Heft 
(1.1.2019) 07
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DER MAGUS ZWISCHEN DEN KULTUREN

Eine Tagung am Einstein Forum

Was haben die Heiligen Drei Könige und Dr. Faust gemeinsam? Sie sind Vertreter ei­nes einst bedeutenden, heute in Verges­senheit geratenen Intellektuellentypus: des Magus. Am Einstein Forum fand An­fang August 1997 eine Tagung statt, auf der Philosophen, Judaisten, Historiker und Eth­nologen diese Gestalt wiedererweckten. Zwei Traditionen standen dabei im Zen­trum: die christliche, die ihren Höhepunkt in der Renaissance fand, und die jüdische, die wesentlich durch die Figur des Baal Shem gekennzeichnet ist.

Der amerikanische Historiker Anthony Graf­ton aus Princeton betonte, daß es heute we­niger darauf ankomme, die Magier als Theo­retiker zu betrachten als vielmehr als Prakti­ker. Es geht also nicht darum, ihre Texte noch einmal neu zu interpretieren, sondern vor allem ihre Handlungen in der Öffentlich­keit zu untersuchen. Da man Magie nicht studieren konnte, erhielt man seine Reputa­tion nicht durch einen beglaubigten Ab­schluß, sondern durch öffentliche Wirksam­keit. Georg von Heidelberg(alias Faust), der frühchristliche Bischof Thomas Cantilupe, der Mathematiker und Astrologe John Dee und der messianische Poet Quirinus Kuhlmann waren dann auch die höchst un­terschiedlichen Fallbeispiele, die im ersten Teil der Tagung untersucht wurden.

Die jüdische Tradition wurde hauptsächlich durch die Figur des Baal Shem repräsen­tiert. Prof. Dr. Karl-Erich Grözinger von der Universität Potsdam unterschied fünf ver­schiedene Typen: den mittelalterlichen in­trovertierten Gelehrten, dem es verboten war, sein Wissen für persönliche Zwecke zu verwenden, dem Renaissance-Typus, der, ermutigt auch durch das christliche Interes­se an seinen Praktiken, mehr in die Öffent­lichkeit hinaustrat, dann den Helfer und Heiler des 17. Jahrhunderts, der im 18. Jahr­hundert durch die Figur des charisma­tischen, moralischen Rigoristen abgelöst wurde und schließlich seine letzte Form, die im 19, Jahrhundert zwischen traditionellem Schriftgelehrten und aufklärerischem Ratio­nalisten schwankte.

Faust pflegte von sich zu sagen, er sei ein Magus secundus, da er sich als Nachfol­ger der ersten Magier, eben jener Heiligen Drei Könige empfand. Dies deutet an, daß die Gestalt des Magus nur zu verstehen ist aus dem Zusammenwirken unterschiedli­Cher Kulturen. Ehe wir diese Gestalt aber vollständig erkennen können, bedarf es noch einiger Forschung. Rüdiger Zill

UNI-PROJEKT ZUR UNFALLPROPHYLAXE

Wissenschaftler kooperieren mit Grundschule in Eiche

Annähernd 350 Schüler der Grundschule Eiche sorgten kürzlich für viel Leben im Institut für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam. Sie waren Teil­nehmer einer insgesamt fast vier Wochen andauernden Untersuchung der dortigen Wissenschaftler.

Deren Ergebnisse sollen nach entsprechen­der Aufarbeitung zum Entwurf eines neuen schulärztlichen Programms im Land Bran­denburg führen. Eingebunden ist die Aktion in ein entsprechendes Projekt, das die Ent­

ernsthaften Schädigungen. Um dem genü­gend vorzubeugen, reichen nach Meinung der Potsdamer Spezialisten die bisher prak­tizierten schulärztlichen Maßnahmen nicht aus. Ihnen mangele es an gezielter Überprü­fung der Halte- und Bewegungsfunktionen und der Faktoren, die sie beeinflussen.

Im jetzt neu erarbeiteten Untersuchungs­programm finden deshalb insbesondere funktionelle Parameter Berücksichtigung. Neben der Ermittlung statischer, anthropo­metrischer und psychophysiologischer Wer­te erfolgt beispielsweise ebenso auch eine

E .

Während der mehrwöchigen Untersuchung von Grundschulkindern im Institut für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam gewannen die Wissenschaftler unter Leitung Prof. Dr. Frank Bittmanns(Bildmitte) wertvolle Erkenntnisse. Auf insgesamt neun Stationen erhielten sie über 100 Einzelinformationen pro Schüler. Zum Programm gehörte auch die Messung der Wirbelsäulenkontur,

hier durchgeführt von Sven Luther.

wicklung eines Schulmodells mit dem SchwerpunktGesundheitsförderung Unfallprophylaxe durch Haltungs- und Bewegungsförderung zum Inhalt hat. Das unter anderem durch das Ministerium für Bil­dung, Jugend und Sport des Landes Branden­burg, das Landesgesundheits- sowie das Schulverwaltungsamt Potsdam unterstützte umfangreiche Vorhaben will, so Prof. Dr. Frank Bittmann aus dem Uni-Institut, schon heute Zeichen für die Zukunft setzen. Es be­ginne da, wo Ursachen von Fehlverhalten und Wurzeln von Fehlentwicklungen liegen- im Kindesalter. Bereits hier beobachten dem­nach die Experten erste Störungen am Hal­te- und Bewegungsapparat sowie motorische Defizite. Bleiben jene Merkmale unerkannt, manifestieren sie sich später und enden in

Foto: Fritze

Kontrolle koordinativer Fähigkeiten. Noch im Oktober sollen die ersten Resultate der ge­rade durchgeführten Gesundheitschecks auf dem Tisch liegen. Problemkinder kön­nen damit schon erfaßt und deren Eltern Empfehlungen hinsichtlich geeigneter Inter­ventionen unterbreitet werden.

Das gesamte Projekt, zu dem im weiteren Fra­gen der Verhältnis- und Verhaltensprävention gehören, erstreckt sich zunächst über vier Jahre. Vollständig gesichert ist dessen Ver­wirklichung jedoch nach Einschätzung seiner Initiatoren, unter anderem dem Brandenbur­gischen Verein für Gesundheitsförderung e.V, nicht. Noch fehlt es an dringend benötigten fi­nanziellen Mitteln. Gemeinsam mit den Wis­senschaftlern hoffen nun Lehrer, Eltern und Kinder auf Sponsoren. PG.

PUTZ 7/97

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