Leasing - neuer Schub für Hochschulbau?
„Die Realisierung von Hochschulbauten im Miet- und Leasingverfahren ist ein geeigneter Weg, den drohenden Stillstand im Hochschulbau zu überwinden. Hochschulpoliti- sche Notwendigkeiten, Finanzsituation der öffentlichen Hand und wirtschaftliche Effizienz können hierdurch im Interesse der Hochschulen und der Studierenden in Einklang gebracht werden. “ Dies belegt zumindest eine vom Wissenschaftsministerium Rheinland-Pfalz in Auftrag gegebene Studie zu Kosten und Wirtschaftlichkeit alternativer Verfahren im Hochschulbau, die der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Hans-Uwe Erichsen, und der Minister für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung von Rheinland-Pfalz, Jürgen Zöllner, kürzlich vorstellten. Erichsen und Zöllner forderten dabei die Errichtung von Hochschulbauten in Kooperation mit privaten Geldgebern. Dadurch könnten Bauzeiten drastisch verkürzt, die Kosten gesenkt und durch langfristige Miet- oder Leasingverträge die Finanzierung gestreckt werden.
So zeige die vom Wissenschaftsministerium des Landes Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der Firma CP Consultpartner GmbH durchgeführte Untersuchung am Beispiel eines einzelnen Bauprojektes, daß Miet- und Leasinglösungen, die im Rahmen des Programms „Hochschulbau '96“ angestrebt würden, für die öffentliche Hand wirtschaftlich effizient seien. Gegenstand der Untersuchung sei, so Zöllner, em umfassender Vergleich zwischen dem vorgeschlagenen Programm „Hochschulbau ’96" und dem konventionellen Vorgehen, bei dem unterstellt werde, daß die vom Bund ab 1997 in Aussicht gestellten zusätzlichen 140 Millionen DM für den Hochschulbau langfristig bereitgestellt würden. Entscheidender Vorteil des Programms „Hochschulbau ’96" sei, daß ein Bauvolumen von 4 Milliarden DM zum Abbau des bestehenden Investitionsstaus im Hochschulbau bereits Ende 1999 realisiert sei, während beim konventionellen Vorgehen die dringend benötigten Gebäude erst im Jahre 2020 vollständig zur Verfügung stünden. Dabei ließen Modellberechnungen den Schluß zu, daß sich die langfristigen Haushaltsbelastungen für Bund und Länder - trotz der zeitlichen Differenzen bei der Realisierung - nicht wesentlich unterschieden. „Wir brauchen jetzt neue Fachhochschulen, Hörsäle, Forschungslabore und Seminarräume, wir müssen jetzt die Chancen des Generationswechsels zur Profilbildung nutzen, nicht erst in 20 bis 30 Jahren“, betonten Erichsen und Zöllner. Beide hofften, daß die Bund-Länder-Arbeits- gruppe zur Reform des Hochschulbaus das Leasing-Modell positiv aufgreife, damit die dnngend benötigten Hochschulbauten umgehend realisiert werden könnten. pm.
„Politik vernachlässigt Finanzverantwortung"
Das Plenum der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bestätigte nun in einer Analyse der finanziellen Situation des deutschen Hochschulsystems den mehrfach erhobenen Befund einer schon über mehrere Jahre anhaltenden Unterfinanzierung. Der Vergleich mit anderen hochindustrialisierten Staaten mache diese Situation überdeutlich. Bei einer Gegenüberstellung der Anteile der Gesamtausgaben für den Hochschul- bereich am Bruttoinlandsprodukt durch die OECD liege die Bundesrepublik unter 21 Staaten auf dem viertletzten Platz, bei einem Vergleich der Anteile der Bildungsausgaben an den gesamten Staatsausgaben sogar auf dem letzten Platz. Gleichzeitig werde die Nachfrage nach Studienplätzen in Deutschland in den nächsten Jahren weiter ansteigen, da aufgrund der demographischen Entwicklung und des anhaltenden Trends zu höheren Bildungsabschlüssen die Zahl der Studienanfänger und Studierenden wieder zunehmen werde.
Der Präsident der HRK, Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen, kritisierte, der Staat habe sich aus der Verantwortung für die Hochschulen immer mehr zurückgezogen.
„Dies bedeutet, daß Fragen der Hochschulfinanzierung unabhängig von bestehenden Täbus angegangen werden müssen“, sagte Erichsen, wobei er darauf hinwies, daß die HRK nicht die Absicht gehabt habe, eine Einführung von Studiengebühren zu beschließen. Die Reaktion der Politik auf eine entsprechende Falschmeldung mache jedoch nur noch deutlicher, daß sie sich aus ihrer Verantwortung für die Zukunft des Hochschulwesens zurückgezogen habe. „Die populäre Ablehnung von Studiengebühren ohne ein Angebot zur Kompensation der Finanzierungsdefizite im Hochschul- bereich verkennt die Notlage der Hochschulen“, sagte er. zg.
Änderungen im branden- burgischen Hochschulgesetz beabsichtigt
Das Gesetz über die Hochschulen des Landes Brandenburg (BBHG), das ohne Gegenstimmen im Jahre 1991 vom Landtag beschlossen wurde, soll nach Auffassung von Wissenschaftsminister Steffen Reiche in drei Punkten geändert werden: Es soll die Möglichkeit eröffnet werden, in begründeten Ausnahmefällen von der bisher zwingenden Dreierliste für die Berufung von Professoren abzugehen; die Wirksamkeit der Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten soll verbessert werden und die Rechtsnatur des Dienstverhältnisses der Hochschul- leitung präzisiert werden. MWFK
Max-Weber-Lehrstuhl
Der Politologe Prof. Dr. Claus Leggewie übernahm als erster den auf Initiative des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) eingerichteten Max-Weber- Lehrstuhl für „German Studies“ an der New York University/USA. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Tbchnologie (BMBF) stellt für zehn Jahre die Mittel zur Finanzierung dieser Stiftungsprofessur bereit.
Während dieser Zeit baut die New York University em Stiftungsvermögen auf, das den anschließenden Fortbestand des Lehrstuhls garantieren soll. Leggewie wird in den kommenden zwei Jahren auf dem Campus der New York University sozialwissenschaftliche Lehrveranstaltungen zu deutschen und europäischen Themen anbieten. Damit soll dem verstärkten Interesse amerikanischer Studierender an politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen im sich verändernden Europa entgegengekommen werden, zg.
Dresdener Absolventen gesucht
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