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Am 26. Oktober 1995, dem ersten „lüg der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät“, versprach Gründungsdekan Prof. Dr. Helmut Mikelskis, daraus eine neue Tradition an der Universität Potsdam zu machen. Und also trafen sich denn ein knappes Jahr später, am 24. Oktober 1996, wieder Mathematiker und Naturwissenschaftler aus den 16 Instituten der Fakultät, um ihre Projekte der Allgemeinheit vorzustellen. Darüber hinaus trat bei dieser Veranstaltung erstmalig Prof. Dr. Jürgen Kurths, Professor für Nichtlineare Dynamik, als neuer Dekan der Fäkultät an die Öffentlichkeit.
Um einen Eindruck von der Vielfalt der derzeit laufenden mathematischen oder naturwissenschaftlichen Arbeiten zu vermitteln, wurden am Nachmittag in zwei parallelen Vortragsreihen einige ausgewählte Projekte erläutert. Im ersten Block präsentierte sich zum einen die Arbeitsgruppe „Stoffdynamik in Geosystemen“ aus dem Zentrum für Umweltwissenschaften der Universität, in der Biologen, Chemiker, Geoöko- logen, Geographen, Geophysiker und Mathematiker der Universität Zusammenarbeiten, sowie das Innovationskolleg „Biomolekulare Erkennungssysteme für die Biochemische Analytik“ (eines von drei derartigen Einrichtungen an der Universität Potsdam) . In dieses sind verschiedene Arbeitsgruppen (Biochemiker, Biologen, Chemiker und Physiker) nicht nur der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, sondern auch des Instituts für Ernährungsforschung Bergholz-Rehbrücke (DIfE) und des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung einbezogen. Sowohl die Arbeitsgruppe Stoffdynamik in Geosystemen als auch das Innovationskolleg sind aufgrund ihrer ausgeprägten Interdisziplinarität beispielhaft für das Profil der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Nur so können in großangelegten Forschungsvorhaben wie - im ersten Fall - die Untersuchung der Rieselfelder rund um Berlin die Wechselwirkung zwischen Bodensubstrat, Bodenwasser, eingetragenen Last- und Schadstoffen, Mikroorganismen, Vegetation und Milieubedingungen erfaßt und interpretiert werden oder wie - im zweiten Fall - im Innovationskolleg die biochemischen Bausteine hinsichtlich ihrer Struktur und Rinktion charakterisiert sowie für die klinische Diagnostik, die Umweltanalytik oder die Prozeßkontrolle nutzbar gemacht werden. Neben den Beiträgen, die derartige Projekte für die Forschung und die Lehre bnngen, bringen sie auch dringend benötigte Drittmittel ein. In der Bilanz, die Kurths
FAKULTÄT STELLTE SICH VOR
Studenten an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
über den Aufbau der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät seit ihrer Gründung im Juni 1994 zog, hob er hervor, daß 1994/95 insgesamt 23 Millionen DM derartiger Gelder eingeworben wurden, wozu die Arbeitsgruppe Stoffdynamik 1,3 Millionen DM, das Innovationskolleg rund 4,3 Millionen DM beisteuerte. Mit diesen Mitteln konnten nicht nur benötigte Geräte angeschafft werden, sondern auch 125 zusätzliche Arbeitsplätze und sechs Professorenstellen finanziert werden.
