Heft 
(1.1.2019) 01
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AUSSCHLAGGEBEND SIND DIE ANFORDERUNGEN VON MORGEN

Drei neue Diplomstudiengänge an Uni Potsdam eröffnet

Trotz ihres haushaltspolitisch bedingt schweren Fahrwassers nahm die Universität Pots­dam vor Wochen neue Ausbildungsangebote auf. Hinzugekommen sind die Diplom- Studiengänge Verwaltungswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre und Soziologie. Damit sei die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, so deren Dekan Prof. Dr. Werner Jann, jetzt keinLeichtgewicht mehr. Bisher konnten neben Lehramts- und Magisterstudiengängen lediglich Diplome in Volkswirtschaftslehre und Politik­wissenschaft erlangt werden. Das veränderte Profil erweist sich schon heute als attrak­tiv für angehende Experten verschiedener Fachgebiete. Mittlerweile zieht es zahlrei­che junge Leute an die Fakultät. Immerhin 404 immatrikulierten sich allein zum Beginn des Wintersemesters neu und vergrößern die Studentenschar auf über 1000.

Als nahezu bundesweit einzigartig gilt der in Babelsberg eröffnete Studiengang Ver­waltungswissenschaft. Es ist der zweite sei­ner Art in Deutschland. Vergleichbares gab es bisher lediglich an der Universität Kon­stanz. Sein Potsdamer Pendant orientiert sich nun an der zunehmenden Nachfrage nach Entscheidungsträgern mit spezifi­schen Kenntnissen der Strukturen, Wir­kungsweisen und Leistungen des öffentli­chen Sektors in der Region Berlin-Branden­burg sowie den neuen Bundesländern und ihren Kommunen. Gleiche Beachtung sol­len die Erfordernisse in den immer wichti­ger werdenden inter- und supranationalen Institutionen finden. Einsatzmöglichkeiten der Absolventen aber erstrecken sich nicht nur auf den klassischen Verwaltungsbe­reich, sondern auch auf Verbände oder grö­ßere private Unternehmen. Die Studieren­den müssen deshalb in Vorbereitung spä­terer Tätigkeiten nach dem vierten Seme­ster ein achtmonatiges Praktikum absolvie­ren. Politik- und Verwaltungswissenschaft stehen übrigens an der brandenburgischen Alma mater in enger Beziehung. Das Grundstudium beider Ausbildungsrichtun­gen ist praktisch gleich. Erst zum Haupt­

studium fällt die Entscheidung zwischen beiden Fächern. Danach stehen für die Ver­walter in spe beispielsweise Probleme und Fragestellungen der Umwelt-, Sozial- und Kommunalpolitik sowie zur Organisation und zum Management von Verwaltungsein­heiten auf dem Lehrplan. Das avisierte Di­plom erlangen die Teilnehmer des ohne Zulassungsbeschränkungen bestehenden Studienganges nach acht Semestern und einem Prüfungssemester.

Ebensolange dauert das Studium der Be­triebswirtschaftslehre. Dessen geistige Vä­ter" favorisieren von Beginn an die Praxis­bezogenheit ihrer Ausbildung. Großen Wert legen sie auf die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft. Eine wichtige Rolle spielen dabei Themen des Ttechnologie- Transfers, der Wirtschaftsförderung, Exi­stenzgründerprogramme, ganz entschei­dend auch die gerade im Osten Deutsch­lands stark frequentierte Weiterbildung. Im Profil abgrenzen will man sich in dem NC- Fach zur Berliner Lehr- und Forschungs- landschaft auf jenem Gebiet. Mit dazu bei­tragen sollen die Orientierung auf den Dienstleistungs- wie den öffentlichen Be­reich, zudem ebenso die Verknüpfung mit

der Volkswirtschaftslehre beziehungsweise den Sozialwissenschaften,

Interdisziplinär geht es auch in der Soziolo­gie zu. Deren Schwerpunkt liegt in Potsdam bei der Verwaltungs- und Organisations­problematik. Empirie nimmt hierbei großen Raum ein. Forschung aber wird zu vielen weiteren Fragen betrieben. Aufmerksam­keitwidmet man beispielsweise dem Trans­formationswandel von sozialistischen Plan- zu Marktwirtschaften.

Die Bedeutung interdisziplinären Zusam­menwirkens für alle drei Diplomstudien- gange unterstreicht auch Jann. Seine Auf­fassung:Wenn wir praxisrelevant arbeiten wollen, müssen wir alte disziplinäre Gren­zen überwinden, denn die interessanten, aktuellen Probleme dieser Welt halten sich nicht an die Grenzen, die wir zwischen un­seren Fächern aufgerichtet haben. Die Welt ist leider nicht so schön geordnet, daß eini­ge Probleme in die Zuständigkeit der Öko­nomen fallen, andere in die der Politologen, und wieder andere an die Soziologen. Mit der weiteren Umsetzung jenes Anliegens allerdings soll jetzt zunächst eine fachliche Überprüfung einhergehen. Wissenschafts­minister Steffen Reiche jedenfalls will beim Wissenschaftsrat die Evaluierung der Neu­entwicklung des integrativen Konzepts der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissen­schaften beantragen. RG.

Telekommunikation, Energie und Transport

Die Jahreskonferenz 1996 des Europäi­schen Instituts für internationale Wirt­schaftsbeziehungen (EIIW), dem Prof. Dr. Paul J.J. Welfens aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni­versität Potsdam als Präsident vorsteht, galt dem ThemaInfrastrukturliberalisierung: Telekommunikation, Energie, Transport in Europa und Rußland. Die Konferenz, an der Wissenschaftler, Praktiker und wirt­schaftspolitische Entscheidungsträger aus zehn Ländern, darunter von fünf internatio­nalen Organisationen, teilnahmen, befaßte sich vor allem damit, inwieweit leistungsfä­hige und preiswerte Infrastrukturen durch private Anbieter erstellt und betrieben wer­den können und welche Liberalisierungs­und Privatisierungserfahrungen Westeuro­pas und der Visegradländer auf Rußland übertragbar sind. Besonderes Interesse galt der Frage, welche Beschäftigungs-, Produktivitäts- und Wachstumsimpulse durch den Ausbau transeuropäischer Net­ze entstehen werden; dürfte doch die Mo­dernisierung der überbelasteten europäi­schen Infrastrukturen zur Jahrtausendwen­de zu den wichtigsten Aufgabenfeldern der Wirtschaftspolitik in Europa und Rußland gehören. J.J.

Praxisorientierung und Interdisziplinarität sollen die Ausbildung der künftigen Soziologen, Verwal­tungswissenschaftler, Kaufmänner und -frauen prägen. Foto: Tribukeit

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