Heft 
(1.1.2019) 07
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VON ÄGYPTEN NACH PREUSSEN

Ausstellung und Tagung zur Geschichte, Entdeckung und Rezeption der Pyramiden

Der endgültige Entschluß fiel am Weih­nachtsfest 1996. Zwar hatte sich Dr. Chri­stian Tietze aus der Philosophischen Fa­kultät I der Universität schon anderthalb Jahre mit der Idee, eine große Ausstellung und Tagung über die Pyramiden zu veran­stalten, getragen. Doch bedurfte es zur endgültigen Beschlußfassung etwas Ruhe und die brachte jenes Weihnachtsfest mit sich. Das Ergebnis konnte sich sehen las­sen: So eröffnete Tietze am 1. August die­ses Jahres eine Fachtagung über das The­ma ‚Von Ägypten nach Preußen im Fürst­Pückler-Schloß Branitz bei Cottbus, woran sich am 2. August die Eröffnung einer gleichnamigen Ausstellung durch S.E., den Botschaftsrat der arabischen Republik Ägypten, Fahmy Fayed, anschloß.

Den Veranstaltungsort für Tagung und Aus­stellung hat Christian Tietze ganz bewußt ausgewählt. Befinden sich doch im Park des Schlosses Branitz zwei Pyramiden; in einer davon ließ sich Fürst Pückler auch be­graben. Die Referate auf der von rund 60 Teilneh­mern aus Ägypten, Öster­reich und Deutschland besuchten Tagung und vor allem die für die Öf­fentlichkeit noch bis Janu­ar 1998 zugängliche Aus­stellung machen jedoch deutlich, daß sich nicht

nur in Branitz bei Cottbus historische Verbindungen

stus im Hof von Tempelanlagen beisetzen. Im dritten und vierten Jahrhundert vor Chri­stus begann dann auch schon die Rezepti­on der Pyramiden, dieser bis heute geheimnisumwitterten Bauwerke, Seit dem vierten und fünften Jahrhundert nach Chri­stus bauten schließlich andere Länder z.B. Syrien- pyramidenähnliche Gebäude und nahmen somit das Motiv der dreiecki­gen Gräber als uraltes Sinnbild fortdauern­den Ruhms wieder auf. In der Renaissance ließen sich Herrscher mit Pyramiden dar­stellen, um ihre Standhaftigkeit zu verdeut­lichen. Die Magie, die in diesen Bildern steckt, heißt: Wenn wir diese für die Ewig­keit erstellten Bauwerke nachbilden, blei­ben auch wir ewig/erhalten. Pyramiden­bau als Gottesdienst zur Erhaltung der ewi­gen Existenz?

Mit dem 19. Jahrhundert wandelte sich dann das Bild von Ägypten. Ausgelöst durch die Napoleonische Expedition 1789 bis 1799 wurde ein wissenschaftliches In­

Von den vielfältigen und weitverzweigten Beziehungen zwischen den ägyptischen Pyramiden und Bauwerken sowie Gräbern in Preußen legen die 40 von Dr. Christian Tietze über die Rezeption der Pyramiden zusammengestellten Tafeln bei der Ausstel­lung in Cottbus reges Zeugnis ab. Sie do­kumentieren den pyramidenförmigen Eis­keller im Neuen Garten Potsdams ebenso wie entsprechende Grabmale auf einem Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin und dem Friedhof der Freidenker in Des­sau. Weitere 40 Tafeln widmen sich der Geschichte und 35 Tafeln der Entdeckung der Pyramiden. Rund 80 Prozent der darauf abgebildeten Fotografien stammen übri­gens von Tietze selber.

Ergänzt wird die Ausstellung durch zahl­reiche Pyramidenmodelle und Ausstel­lungsstücke aus dem Berliner, dem Leip­ziger und dem Branitzer Museum, Publika­tionen zur Entdeckung der Pyramiden, Objekte aus den Schlössern und Gärten

zwischen Ägypten und Preußen zeigen. Auch auf dem Gebiet von Kunst und Wissenschaft entwik­kelten sich fruchtbare Be­ziehungen. So ließ bei­spielsweise Friedrich II. in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts den Park des Schlosses Rheinsberg mit ägypti­sierenden Sphingen und einem Obelisken schmücken, und im Neuen Garten in Pots­dam wurden zwei Antinoos-Statuen von Schadow, eine Sphinx, ein Obelisk und eine Pyramide aufgestellt. Sein Bruder Heinrich ließ in Rheinsberg einen Obelisken zum Ge­denken an den Siebenjährigen Krieg errich­ten, er selbst wurde in einer Pyramide be­graben.

Erbaut wurden die Pyramiden ursprünglich als Gräber für die ägyptischen Pharaonen in der Zeit zwischen 2650 und 2450 vor Christus. Danach ließen sich die Herrscher Agyptens in unterirdischen Gräbern imTal der Könige und ab 1080 bis 333 vor Chri­

Geheimnisumwittert bis heute: das Pyramidenfeld in Gisa vor Kairo.

teresse am Land der Pharaonen wach, auch in Preußen. Der Fürsprache von Carl Josias von Bunsen und Alexander von Hum­boldt sowie der Förderung durch Friedrich Wilhelm IV. war es zu danken, daß Karl Ri­Chard Lepsius in den Jahren 1842 bis 1845 eine Expedition nach Ägypten unterneh­men konnte. Diese Reise war so erfolg­reich, daß Preußen von nun an eine bedeu­tende Stellung in der sich schnell entwik­kelnden Ägyptologie einnahm. Das in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin fertig­gestellte Ägyptische Museum sollte ein nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten künstlerisch angelegtes und ausgestattetes Ganzes, ein historisches Museum sein.

Foto: Tietze

von Branitz und Berlin, aus weiteren Muse­en und Gärten sowie aus Privatbesitz. So­wohl an der Konzeption und Durchführung der Tagung wie auch an der Ausgestaltung der Ausstellung tatkräftig mitgeholfen ha­ben Luise Stöckhert aus Grafrath, Holger Wenzel aus München und Christian E. Loeben aus Berlin. Zu sehen ist die Aus­stellung noch bis zum 18. Januar 1998 im Marstall Schloß Branitz in Cottbus täglich außer montags von 10.00 bis 12.30 Uhr und von 13.00 bis 18.00 Uhr. Im Sommer 1998 möchte Dr. Christian Tietze die Ausstel­lung übrigens auch in Potsdam zeigen. Sein Wunschort dafür ist die Orangerie im Park Sanssouci. Hg.

PUTZ 7/97

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