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ihnen soll sich unsere Aufmerksamkeit auch bei Darlegung der Vorgeschichte unserer Heimat zuwenden.
Eiszeit.
Die Frage, die der forschende, grübelnde Geist stellt, ist immer die alte unersättliche Eddafrage: Weißt du noch mehr? Sie führt uns in die Vorgeschichte der Prignitz zurück, bis etwa in die Zeit 8000 v. d. Zr., vielleicht nicht dem ersten Auftreten des Menschen bei uns, aber doch der Zeit, aus der uns seine ersten Spuren erhalten sind. Freilich, sie sind spärlich — aber es kann sein, daß sich hier noch einmal Lücken füllen, daß eine gründliche systematische Absuchung der Ackerkuppen und Fluß- und Seeränder den bisher geringen Befund noch einmal vervielfältigen wird. Wir wissen, daß nicht nur die Geschichte des Menschen, sondern daß auch die für uns hier wichtige Geschichte des nordischen Menschen in viel weitere Zeiträume zurückreicht. Wir dürfen seine Vorfahren schon in der letzten Zwischeneiszeit suchen und die endgültige Ausbildung seiner äußeren Gestalt und seiner körperlichen und seelischen Anlagen, die nun „konstant" wurden, hat er wohl in der letzten Eiszeit erhalten. Unter den harten, höchsten Einsatz erfordernden Lebensbedingungen hat eine Auslese stattgefunden, die die starke Führerpersönlichkeit und Opferkrast förderten. Wir müssen uns allerdings darüber klar sein, daß solche Folgen keine notwendigen sind. Noch heute ziehen unter den der Eiszeit ähnlichen Bedingungen Menschentrupps mit ihren Renntierherden durch das arktische Gebiet, die Lappeu und die Eskimos. Aber sie sind jenem Dasein verhaftet, wie das Tier jener Regionen seinen dortigen besonderen Lebensbedingungen verhaftet bleibt. Es sind in ihnen keine höheren Anlagen vorhanden, die ruhen oder sich entwickeln, je nach den Lebensbedingungen, die fordernd an sie herantreten. Das sind letzte Rätsel, die sich dem forschenden Blick des Menschen entziehen. Wir können nur die Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß hier eine Rasse vorhanden ist, in der von vornherein die höchsten Entwicklungsmöglichkeiten liegen, und daß eben diese Menscheugruppe einer einmaligen Auslese und Erziehung unterworfen worden ist, wie sie gewaltiger nicht gedacht werden kann. Sie antwortet auf diese Auslese und Erziehung mit den ihr innewohnenden Anlagen. Das ist eine Erfahrung, die jeder Erzieher noch heute an jedem Kinde machen kann, niemals kann er in dieses Kind irgend etwas hineintragen, das diesem wesensfremd ist, Wohl aber kann er das Vorhandene stärken und entwickeln.
Dieser nordische Mensch ist in jener harten Zeit, in der das Eis sich von Norden kommend über Norddeutschland erstreckte,