Heft 
(1.1.2019) 03
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CAMPUS

BRANDENBURG OHNE ZUKUNFTSVORSORGE?

Die BLRK stelltbeängstigend kurzsichtige" Landespolitik fest

Die Brandenburgische Landesrektoren­konferenz BLRK hat auf ihrer letzten Sit­zung Anfang April mit großer Besorgnis festgestellt, daß Brandenburg die nied­rigsten Nettoausgaben der Bundesrepu­blik für Wissenschaft und Forschung so­wohl pro Einwohner als auch gemessen am Prozentanteil des Landeshaushalts hat und den erfolgreichen Ausbau der Hochschulen der letzten sechs Jahre stoppt sowie die Bereitstellung der not­wendigen Studienplätze für die Studier­willigen des nächsten Jahrzehnts verhin­dert. Das Gremium folgerte daraus:

Brandenburg läuft Gefahr, die jungen Menschen auf der Suche nach Studien­plätzen an andere Bundesländer zu ver­lieren, mit der Konsequenz, daß dieses dringend benötigte Innovationspotential dem Land verloren geht. Dabei erschwert

Brandenburg die Ausbildung junger be­gabter Frauen, die aufgrund ihrer Familiensituation häufig weniger mobil sein können, Die doppelte Wirkung von Stellenstreichungen und Einstellungs­sperre gefährdet unverzichtbare Lehr­angebote und nimmt den Hochschulen den letzten Rest von Flexibilität und Inno­vationsspielraum.

Sollen die Hochschulen qualifizierte Absol­venten ausbilden, ihre Leistungsfähigkeit erhalten und ihre nationale sowie internatio­nale Anerkennung und Wettbewerbsfähig­keit sicherstellen und damit in die Zukunfts­fähigkeit des Landes investieren, ist es not­wendig, den Landeshaushalt und die mittel­fristige Finanzplanung zugunsten von Wis­senschaft und Forschung zu korrigieren, Planungssicherheit und Verläßlichkeit für den minimal angemessenen Ausbau der brandenburgischen Hochschulen zu garan­

tieren, bürokratische Schranken abzubauen und die Autonomie der Hochschulen konse­quent zu erweitern.

In aller Welt gehören Investitionen in Wis­senschaft und Forschung inzwischen zum bewährtesten Instrument der gesellschaft­lichen Zukunftsvorsorge und der langfristi­gen Sicherung wirtschaftlicher Entwick­lung. Die Ergebnisse einer solchen Politik sind eineutig und beeindruckend - von Malaysia bis Kalifornien, Vor dem Hinter­grund dieser Erfahrungen ist die branden­burgische Politik eines deutlichen Abbaus der Kapazitäten in Forschung und Lehre beängstigend kurzsichtig und langfristig unverantwortlich. Die BLRK appelliert an die politisch Verantwortlichen im Lande, sich dieser Herausforderung zu stellen und in enger Verbindung mit Hochschulen und Wirtschaft nach Lösungen aus der ge­genwärtigen Krise zu suchen."

WEITERE REDUZIERUNG VON PROFESSUREN UNVERANTWORTLICH

Uni Potsdam als einzige Volluniversität Brandenburgs hat knapp die Hälfte der Studenten

Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg entstehen derzeit unter dem Druck ein­geschränkter Finanzmittel neue Hochschulentwicklungspläne. Das Mini­sterium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) Brandenburgs möchte den seinen bis zum 30. April dieses Jah­res vorlegen, Berlin läßt sich dafür - wie den Verlautbarungen der Wissenschafts­ausschüsse zu entnehmen war - etwas mehr Zeit. Das MWFK hat bereits verkün­det, eine Erhöhung der Investitionsmittel für Baumaßnahmen aus den Personal­mitteln der Hochschulen erwirtschaften zu wollen. Daß dies jedoch nicht möglich ist, zeigt sich besonders deutlich anhand der Universität Potsdam:

Gemessen an den haushaltsmäßig verfüg­baren Professorenstellen hat die Universi­tät Potsdam erst einen Ausbaustand von 75,6 % von der in ihrem Gründungskonzept vorgesehenen Struktur erreicht. Gleichzei­tig ist sie als die einzige Völluniversität des Landes aber die Hochschule, an der knapp die Hälfte der brandenburgischen Studie­renden immatrikuliert sind: Insgesamt wa­ren es im vergangenen Wintersemester 9.850, in diesem Sommersemester sind es knapp 9,800. Die Studenten sind also da, wichtige Eckprofessuren jedoch noch im­mer unbesetzt. Mit der Immatrikulation der Studierenden sind die Universität und das

Land jedoch Ausbildungsverpflichtungen eingegangen, die heute erfüllt werden müs­sen - und nicht erst im Jahre 2005.

Die Universität Potsdam als einzige Voll­universität des Landes ist außerdem beauf­tragt, das gesamte traditionelle Fächer­spektrum einer klassischen Universität ohne Spezialisierungen anzubieten. Sie wird stets als erste herangezogen, wenn es um die Übernahme neuer Ausbildungs­verpflichtungen im Lande geht - als Bei­spiel sei hier nur die Erarbeitung eines Stu­dienganges für das neue Unterrichtsfach LER genannt. In Diskrepanz dazu hinkt sie nicht nur bei ihrem personellen Aufbau hin­ter den anderen Universitäten hinterher, sondern erlitt sie auch im Zuge der Spar­maßnahmen überproportional hohe Kür­zungen. Allein im Jahre 1996 standen ihr im Ansatz 10,3 Millionen DM weniger zur Ver­fügung als 1995, in diesem Jahr muß sie ohne Berücksichtigung der Löhne des Per­sonals aus dem aufgelösten Pädagogi­schen Institut Cottbus in Höhe von 5 Millio­nen DM nochmals knapp 5 Millionen DM "erwirtschaften.

Weitere Einsparungen erhofft sich das Land darüber hinaus von einem verzöger­ten personellen Aufbau, der von ursprüng­lich für das Jahr 2000 geplanten 262 Profes­suren an der Universität Potsdam zunächst noch 243, dann nur noch 209 und jetzt ak­tuell lediglich noch 190 übriggelassen hat.

Weil die Hochschule Verständnis für die Nöte des Landes hat, akzeptierte ihr Senat eine zeitliche Streckung des Aufbaus. Er machte aber deutlich, daß eine Ausstattung mit 209 Professuren die absolute Untergren­ze für das in Potsdam vertretene Fächer­spektrum darstellt. Jede weitere Kürzung bringt eine akute Gefahr für die Ausbildung der Studierenden und die Wettbewerbsfä­higkeit der Potsdamer Forschung mit sich. Vor diesem Hintergrund lehnt die Universi­tät Potsdam eine Erhöhung der Investitions­mittel für Neubauten aus Personalmitteln nicht nur als unverantwortlich ab, sondern warnt die politischen Entscheidungsträger eindringlich davor. Hg.

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