Aber das ist noch nicht alles: Kurths hob den Aufbau des Wissenschaftsparks Golm als derzeit wichtigstes Projekt hervor. Bereits im Herbst dieses Jahres werde es mit dem Bau des ersten Verfügungsgebäudes sichtbare Ergebnisse geben. Darüber hinaus werden allein die Max-Planck-Gesellschaft und die Rraunhofer-Gesellschaft 350 Millionen DM in Golm investieren und dadurch zusätzliche 1500 Arbeitsplätze schaffen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Hoffnungen, die Prof. Dr. Wolfgang Loschelder, Rektor der Universität Potsdam, hinsichtlich einer durch Sparzwänge eingeengten Landesregierung äußerte, nicht grundlos: „Die Landesregierung weiß, was auf dem Spiel steht. Jede Mark, die in die Universität investiert wird, kommt der Wirtschaftsstruktur zugute.“ Denn die Universität Potsdam ist enger Kooperationspartner verschiedener Max- Planck- und Fraunhofer-Institute sowie weiterer bedeutender, außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und stärkt deren Engagement in der Region. Neben Synergieeffekten im wissenschaftlichen Bereich profitiert davon vor allem auch die Ausbildung der Studenten und Studentinnen. So wird eine noch stärkere Einbindung des Nachwuchses in die Arbeit dieser Institute angestrebt, obwohl, wie Mikelskis hervorhob, schon jetzt andere Universitäten kaum noch mit den Angeboten in Potsdam mithalten können. Da ist beispielsweise der Studiengang Ernährungswissenschaften, der in enger Zusammenarbeit mit dem DIfE organisiert wird und in dieser Art einzigartig in Deutschland ist. Insgesamt 157 Bewerber auf die 23 Studienplätze hatte es im Wintersemester 1996/97 gegeben, das sind sieben Bewerber auf einen Studienplatz. Wie gut diese Kooperation mit dem DIfE funktioniert, zeigt sich auch daran, daß die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit 2,8 Millionen DM das seit November 1995 arbeitende Innovationskolleg „Mechanismen der gastrointestinalen Bioaktivierung und
Arbeitsteilung beim Täg der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät: Der Gründungsdekan Prof. Dr. Helmut Mikelskis (links) legte den Finger auf die Wunden und überließ es seinem Nachfolger, Prof. Dr. Jürgen Kurths, die Erfolge der Fakultät zu präsentieren.
Foto: Tribukeit
-inaktivierung“ fördert. Ähnlich „dramatisch" ist die Bewerberlage in den Studiengängen Geoökologie und Biochemie, wo sich 203 bzw. 164 Bewerber 40 bzw, 41 Studienplätzen gegenübersahen. Bergauf geht es auch mit der Weiterqualifizierung: Waren 14 Promotionen erfolgreich im Jahr 1995 abgeschlossen worden, so waren es bis zum Oktober 1996 bereits 31. Daß dieser Thend anhalten dürfte, ist bei der von Kurths präsentierten Zahl von derzeit 250 Promotionsstudenten wohl offensichtlich. Präsentierte der neue Dekan eher die Erfolge der Fakultät, so legte sein Vorgänger Mikelskis den Finger auf die derzeitigen Wunden, „Es ist fatal, wenn für uns die gleichen Einsparquoten gelten, wie für etablierte Landeseinrichtungen aller Art“, warnte er eindringlich. Auf die Ausbauplanung der Professoren bezogen, befürchtete er, daß die Reduzierung auf 209 Professuren angesichts der Haushaltslage nicht das letzte Wort sei. Für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät würde das bedeuten, daß im Jahr 2000 weniger als die geplanten 85 Professorenstellen (derzeit sind es 50) zur Verfügung stünden. Auch wies er noch einmal eindringlich auf die Bedeutung des Wissenschaftsparks Golm hin: ,Wenn es nicht bald grünes Licht für den Baubeginn des ersten Bauabschnitts des naturwissenschaftlichen Verfügungsgebäudes in Golm gibt, und Bonn mauert erheblich, sehe ich schwarz für unsere Fakultät.“
Der Wissenschaftsminister des Landes Brandenburg, Steffen Reiche, sagte gegen Ende der Veranstaltung, daß 1997 mit dem Bau des Verfügungsgebäudes begonnen werde und der Bau für die Nachwuchswissenschaftler bis zum Jahr 2001 bezugsfertig sein wird. ade
PUTZ 1/97
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