Heft 
(1939 - 1940) 1
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Angelegenheiten verhandelt, da ja das Domkapitel als Besitzer des Dorfes die Gerichisbarkeit, das Recht der Höfebesetzung usw. hatte. Und im Ausgang und nach Beendigung des dreißig­jährigen Krieges gab es wahrhaftig genug zu ordnen und auf­zubauen. Von seinen traurigen Folgen zeugen beredt die klagende Einleitung zum Kr. und die Schuldnertabelle 1662. Diese bezeichnet von etwa 30 Höfen allein 18 als wüst! Ihre Inhaber waren Wohl teils erschlagen worden, teils gestorben oder geflohen, teils weggezogen wie z. B. Chim Gerloff nach Kyritz, Drews Köhne und Sohn Ties nach Havelberg ^). Diese Höfe mit geeigneten Wirten wieder zu besetzen, war keineswegs einfach.

Die Bevölkerung war infolge des Krieges geradezuunstät und flüchtig" geworden, und viele können sich noch nicht an die ruhige Arbeit auf der Scholle gewöhnen. Da tauchen Personen auf und verschwinden wieder, werden in den amtlichen" Landreiterprotokollen nicht mehr genannt, die doch Pfarrer Pachelbel dem kurfürstlichen Beamten ausstellt und mit Unterschrift beglaubigt, und dabei finden wir die Namen im Kr. größtenteils wieder erwähnt. Es mag wohl sein, daß die Leute mal in diesem, mal in jenem Dorf ihr Glück versuchten, Verwandten und Bekannten ihre Dienste anboten, ehe sie selbst wieder an einem Orte dauernd blieben.

Die umfangreiche Niederschrift des Jahres 1652 zeigt, was alles bei einer Revision noch verhandelt wurde. Besitz- und Schuldverhältnisse wurden geregelt, man kam den neueinge­setzten Wirten entgegen, mahnte sie aber doch an Abgaben und Zinsen. Jahrzehnte hindurch bereitete die Höfebesetzung Schwierigkeiten. Das Kataster von 1686 weist etwa 40 Jahre nach dem Kriege noch immer eine große Anzahl unbesetzter Stellen und wüster Höfe auf. Mancher Wirt mühte sich ab und wurde vom Unglück verfolgt. Solch ein Schicksal entrollt sich aus den kargen Bemerkungen des Pfarrers über Lenze Bröcker (72, 73, 74) vor unfern Augen.

Lenze Bröcker ist in höchste Armut geraten und muß nun­mehr sein Brot vor andrer Leute Türen suchen."Lenze Bröcker, weilen er in höchste Armut geraten und das Brot vor andrer Leute Türen suchen muß, ist von allen s. Schulden sowohl in d. alten Registr. Nr. 16 als auch in diesen losgestrichen worden."

Ein hartes Los trifft auch Hans Leppin, dessen Hof mehr­mals abbrennt (95, 96). Ueber all dergleichen mußte verhandelt und beschlossen werden.

Auch Uebergriffe und Grenzverschiebungen müssen gelegent­lich abgewehrt werden besonders betreffs des Kirchenackers

3) Akten: Prov. Brdbg- Rep. 10.Fach 101,3.