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Diener bei dieser Rechnung, auch bei der Aussaat und Aufmessen des Korns ausgetrunken."
Küster, Kirchenvorsteher und der Havelberger Knecht erhielten ihren Anteil bei diesem Mahl, und auch die Gemeinde ging nicht leer aus, sie bekam im Kruge Freibier, eine halbe Tonne (62. 64. 73). In späterer Zeit wurde das Domkapitel in diesen Dingen genauer, es sollten bei der Kirchenrechnung nicht mehr als 25 gr Ankosten entstehen (90), davon wird dann die „Ausrichtung" bestritten; und 1696 wird verfügt, daß künftighin die Gemeinde kein Bier mehr bei der Kirchenabrechnung erhalten könne.
Zum Pfarrer von Breddin hatte das Domkapitel nun Ostern 1646 Herrn Heinrich Pachelbel berufen, der aus Wunsiedel in Franken stammte. In seiner Berufungsurkunde (Abschrift: Prov. Brdbg.Fach 10 l Nr. 3) nennt das Dom
kapitel ihn „Ihren viearium" und rühmt ihn wegen „seiner Geschicklichkeit und angewandten Fleißes, welchen er in die anderthalb Jahr sowohl im Predigen teils hier vor andern, teils auch auf unserm Dorfe Gederitz (heute: Jederitz) als auch Unterrichtung des Herrn ckecuni adelichen Kindern an Tag gegeben und sehen lassen . . . ." Zusammen mit Breddin hatte er — vermutlich bis 1665 — auch noch die Kirche von Stüdenitz und deren Filial Schönermark zu betreuen. Daher finden wir im Kr. mancherlei Beziehungen zu den beiden Dörfern (46 Einl., 48. 52. 65 und öfter). Er wird jedoch verpflichtet, „neben diesem seinem Pastorat zugleich das Vicariat, das er bis dato unserer Kirche mit Ruhm verwaltet, ferner nach wie vor zu bestellen". Die Weiterführnng dieses Amtes wurde gewissermaßen gerechtfertigt und ermöglicht dadurch, daß Pachelbel notgedrungen zunächst noch in Havelberg wohnen bleiben mußte infolge der Nöte und Nachwirkungen des Krieges. Die Berufungsurkunde klärt uns darüber auf: „.Weil die
Pfarrgebäude in selbigen Dörfern ganz eingeäschert, daß der Pfarrer von hier ab zu ihnen reisen muß, haben sich die sämtlichen Untertanen erkläret, ihrem Pfarrer alle Fest-, Sonn- und Bettage, wenn gepredigt wird, von jedem Hauswirt und Einwohner einen Schilling seiner Bemühung halber zu erlegen". Und die „Designation von den Einkünften der Pfarrer . . ." vom Jahre 1723 (Prov. Brdbg. . . . Fach 106 Nr. 6) bestätigt rückschauend jene Schwierigkeiten und erwähnt unter den zum Pfarramt gehörenden Gebäuden von Breddin „ein altes Haus, so wüst verfallen stehet, darinnen nach dem dreißigjährigen Krieg der (Priester-)Meier gewöhnet, bis dem damaligen Pfarrer, der in Havelberg auf dem Dome all interim (in der Zwischenzeit) gewöhnet, endlich das Pfarrhaus gebauet."