ZENTRALBIBLIOTHEK DRINGEND ERFORDERLICH
Bibliotheksdirektoren trafen sich an der Universität
„Es ging mir darum, die Universitätsbibliothek Potsdam stärker ins Bewußtsein zu rücken, auf unseren Ausbaustand sowohl mit dem Erreichten als auch den Problemen aufmerksam zu machen. “
So charakterisiert die Direktorin der Universitätsbibliothek, Barbara Schneider- Eßlinger, das Anliegen ihres Beitrages auf der Herbstsitzung der Sektion 4 des Deutschen Bibliotheksverbandes (DBV). Die Direktoren der wissenschaftlichen Universalbibliotheken Deutschlands, zu denen Staats-, Universitäts-, Landes- und Fachhochschulbibliotheken zählen, treffen sich zweimal jährlich.
Diesmal kamen Anfang Oktober 80 Teilnehmer an die Universität Potsdam. Sie befaßten sich mit Fragestellungen wie der überregionalen Literaturversorgung oder dem EDV-Systemeinsatz. Hauptgegenstand der Sitzung war die Vorstellung und Diskussion von Empfehlungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Doku- mentenlieferung für Wissenschaft und Forschung.
Verfügung. Von der Strukturkommission und den Auswahlkommissionen war ein hartes Arbeitspensum zu bewältigen, wobei die Potsdamer eng mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen aus den alten Bundesländern und Berlin zusammenarbeiteten.
Es galt, in der verfügbaren Zeit die verschiedenen Aufgabenbereiche unter dem Dach einer einzigen Institution, des Sprachen- zentrums, zu integrieren, angemessene Strukturen zu entwickeln und die Inhalte der Sprachausbildung mit den enormen gesellschaftlichen Veränderungen in Einklang zu bringen.
Zu den Aufgaben, die in dieser neuen Organisationsform zu realisieren sind, zählen die sprachpraktische Ausbildung während des Grundstudiums im Rahmen von sprach- bezogenen Studiengängen, die sprachpraktische Ausbildung von Studenten nicht- sprachbezogener Studiengänge, die allgemeine und fachspezifische studienbegleitende Sprachausbildung für Hörer aller Fachbereiche, die Deutschausbildung für ausländische Studierende, die Fort- und Weiterbildung sowie das Erarbeiten von Lehr- und Lernmaterialien.
Neben philologisch orientierten Lehrveranstaltungen in der Anglistik/Amerikanistik, der Romanistik und der Slawistik werden in Arabisch, Deutsch als Fremdsprache, Englisch, Französisch, Italienisch, Latein, Polnisch, Russisch, Spanisch und Tschechisch allgemeinsprachliche und fachsprachlich orientierte Kurse angeboten. Bei der Realisierung dieses vielfältigen Aufgabenspektrums sieht sich das Sprachenzentrum einem wissenschaftlich fundierten Fremdsprachenunterricht verpflichtet. In der Gründungsphase und darüber hinaus bestand eine der vordringlichsten Aufgaben darin, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die am Potsdamer Sprachenzentrum erworbenen Abschlüsse auch in Studiengängen anderer Hochschulen und Universitäten anerkannt werden. Deshalb orientiert sich die Ausbildung in den meisten Sprachen am neuen hochschulübergreifenden Zertifikatsystem UNICERT.
Neben der formalen Vergleichbarkeit und der Anerkennung der Studienergebnisse soll moderner Fremdsprachenunterricht praxisnah sein und mit interkulturellen Problemstellungen vertraut machen - Kriterien, an denen die Potsdamer ihre derzeitige und künftige Arbeit messen lassen wollen. Schon jetzt konzentriert man sich auf die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftsbereichen, deren Fachsprachen Gegenstand der Lehrveranstaltungen sind.
Nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit können sowohl die Sprachlehre als auch die Entwicklung von Lehr- und Lernmitteln wissenschaftlich fundiert und dem Bedarf der Adressatengruppen gemäß realisiert werden. pm.
Barbara Schneider-Eßlinger konnte ihren Berufskollegen über Fortschritte beim Bibliotheksaufbau an der Potsdamer Alma mater berichten.
So wird sich der Buchbestand 1991 von ca. 660 000 Bänden auf ca. 790 000 Ende 1994 erhöhen. Erfreulicherweise konnte auch festgestellt werden, daß Stellen in diesem Bereich auf- und nicht abgebaut wurden.
Die Potsdamer Universitätsbibliothek ist als ein einschichtiges System strukturiert. Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten der drei Universitätsstandorte ist allerdings derzeit die dezentrale Ansiedlung der einzelnen Benutzungsbereiche und der Buchbearbeitung unumgänglich. Trotz erheblicher
Anstrengungen ergibt sich der Eindruck - wie nach der kurzen Aufbauphase nicht anders zu erwarten - einer insgesamt unzureichenden Literaturversorgung, faßte die Direktorin die Kritiken zusammen.
Es ist ihr aber wichtig, darauf hinzuweisen, daß es erforderlich war, schon 1991 „Empfehlungen“ vorzulegen und planerische Vorha
ben zu unterbreiten. Um den Fehlbedarf an allen drei Standorten zu kompensieren, wurden in den vergangenen drei Jahren größere Baumaßnahmen durchgeführt. Im einzelnen sind das der Umbau einer ehemaligen Gaststätte in Golm zu einem Ausweichmagazin sowie die Instandsetzung zweier Bibliotheksbereiche am Neuen Palais. Hierbei handelt es sich jedoch um Zwischenlösungen, die konkrete Planungen für die Zentralbibliothek als Buchbearbeitungszentrale und Bereichsbibliothek erforderlich machen.
Die räumlichen Probleme sind also in Potsdam die alles bestimmenden Faktoren. Da die Interessen der Bibliothek und der Universi
tät eng verknüpft sind, zeigt Barbara Schneider-Eßlinger „vorsichtige Zuversicht“.
Sie hofft, daß der Schritt vom Projekt Kaiserbahnhof als Universitätsbibliothek zur Realisierung getan oder aber an zentraler Stelle ein Neubau erstellt wird, damit die Bibliothek die Grundlage erhält, die sie braucht.
B.E.
Die Potsdamer Uni-Bibliotheksdirektorin Barbara Schneider-Eßlinger (links unten sitzend) im Kreise ihrer Kollegen aus der ganzen Bundesrepublik. Foto: Tribukeit
PUZ 15/94
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