STREITEN FÜR GERECHTIGKEIT
Internationales Netzwerk für Gerechtigkeitsforschung tagte an der Uni
Das Zentrum für Gerechtigkeitsforschung (ZfG) war Ausrichter des VIth Biennial Meeting of the International Network for Social Justice Research, das vom 1. bis 4. Juli 1997 an der Universität Potsdam stattfand. Über 100 Wissenschaftler aus 16 Ländem stellten neue Forschungsergebnisse vor und diskutierten konzeptionelle und theoretische Entwicklungen.
Das Spektrum der Themen war breit und repräsentativ für die internationale empirische Gerechtigkeitsforschung. Es gab Vorträge und Panels zu unterschiedlichen Themen wie Gerechtigkeitsprobleme in Organisationen, Benachteiligung von Frauen im Berufsleben, Gerechtigkeit in der Nutzung knapper natürlicher Ressourcen und in Umweltbelastungen, Vorurteile der Verlängerung von Rechtsstrafen, psychologische Dispositionen beim Erleben von Ungerechtigkeiten, empirische Fundierung normativer Gerechtigkeitstheorien sowie Ausführungen zu einzelnen Gerechtigkeitsprinzipien, wie zum Senioritätsprinzip oder dem Prinzip des Verdienens. Einen Schwerpunkt bildeten die Analyse erlebter Verfahrensgerechtigkeit und die Analyse von Konflikten am Arbeitsplatz, in der Familie, in der politischen Arena sowie zwischen ethnischen Gruppen.
Besonderes Interesse fanden die Beiträge, die Belege dafür lieferten, daß entgegen
der Annahmen des ökonomischen Modells des Menschen-— spezifisch: des rational choice Modells- das Streben nach Gerechtigkeit ein starkes und verhaltenswirksames Motiv ist, das zwar gelegentlich mit Eigeninteresse konfundiert ist, aber häufig auch mit Eigeninteressen konfligiert. Was als gerecht und ungerecht angesehen wird, variiert interindividuell und interkulturell, muß also in der Forschung genau erfaßt werden. Die Kulturspezifität von Gerechtigkeitsüberzeugungen und deren historischer Wandel waren Gegenstand vieler Beiträge, insbesondere die Veränderungen in postkommunistischen Staaten. Gerechtigkeit als innderdeutsches Problem war ebenfalls Thema.
Die Resonanz auf die Qualität der Beiträge und der Diskussionen war ebenso positiv wie die Würdigung des Konferenzortes und der an der Universität Potsdam erfahrenen Gastlichkeit. Auch organisatorisch bildete diese Potsdamer Konferenz einen Meilenstein. Mit der formellen Gründung der Inter
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Prof. Dr. Melvin Lerner, der Initiator des International Network for Justice Research
Foto: Tribukeit
national Society for Justice Research(ISJR), die zur Eintragung im Potsdamer Vereinsregister angemeldet ist, wird sich aus dem ursprünglich bestehenden informellen Netzwerk eine weltweite wissenschaftliche Gesellschaft formieren. Sie sieht ihre Aufgabe in der Förderung der Forschung und ihrer interdisziplinären Integration. Der Direktor des ZfG, Prof. Dr. Leo Montada, wurde zum ersten Präsidenten dieser Gesellschaft gewählt. ZfiG
BUSHALTESTELLEN WEITER MIT ALTEN NAMEN
Die beiden an der Universität Potsdam gelegenen Bushaltestellen„Lindenallee“ und „Orangerie“ behalten auch künftig ihre bisherigen Bezeichnungen. Das jedenfalls meint Georg Dukiewicz, Geschäftsführer beim Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP).„Die Verwendung von Instituten, öffentlichen Einrichtungen oder ähnlichem als Namensgeber für Haltestellen ist problematisch, weil Standorte verändert werden oder Eigner wechseln können und damit Umbenennungen anstehen“, so dessen kürzliche Einschätzung. Die entstehende Kostensumme beliefe sich demnach auf 1.700 DM pro jeweiliger Neuauszeichnung. Einig zeigt sich Dukiewicz in diesem Punkt mit allen Verkehrsunternehmen, die den Gemeinschaftstarif in Berlin und dem Umland anwenden. Auch die Potsdamer Fachhochschule hat die Auswirkungen jener Auffassung in der Vergangenheit bereits zu spüren bekommen. Nach wie vor heißen deren Busstationen, trotz Bemühungen um Korrektur,„Schlegelstraße/Pappelallee“ und„Alter Markt“. Selbst ein entsprechen
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A
Lindenallee
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Der Bushaltestelle„Lindenallee“ fehlt bis heute der Hinweis auf die Universität Potsdam. Eine Misere
für Ortsunkundige: ihnen fällt es oft schwer, die Einrichtung zu finden.
der Zusatz fehlt bis heute. Um genau den geht es der Uni im Falle der Station„Orangerie“, Einzig denkbares Zugeständnis der
Foto: Fritze
ViP-Leute bisher: die Ansage„Botanischer Garten“ im Fahrzeug selbst. Bleibt nur noch die Kostenfrage... PG.
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