RELIGION IN VORMODERNEN GESELLSCHAFTEN
Dreitägige Nachwuchswissenschaftlerkonferenz in Potsdam
Zum Thema„Religion in komplexen vormodemen Gesellschaften“ trafen sich Mitte Juni 1997 deutsche und französische Nachwuchswissenschaftler in Potsdam zu einer mehrtägigen Konferenz. Diese durch das brandenburgische Wissenschaftsministerium finanziell unterstützte Tagung markierte den Beginn einer Zusammenarbeit der Section Sciences religieuses der Ecole Pratique des Hautes Etudes, Paris, und der Philosophischen Fakultät I der Universität Potsdam.
Prof. Dr. John Scheid aus Paris überreichte während der Tagung den gegengezeichneten Kooperationsvertrag. Die persönliche Begegnung erlaubte, bereits an Ort und Stelle über weitere gemeinsame Vorhaben der zur Zeit beteiligten aus der Alten Geschichte und Klassischen Philologie zu sprechen.
Der Anfang jedenfalls verlief sehr erfolgreich. Im kleinen, aber für Gäste aus Potsdam und Berlin offenen Kreise wurden anhand von vierzehn Vorträgen unterschiedliche Aspekte der Religionsgeschichte des antiken Mittelmeerraums kontrovers und konstruktiv diskutiert. Eine gewisse deutsche Konzentration auf die römische Religionsgeschichte wurde von den französi
In den Sommer des Jahres 1993 reicht die Gründung des Einstein Forums zurück. Die Am Neuen Markt 7 im Zentrum Potsdams(unser Foto) beheimatete interdisziplinäre Forschungseinrichtung des Landes Brandenburg beging also kürzlich ihr vierjähriges Bestehen. Das Einstein Forum als Stiftung des öffentlichen Rechts hat es sich zur Aufgabe gestellt, die internationale Zusammenarbeit durch den Gedankenaustausch von Natur- und Geisteswissenschaftlern zu. befördern. Zugleich dient
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Das Augusteische Relief der Ara Pacis zeigt einen Ausschnitt aus der Prozession zur Einweihung
dieses„Friedensaltars“ mit ganz unterschiedlichen Gruppen von Priestern aus der römischen
Führungsschicht(10 v. Chr.).
schen Referenten um Fragen der griechischen, beispielsweise Hekate, und israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte, Urimund Tumim-Orake, erweitert.
Auch wenn die behandelten Kulturen eindeutig antike,„vormoderne“ Gesellschaf
VIER JAHRE EINSTEIN FORUM
es als Schnittstelle zwischen der innerakade
mischen und inneruniversitären Forschungsgemeinschaft und einem breiten Fachpublikum. Zu den mit der Universität Potsdam kooperierenden Einrichtungen gehört natürlich auch diese und zwar seit deren Gründung. Im Aprıl 1995 unterschrieben Vertreter beider Seiten einen offiziellen Vertrag. Seither beteiligten sich Wissenschaftler der Hochschule an zahlreichen Tagungen und Kolloquien, B.E./Foto: Fritze
Foto: zg.
ten darstellen, wurde doch deutlich, wie komplex sie und ihre religiösen Systeme sind. Einerseits bildet Religion einen eigenen sozialen Handlungsraum mit eigenen Räumlichkeiten und Bauwerken, unter Umständen einer professionalisierten Priesterschaft mit ausgefeilten rituellen und sakralrechtlichen Vorschriften und entsprechenden Gerätschaften. Andererseits kann auf diesen religiösen Bereich etwa in politischen Kontexten in offener wie versteckter Weise angespielt, kann auf die legitimatorischen Ressourcen von Religion zurückgegriffen werden, wie etwa für Cicero und Augustus gezeigt wurde. Religionsgeschichtlich sind Veränderungen—- und Konstanten— in einem solchen Umgang mit Religion für die römische Kaiserzeit und die vor allem als„Pontifex maximus“ thematisierte religiöse Kompetenz des Kaisers besonders interessant: eine Linie, die in Vorträgen von Caesar bis Konstantin untersucht wurde.
Methodisch reichten die Thesen und Themen von archäologischen über philologische bis hin zu linguistischen Forschungsansätzen, ohne je ein Bemühen
um Historisierung der vorgestellten Befunde aus den Augen zu verlieren. Gerade diese methodische Vielfalt, verbunden mit der Konzentration auf einen Gegenstandsbereich, ließ die Diskussionen für Vortragende wie Gesprächsteilnehmer fruchtbar werden. Entsprechend standen nicht nur neue Kontakte zwischen den(überwiegend) Doktorandinnen, sondern auch ein Konsens, diese Arbeitsform fortzusetzen, am Ende der Tagung. Jörg Rüpke
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PUTZ 7/97