auch die Vorgeschichte unserer Landschaft, der Prignitz, nicht nur eine zufällige Teilerscheinung, sondern in den Funden unseres Bodens gewinnen wir ein abgeschlossenes, klares Bild von der großen Vergangenheit unseres Volkes. Wir können an der Geschichte unseres Bodens und an seinen Funden den gewaltigen Ablauf heiligen Völkerlebens erkennen. Das ist die Bedeutung eines Heimatmuseums — es vermittelt ein Bild der großen Beziehungen und Zusammenhänge und zeigt zugleich die landschaftliche Sonderentwicklung.
Die Ostprignitz in ihrer heutigen Gestalt gehört zu den Kornkammern d. h. zu' den landwirtschaftlichen Ueberschuß- gebieten des Deutschen Reiches. Sie ist ausgesprochenes Bauernland, wenn auch stark durchsetzt mit Großgrundbesitz. Dorf schließt sich an Dorf. Pflugland, Weide und Wald beherrschen das Landschaftsbild. Vier Städte bilden in den einzelnen Teilen Wirtschaftliche Mittelpunkte. Alte Burgen und Schlösser erzählen von der Geschichte des letzten Jahrtausends. Wer dies Land mit aufmerksamem Blick durchwandert, wird es ebenso reich an Naturschönheit finden, wie durchgestaltet und beherrscht von Menschenhand und Menschenwilleu.