DER MAGUS ZWISCHEN DEN KULTUREN
Eine Tagung am Einstein Forum
Was haben die Heiligen Drei Könige und Dr. Faust gemeinsam? Sie sind Vertreter eines einst bedeutenden, heute in Vergessenheit geratenen Intellektuellentypus: des Magus. Am Einstein Forum fand Anfang August 1997 eine Tagung statt, auf der Philosophen, Judaisten, Historiker und Ethnologen diese Gestalt wiedererweckten. Zwei Traditionen standen dabei im Zentrum: die christliche, die ihren Höhepunkt in der Renaissance fand, und die jüdische, die wesentlich durch die Figur des Baal Shem gekennzeichnet ist.
Der amerikanische Historiker Anthony Grafton aus Princeton betonte, daß es heute weniger darauf ankomme, die Magier als Theoretiker zu betrachten als vielmehr als Praktiker. Es geht also nicht darum, ihre Texte noch einmal neu zu interpretieren, sondern vor allem ihre Handlungen in der Öffentlichkeit zu untersuchen. Da man Magie nicht studieren konnte, erhielt man seine Reputation nicht durch einen beglaubigten Abschluß, sondern durch öffentliche Wirksamkeit. Georg von Heidelberg(alias Faust), der frühchristliche Bischof Thomas Cantilupe, der Mathematiker und Astrologe John Dee und der messianische Poet Quirinus Kuhlmann waren dann auch die höchst unterschiedlichen Fallbeispiele, die im ersten Teil der Tagung untersucht wurden.
Die jüdische Tradition wurde hauptsächlich durch die Figur des Baal Shem repräsentiert. Prof. Dr. Karl-Erich Grözinger von der Universität Potsdam unterschied fünf verschiedene Typen: den mittelalterlichen introvertierten Gelehrten, dem es verboten war, sein Wissen für persönliche Zwecke zu verwenden, dem Renaissance-Typus, der, ermutigt auch durch das christliche Interesse an seinen Praktiken, mehr in die Öffentlichkeit hinaustrat, dann den Helfer und Heiler des 17. Jahrhunderts, der im 18. Jahrhundert durch die Figur des charismatischen, moralischen Rigoristen abgelöst wurde und schließlich seine letzte Form, die im 19, Jahrhundert zwischen traditionellem Schriftgelehrten und aufklärerischem Rationalisten schwankte.
Faust pflegte von sich zu sagen, er sei ein „Magus secundus“, da er sich als Nachfolger der ersten Magier, eben jener Heiligen Drei Könige empfand. Dies deutet an, daß die Gestalt des Magus nur zu verstehen ist aus dem Zusammenwirken unterschiedliCher Kulturen. Ehe wir diese Gestalt aber vollständig erkennen können, bedarf es noch einiger Forschung. Rüdiger Zill
UNI-PROJEKT ZUR UNFALLPROPHYLAXE
Wissenschaftler kooperieren mit Grundschule in Eiche
Annähernd 350 Schüler der Grundschule Eiche sorgten kürzlich für viel Leben im Institut für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam. Sie waren Teilnehmer einer insgesamt fast vier Wochen andauernden Untersuchung der dortigen Wissenschaftler.
Deren Ergebnisse sollen nach entsprechender Aufarbeitung zum Entwurf eines neuen schulärztlichen Programms im Land Brandenburg führen. Eingebunden ist die Aktion in ein entsprechendes Projekt, das die Ent
ernsthaften Schädigungen. Um dem genügend vorzubeugen, reichen nach Meinung der Potsdamer Spezialisten die bisher praktizierten schulärztlichen Maßnahmen nicht aus. Ihnen mangele es an gezielter Überprüfung der Halte- und Bewegungsfunktionen und der Faktoren, die sie beeinflussen.
Im jetzt neu erarbeiteten Untersuchungsprogramm finden deshalb insbesondere funktionelle Parameter Berücksichtigung. Neben der Ermittlung statischer, anthropometrischer und psychophysiologischer Werte erfolgt beispielsweise ebenso auch eine
E .
Während der mehrwöchigen Untersuchung von Grundschulkindern im Institut für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam gewannen die Wissenschaftler unter Leitung Prof. Dr. Frank Bittmanns(Bildmitte) wertvolle Erkenntnisse. Auf insgesamt neun Stationen erhielten sie über 100 Einzelinformationen pro Schüler. Zum Programm gehörte auch die Messung der Wirbelsäulenkontur,
hier durchgeführt von Sven Luther.
wicklung eines Schulmodells mit dem Schwerpunkt„Gesundheitsförderung— Unfallprophylaxe durch Haltungs- und Bewegungsförderung“ zum Inhalt hat. Das unter anderem durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, das Landesgesundheits- sowie das Schulverwaltungsamt Potsdam unterstützte umfangreiche Vorhaben will, so Prof. Dr. Frank Bittmann aus dem Uni-Institut, schon heute Zeichen für die Zukunft setzen. Es beginne da, wo Ursachen von Fehlverhalten und Wurzeln von Fehlentwicklungen liegen—- im Kindesalter. Bereits hier beobachten demnach die Experten erste Störungen am Halte- und Bewegungsapparat sowie motorische Defizite. Bleiben jene Merkmale unerkannt, manifestieren sie sich später und enden in
Foto: Fritze
Kontrolle koordinativer Fähigkeiten. Noch im Oktober sollen die ersten Resultate der gerade durchgeführten Gesundheitschecks auf dem Tisch liegen. Problemkinder können damit schon erfaßt und deren Eltern Empfehlungen hinsichtlich geeigneter Interventionen unterbreitet werden.
Das gesamte Projekt, zu dem im weiteren Fragen der Verhältnis- und Verhaltensprävention gehören, erstreckt sich zunächst über vier Jahre. Vollständig gesichert ist dessen Verwirklichung jedoch nach Einschätzung seiner Initiatoren, unter anderem dem Brandenburgischen Verein für Gesundheitsförderung e.V, nicht. Noch fehlt es an dringend benötigten finanziellen Mitteln. Gemeinsam mit den Wissenschaftlern hoffen nun Lehrer, Eltern und Kinder auf Sponsoren. PG.
PUTZ 7/97
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