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AUSSCHLAGGEBEND SIND DIE ANFORDERUNGEN VON MORGEN
Drei neue Diplomstudiengänge an Uni Potsdam eröffnet
Trotz ihres haushaltspolitisch bedingt schweren Fahrwassers nahm die Universität Potsdam vor Wochen neue Ausbildungsangebote auf. Hinzugekommen sind die Diplom- Studiengänge Verwaltungswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre und Soziologie. Damit sei die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, so deren Dekan Prof. Dr. Werner Jann, jetzt kein „Leichtgewicht“ mehr. Bisher konnten neben Lehramts- und Magisterstudiengängen lediglich Diplome in Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft erlangt werden. Das veränderte Profil erweist sich schon heute als attraktiv für angehende Experten verschiedener Fachgebiete. Mittlerweile zieht es zahlreiche junge Leute an die Fakultät. Immerhin 404 immatrikulierten sich allein zum Beginn des Wintersemesters neu und vergrößern die Studentenschar auf über 1000.
Als nahezu bundesweit einzigartig gilt der in Babelsberg eröffnete Studiengang Verwaltungswissenschaft. Es ist der zweite seiner Art in Deutschland. Vergleichbares gab es bisher lediglich an der Universität Konstanz. Sein Potsdamer Pendant orientiert sich nun an der zunehmenden Nachfrage nach Entscheidungsträgern mit spezifischen Kenntnissen der Strukturen, Wirkungsweisen und Leistungen des öffentlichen Sektors in der Region Berlin-Brandenburg sowie den neuen Bundesländern und ihren Kommunen. Gleiche Beachtung sollen die Erfordernisse in den immer wichtiger werdenden inter- und supranationalen Institutionen finden. Einsatzmöglichkeiten der Absolventen aber erstrecken sich nicht nur auf den klassischen Verwaltungsbereich, sondern auch auf Verbände oder größere private Unternehmen. Die Studierenden müssen deshalb in Vorbereitung späterer Tätigkeiten nach dem vierten Semester ein achtmonatiges Praktikum absolvieren. Politik- und Verwaltungswissenschaft stehen übrigens an der brandenburgischen Alma mater in enger Beziehung. Das Grundstudium beider Ausbildungsrichtungen ist praktisch gleich. Erst zum Haupt
studium fällt die Entscheidung zwischen beiden Fächern. Danach stehen für die Verwalter in spe“ beispielsweise Probleme und Fragestellungen der Umwelt-, Sozial- und Kommunalpolitik sowie zur Organisation und zum Management von Verwaltungseinheiten auf dem Lehrplan. Das avisierte Diplom erlangen die Teilnehmer des ohne Zulassungsbeschränkungen bestehenden Studienganges nach acht Semestern und einem Prüfungssemester.
Ebensolange dauert das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Dessen geistige Väter" favorisieren von Beginn an die Praxisbezogenheit ihrer Ausbildung. Großen Wert legen sie auf die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft. Eine wichtige Rolle spielen dabei Themen des Ttechnologie- Transfers, der Wirtschaftsförderung, Existenzgründerprogramme, ganz entscheidend auch die gerade im Osten Deutschlands stark frequentierte Weiterbildung. Im Profil abgrenzen will man sich in dem NC- Fach zur Berliner Lehr- und Forschungs- landschaft auf jenem Gebiet. Mit dazu beitragen sollen die Orientierung auf den Dienstleistungs- wie den öffentlichen Bereich, zudem ebenso die Verknüpfung mit
der Volkswirtschaftslehre beziehungsweise den Sozialwissenschaften,
Interdisziplinär geht es auch in der Soziologie zu. Deren Schwerpunkt liegt in Potsdam bei der Verwaltungs- und Organisationsproblematik. Empirie nimmt hierbei großen Raum ein. Forschung aber wird zu vielen weiteren Fragen betrieben. Aufmerksamkeitwidmet man beispielsweise dem Transformationswandel von sozialistischen Plan- zu Marktwirtschaften.
Die Bedeutung interdisziplinären Zusammenwirkens für alle drei Diplomstudien- gange unterstreicht auch Jann. Seine Auffassung: „Wenn wir praxisrelevant arbeiten wollen, müssen wir alte disziplinäre Grenzen überwinden, denn die interessanten, aktuellen Probleme dieser Welt halten sich nicht an die Grenzen, die wir zwischen unseren Fächern aufgerichtet haben. Die Welt ist leider nicht so schön geordnet, daß einige Probleme in die Zuständigkeit der Ökonomen fallen, andere in die der Politologen, und wieder andere an die Soziologen.“ Mit der weiteren Umsetzung jenes Anliegens allerdings soll jetzt zunächst eine fachliche Überprüfung einhergehen. Wissenschaftsminister Steffen Reiche jedenfalls will beim Wissenschaftsrat die Evaluierung der Neuentwicklung des integrativen Konzepts der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beantragen. RG.
Telekommunikation, Energie und Transport
Die Jahreskonferenz 1996 des Europäischen Instituts für internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW), dem Prof. Dr. Paul J.J. Welfens aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam als Präsident vorsteht, galt dem Thema „Infrastrukturliberalisierung: Telekommunikation, Energie, Transport in Europa und Rußland“. Die Konferenz, an der Wissenschaftler, Praktiker und wirtschaftspolitische Entscheidungsträger aus zehn Ländern, darunter von fünf internationalen Organisationen, teilnahmen, befaßte sich vor allem damit, inwieweit leistungsfähige und preiswerte Infrastrukturen durch private Anbieter erstellt und betrieben werden können und welche Liberalisierungsund Privatisierungserfahrungen Westeuropas und der Visegradländer auf Rußland übertragbar sind. Besonderes Interesse galt der Frage, welche Beschäftigungs-, Produktivitäts- und Wachstumsimpulse durch den Ausbau transeuropäischer Netze entstehen werden; dürfte doch die Modernisierung der überbelasteten europäischen Infrastrukturen zur Jahrtausendwende zu den wichtigsten Aufgabenfeldern der Wirtschaftspolitik in Europa und Rußland gehören. J.J.
Praxisorientierung und Interdisziplinarität sollen die Ausbildung der künftigen Soziologen, Verwaltungswissenschaftler, Kaufmänner und -frauen prägen. Foto: Tribukeit
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