WERBEFLÄCHE BUCHDECKEL?
Hochschulsponsoring als zusätzliche Einnahmequelle
Not macht erfinderisch: Auf der Suche nach neuen Geldquellen ist die Wissenschaft an die Werbewirtschaft geraten. Universitätskanzler haben den Begriff „Hochschulsponsoring“ in ihren Wortschatz aufgenommen, Bandenwerbung im Seminarraum und Litfaßsäulen vor der Mensa scheinen in Zeiten der Finanzknappheit kein Tabu mehr zu sein. Die Uni Karlsruhe vermietet bereits Werbeflächen auf dem gesamten Campus, die Technische Universität Berlin läßt sich von der Deutschen Bahn AG eine Lehrkraft bezahlen, und die Technische Universität Dresden zeigte versuchsweise Werbespots in Vorlesungspausen. Auch die Universität Potsdam will sich künftig besser verkaufen.
‚Wir sind hier noch nicht sehr weit“, sagt UniKanzler Alfred Klein,„konkrete Maßnahmen sind erst sporadisch vorgenommen worden“. Profiliert hat sich die Uni inzwischen beim Verkauf von T-Shirts, Krawatten und Halstüchern mit dem eingetragenen Markenzeichen„Universität Potsdam“. Sie werden seit dem vergangenen Jahr auf dem
Schöne Aussichten oder Horrorvision? Die Ausstrahlung von Werbung im Hörsaal könnte in Zukunft Realität werden. Die Technische Universität Dresden hat Reklamespots in Vorlesungspausen bereits getestet. Aufgrund fehlender Resonanz wurde das Experiment allerdings abgebrochen. An der Universität Potsdam wird es nach Angaben von Kanzler Alfred Klein keine Leinwandwerbung geben: „So weit wollen wir in keinem Fall gehen.“ Eine„Unterbrechung im Sinne der Fernsehkultur“ sei einem
Wissenschaftsbetrieb nicht würdig.
UNI-SOUVENIRS IM HOLLÄNDISCHEN VIERTEL
Die Existenz von T-Shirts, Krawatten und TüCchern mit aufgedruckten Uni-Logos hat sich inZwischen weitgehend herumgesprochen. Nicht jeder weiß aber vielleicht, daß diese Souvenirs Nicht nur an der Uni, im Referat für Presse- und Offentlichkeitsarbeit und anderen Bereichen, Sondern jetzt ebenso im Zentrum der Stadt käuflich erworben werden können. Im InfoLaden und Ticket-Service der Exklusiv Tourismus GmbH Potsdam in der Benkertstraße 17
richteten deren Betreiber sogar eine„Uni-Ecke” ein. Dort liegen die aktuelle Ausgabe der Universitätszeitung„PUTZ“, die Broschüre„Studieren in Potsdam“ und andere Hochschulinformationsmaterialien zum Mitnehmen bereit, Sie finden zahlreiche interessierte Abnehmer. Das Geschäft ist im Holländischen Viertel, einer der Touristenattraktionen Potsdams, beheimatet. Es ist täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.
B.E./Foto: Tietze
Foto: Tribukeit
Campus und in einem Geschäft in der City verkauft. Der Gewinn hielt sich mit 5.000 Mark bislang jedoch in Grenzen.
Größere Sprünge in Sachen Hochschulvermarktung sind allerdings geplant. Im kommenden Jahr sollen die Bücher der Universitätsbibliothek mit Reklame beklebt werden. Ein entsprechender Vertrag mit einer Berliner Firma wird derzeit vorbereitet. Beworben werden sollen in erster Linie „wissenschaftsnahe“ Produkte.„Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir hier Werbung für Zigaretten oder Alkohol machen“, so Klein. Reich werden kann die Uni Potsdam auch mit der Buchdeckel-Reklame nicht. Selbst bei der Vermarktung sämtlicher Bücher als Werbeträger würden gerade einmal 10.000
; Mark in die Kasse der Alma mater fließen.
Lukrativer ist dagegen die Fremdfinanzierung von Professuren und Lehraufträgen. Auch auf diesem Gebiet ist die Uni Potsdam bereits aktiv. Derzeit wird über den Aufbau eines Weiterbildungsstudiengangs Immobilienwirtschaft mittels Stiftungsprofessur verhandelt.„Das wäre das erste Mal, daß wir eine wirklich große Summe bekommen könnten“, sagt Klein. Die Kosten für eine Professur betragen immerhin eine halbe Million Mark.
Selbst dieser Betrag macht allerdings nur einen Bruchteil dessen aus, was die Technische Universität Dresden inzwischen über das Hochschulsponsoring einnimmt. Zehn Millionen Mark aus den PR-Töpfen
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