BLOCKSEMINAR ÜBER STRUKTURELLE UND KULTURELLE ASPEKTE DES INTERNATIONALEN MANAGEMENTS
Aus einem normalen Blockseminar eine interessante Veranstaltung zu machen, ist nicht einfach. Mit der Zeit nehmen Konzentration und Aufmerksamkeit der Teilnehmer proportional ab. Doch in der Veranstaltung des Bereiches Organisation und Personalwesen in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät über strukturelle, kulturelle und personelle Aspekte des internationalen Managements, die sich über vier Tage im Juni erstreckte, trat dieses Phänomen nur am Rande auf. Die Teilnehmer aus den Universitäten Opole und Potsdam wurden durch verschiedene Fallbeispiele und interessante Gastvorträge ins Geschehen einbezogen.
Das Blockseminar gliederte sich in zwei Themenkomplexe. So ging es um strukturelle Aspekte des internationalen Managements, theoretische Grundlagen der Internationalisierung bzw. der Globalisierung und der internationalen Unternehmensführung. Der Schwerpunkt lag insbesondere auf der ressourcenorientierten Sichtweise der Unternehmensführung. Anhand eines Fallbeispiels der Fusion von Rover durch BMW wurde den Studierenden deutlich vor Augen geführt, welche Auswirkungen internationale Unternehmensstrategien haben.
Die größte Aufmerksamkeit zog jedoch der zweite Themenkomplex über internationales Personal Management auf sich. So wurden beispielsweise Arbeitsbeziehungen in Westeuropa und USA verglichen und analysiert.
Prof. Dr. Dieter Wagner, Schirmherr der Veranstaltung. Foto: 2g.
Außerdem wurden die Management-Methoden bzw. Praktiken verschiedener europäischer Länder vergleichend ausgewertet, internationale Funktionen des Personalmarketings, Personalentwicklung oder Personalentlohnung erläutert, sowie der internationale Personaleinsatz diskutiert.
Prof. Dr. George Bell von der South-Bank University London, der als Gastdozent insgesamt zwei Tage in Potsdam weilte, erläuterte in seinem Vortrag die Anforderungen an einen internationalen Manager. Bell beschäftgt sich in seiner Funktion als‘senior lecturer’ im Human Ressource Management an der Londoner Universität hauptsächlich mit Internationalen Management Skills, interkulturellem Management. Am letzten Tag referierte Bell über die Bedeutung kultureller Aspekte und Effektivität des internationalen Personalmanagements und
forderte die Studenten auf, mehrere Fallbeispiele in multikulturellen Teams zu bearbeiten, zu analysieren und zu präsentieren. Die Thematik paßtg perfekt zu der bunt-gemischten Gruppe. Die deutschen und polnischen Studenten wurden schließlich noch mit einem Novum konfrontiert: Managing Diversity. Dieses Konzept nimmt bewußt auf die Unterschiedlichkeit einer Belegschaft Bezug. Sie wird in den USA mittlerweile mit großem Erfolg angewendet,„Interessant ist sie in ihrer Anwendung vor allem durch soziokulturelle und unternehmensinterne Gründe“, meinte Referent Paivand Sepehri, aber das‘softe' Phänomen Kultur habe auch einen harten ökonomischen Aspekt, der Wettbewerbsvorteile verschaffe, Darauf setze Managing Diversity. Momentan stünden die deutschen Unternehmen diesem Phänomen noch kritisch gegenüber, doch es gelte als wahrscheinlich, daß es auch hierzulande mehr Verbreitung finde. Die Session wurde übrigens zum großen Teil vom Akademischen Auslandsamt der Alma mater finanziert und ferner vom Potsdamer Prof. Dr. Klaus Gloede, Professor für Regionale Wirtschaftspolitik, unterstützt. Die Idee Sepehris, seine bestehenden Konktakte mit der Industrie und der Londoner Universität zu nutzen, wurde jedenfalls sehr gut aufgenommen, So daß der Planung weiterer Veranstaltungen dieser Art eigentlich nichts im Wege stehen dürfte. Christina Kestel
AUSLANDSERFAHRUNGEN SIND EIN MUSS
Der richtige Weg zur internationalen Karriere
Auf Einladung Prof. Dr. Dieter Wagners aus der Wirtschafts- uiid Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam weilte kürzlich Roland Weber, leitender Mitarbeiter der Personalabteilung des neu geordneten Arbeitsgebietes Industrie des Unternehmensbereiches„Automatisierungs- und Antriebstechnik“(ASI& AUT, ca. 15,3 Mrd. DM Umsatz, ca. 626 Mio DM Ergebnis nach Steuern, 59.400 Mitarbeiter) der Siemens AG, als solcher zuständig für Nachwuchssicherung, Trainees und Führungskräfteförderung, an der Hochschule.
In seinem Gastvortrag beschäftigte er sich vor allem mit der Problematik bei Auslandsentsendungen. Hierzu wurden zunächst im Rahmen einer Übung zum Internationalen Personalmanagement die theoretischen und methodischen Grundlagen der Auslandsentsendung erörtert und diskutiert.
Fragen wie zum Beispiel ‚Wie geht ein international orientiertes Unternehmen mit seinem ins Ausland entsendeten Personal um?“ oder ‚Welche Probleme tauchen für das Unternehmen, aber auch für den Kandidaten auf?“ standen dabei im Vordergrund des Referates. Einschlägige Aufgabenbereiche wie die Bewertung und Entlohnung von Arbeitsleistungen im Ausland, kulturelle Differenzen, Familienzusammenführung, Personalplanung und Personalrückführung& Reintegration fanden zudem ihre Berücksichtigung.Damit zusammenhängend wurden alle im Ausland auftauChenden politischen, ökonomischen, soziokulturellen und technologischen Unterschiede sowie Probleme anhand von Fallbeispielen aus der Praxis erläutert und diskutiert. Das Fazit daraus: Grundsätzlich ist ein Auslandsaufenthalt in einem international tätigen Unternehmen, egal ob multinational, transnational oder global, ein
wichtiger und notwendiger Schritt in Richtung Karriere.„No international experience, no key function“, welches übrigens ein Unternehmensgrundsatz der Siemens AG schon seit den 60er Jahren ist, bestimmt die Karrierephilosophie vieler international tätiger Unternehmen. Die Auslandsentsendung mit all ihren auftauchenden Problemen sollte als Chance und nicht als Hemmnis verstanden werden, getreu dem Motto „the greater the distance from Head Office, the faster you learn to take decisions on your own initiative and to react to unanticipated situations“.
Tatsache ist es, daß die Weltwirtschaft nach Unternehmen unter der Regie von globalen Führern ruft, die über globale Denkmuster verfügen. Nicht zuletzt wird es immer wichtiger, daß international tätige Unternehmen im Rahmen der damit verbundenen Strategien nicht auf andere Kulturen starren als seien sie eine Abweichung von der Norm.
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PUTZ 7/97