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Eindruck gemacht als in der Zeit beginnenden Mittelalters, d. h. unter dem Einfluß kühler und feuchter Witterung waren weite Gebiete zu Urwäldern und Sümpfen geworden, in denen Elch und Bär, Wisent und Wolf hausten. Diese Teile des Landes mußten dem Menschen der Vorzeit verschlossen bleiben. Nur dort, wo leichter Sandboden dem Waldwuchs nicht so förderlich war, an den zahlreichen Seenketten — Rinnen, von den wilden Schmelzwassern der Eisdecke in den Boden gerissen —- an den Flußlänfen entlang, konnte, er Zugang finden.
Auf diesen Wegen kamen die ersten bei uns nachweisbaren Menschen in die Prignitz. Ihre Spuren sind nur an See- und Flußrändern und auf sandigen Kuppen, die sich über dem sumpfigen Gelände erhoben, zu finden. So aus dem Horstberg in der Feldmark Bantikow, bei Luhme, bei Lohm und an zahlreichen anderen Orten der Prignitz. An diesen sogenannten Schlagwerkstätten ist hauptsächlich Kleingerät zu finden, oft nur wenige Zentimeter lange und kaum Zentimeter breite Feuersteinstücke, die doch auf das sorgfältigste bearbeitet sind, oft so fein gezähnt, daß man kaum begreift, wie Menschenauge und Menschenhand solche Feinarbeit leisten konnten. Diese kleinsten Geräte müssen als Spitzen oder Schneiden in Holz- oder Knochengeräte gefügt worden sein. Die Art ihrer Verwendung werden wir nicht bis ins Einzelne feststellen können. Daß die Bearbeitung von Fellen und Fischfanggeräten dabei eine Rolle gespielt haben kann, ist anzunehmen, lieber die Wohnweise dieser frühen Menschen unserer Heimat wissen wir kaum etwas. Aus sehr viel späterer Zeit konnten wir in Königsberg (Ostprignitz) einen Jägerlagerplätz durch Grabung erkunden. Der weiße Dünensand war durch Holzbohlen befestigt. Die Wohngruben zeigten keine Spur von Pfostenlöchern, müssen also mit obererdigen Hütten bestanden gewesen sein. Ihr Durchmesser war sehr gering. Die dickwandigen Reste eines Gebrauchsgefäßes, ein geschliffenes Felssteinbeil zeigten, daß wir es hier bereits mit einem Jägerlager der jüngeren Steinzeit zu tun hatten. Aber ähnlich mag auch ein Lagerplatz jener so viel älteren Zeit ausgesehen haben. Und auch der Hund, eine Spitzart, dessen Knochen auf dieser jüngeren Lagerstelle gefunden wurden, wird bei den Menschen der Mittelsteinzeit nicht gefehlt haben. Ihre Hauptbeschäftigung wird Jagd und Fischerei gewesen sein, die Mehrzahl der Kleingeräte sind auch als Pfeilspitzen verwendbar zu denken. Daneben werden die Frauen und Kinder durch Sammeln einen Teil des Nahrungsbedürfnisses bestritten haben.
An Großgeräten besitzen diese Menschen das Kernbeil aus Feuerstein und das sogenannte Walzenbeil aus Felsgestein, das diesen Namen seiner walzenförmigen Form wegen erhielt.