Heft 
(1939 - 1940) 1
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Es ist ein kleiner, dicker Quartband, der unter der Be­zeichnungProv. Brandenburg Rep(ositur) 10, Domstift Havel­berg l, Fach 77 Nr. 62" im Preußischen Geheimen Staats­archiv zu Berlin-Dahlem ausbewahrt wird, etwa 20 cm hoch, 16 cm breit, die Seiten altersgebräunt und etwas wurmstichig. Pfarrer Pachelbel, der das Register anlegte, hat es mit großer Gewissenhaftigkeit und Liebe geführt und die Buchstaben in der Barockschrift des 17. Jahrhunderts sehr sorgfältig und zierlich hingesetzt. Bei seinen Amtsnachfolgern wird die Schrift flüchtiger, und die Entzifferung bereitet manchmal Schwierigkeiten.

Das Dorf Breddin und sein Vorwerk, die K ü inmer - nitz, wo sich nach dem Kirchenregister zwei Mühlen und eine Schäferei befanden *), gehörte mit einer Anzahl Dörfer zum Domstift Havelberg und wurde von dort aus verwaltet. An der Spitze dieses Stiftes stand nach Einführung der Refor­mation und Umwandelung des alten Kapitels in ein evangelisches Stift 1681 der Dechant (decanus). Er hatte die geistliche Auf­sicht und Seelsorge und wurde bei seinen vielen Amtsangelegen­heiten unterstützt vom Senior. Die Mitglieder des Domkapitels hießen Kanoniker. Für die weltliche Verwaltung kamen noch in Betracht als Rechtsberater der Sekretär, später Syndikus genannt, und der Prokurator oder Ökonom als oberster Finanz­beamter. All diese Persönlichkeiten treten bei der Prüfung der Kirchenkassen ihrer Kapitelsdörfer irgendwie in Erscheinung, meist der Dechant, Senior und Sekretär, einmal sogar vier- adlige Herren des Stiftes (1699)2), sp^er quittiert und unter­zeichnet gewöhnlich nur einer. Die Revisionsbesuche erfolgten, vermutlich wegen der Entfernung und der schlechten Wege, in unbestimmten Zeitabständen (1652, 56, 64, 73, usw.).

Wenn die hohen Herren von Havelberg nach Breddin kamen, so war das natürlich ein großes Ereignis für das ganze Dorf, nicht nur für den Pfarrer. Denn außer der Revision wurden bei der Gelegenheit mancherlei kirchliche wie dörfliche

yAuf derSchaf- u. Meierei", so berichtet das alte Havelberger Domkapitels-Hausbuch 1620 (1670),haben vor alters über 1000 Schafe und über 100 Häupter Kuhoieh und über IV- Schock Schweine können gehalten werden; weil aber Acker und Wiesen sehr bewachsen, wird cs wohl so leicht zu solchem Stande nicht wieder kommen". Von den beiden Wassermühlen mar schon damals die obereganz öde und wüste", die untere hatte bei trockenem Sommer kaum Wasser und bedurfte häufiger Ausbesserungen. Im Hausbuch von 1748 lalso etwa 100 Jahre später) werden u. a. bereits wieder in Anschlag gebracht 100 Stück Kühe und 1500 Schafe! Auch beide Wassermühlen sind verpachtet, wegen häufiger Ueberschwtmmungen wird aber für die obere eine Windmühle erbaut.

2 ) Die Zahlen bedeuten die Jahre, wo die Stelle im Kr. vorkommt. Dabei sind im folgenden die Jahrhunderte weggelassen worden, weil wegen des Zeitumfangs ein Mißverständnis ausgeschlossen ist.