Heft 
(1939 - 1940) 1
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zeit sowohl im Ornament wie in der Form weich und ver­schwommen wird. An Waffen, besitzt die Ostseekultur die herr­lichen Feuerstein Werkzeuge, das geschlagene und geschliffene Beil und den technisch und künstlerisch vollendeten Dolch. Der Jndo- germane hat die geschliffene Feldsteinaxt, als besondere Form die fazettierte, die bei uns einmal in Blumenthal und einmal bei Wittstock vorkommt, und die Äxte mit dem seitlich znsammen- gedrückten Nacken, die in ihrer Art gleiche Vollendung zeigen wie etwa die Dolche der Ostseeleute. Er hat aber auch Dolch und Lanzenspitze aus Feuerstein, wenn auch in anderer Form, aber auch hier bedeutet das anders nicht geringwertiger.

Die Form ihres Lebens muß sich entsprochen haben. Beide sind sie Bauern gewesen. Wir finden die gedengelte Sichel, wir finden die Feldhacke, wir finden Stücke, die als Pflugschar angesprochen werden. Leider sind in der Ostpriguitz bisher keine steinzeitlichen Siedlungsplätze freigelegt worden, obwohl es an solchen nicht fehlt. Spuren davon sind nachgewiesen in Ber- linchen, Herzsprung, Jännersdorf, Lohm, Niemerlang, Klein- Pankow, Porep, Redlin, Silmersdorf, Stepeuitz und Wulfers­dorf. Die Grabung einer Siedlung der jüngeren Steinzeit im Kreise Neuruppin hat eine Dorfanlage mit Rechteckhäusern ergeben. Jedenfalls liegen hier für die Erforschung der Vor­geschichte noch wichtige Aufgabengebiete. Doch scheint schon heute festzusteheu, daß das ein- oder zweiräumige, rechteckige Vorhallenhaus gemeinsamer Besitz der Oftseekultur und der Schuurkeramiker gewesen ist.

Wie reich schon in dieser Zeit das Jneinanderspielen ver- schiedner Kulturströmungen ist, zeigen noch verschiedene Einzel­funde. So wurde in Zechlin eine Hockerbestattung, wahrschein­lich ein Steinkistengrab, gefunden. Das Grab enthielt zwei menschliche Skelette in Hockerstelluug und als Beigaben ein kleines vierkantiges, geschliffenes Feuersteinbeil, eine große Feuersteinhacke, einen geschliffenen Feuersteinmeißel und zwei Knochenpfrieme. Die Funde befinden sich im Staatlichen Museum in Berlin. In der Westprignitz haben sich zwei solche Stein­kisten mit Hockerbestattung gefunden, bei Glöwen und bei Söllenthin. Sie sind anscheinend zerstört, ohne daß Beigaben beobachtet wurden. Jedenfalls ist das Vorkommen dieser Sonder­bestattungsart in unserer Gegend ein überaus seltenes. Ein ganz vereinzelter Fall in der Prignitz ist der Fund von Bekenthin, wo beim Abfahren von Kies die Reste einer Schönfelder Schale mit Leichenbrandstücken geborgen werden konnten. Diese Schön­felder Keramik gilt als eine Tochterkultur der Megalithkeramik, in die fremde Einflüsse gedrungen sind. Jedenfalls ist die Leichen­verbrennung um diese Zeit nicht bodenständig. Leider brachten