der freien Wirtschaft verbucht die sächsische Alma mater inzwischen jährlich auf ihrem Konto. Damit ist sie deutscher„Marktführer“ in Sachen Uni-Vermarktung.„An die Dimensionen, in denen dort Sponsoring betrieben wird, kommen wir nicht‘ran“, so Klein. Als technische Hochschule mit einem medizinischen Fachbereich fällt es den Dresdenern erheblich leichter, zusätzliche Gelder zu aquirieren. Gesundheit und Technik lassen sich schließlich besser verkaufen als Philosophie oder Sprachwissenschaft. In Brandenburg gibt es zudem kaum Unternehmen, die sich Werbung und Sponsoring in größerem Umfang leisten können. Nach Einschätzung Kleins wird die Uni Potsdam auch in Zukunft nicht mehr als zwei Millionen Mark über das Hochschulsponsoring einnehmen können. Das wäre rund ein Prozent des Gesamtetats 1997 von 178 Millionen Mark. Die derzeitigen Haushaltslöcher können damit nicht gestopft werden.„Ich denke, das Hochschulsponsoring kann immer nur eine Ergänzungsfinanzierung darstellen“, sagt Klein.
Nach Vermarktungsideen sollte man seiner Ansicht nach trotzdem weiter suchen. Im Scherz hatte der Kanzler sogar einmal die Einrichtung einer Spielbank in den Communs vorgeschlagen.„Das sind natürlich extreme Gedanken, die eigentlich nur aufzeigen sollen, daß man mehr Phantasie aufwenden muß, um sich in der Zukunft zu helfen.“ mcef
MIT PRAXISRELEVANTER FORSCHUNG DEM OZONLOCH AUF DER SPUR
Mathematiker kooperieren mit der Wirtschaft
Der diesjährige langanhaltende, heiße Sommer brachte es wieder fast täglich ins Gespräch: das Ozonloch. Denn zu dieser Jahreszeit ist die Konzentration des Reizgases Ozon in den unteren Atmosphärenschichten besonders hoch. Viele noch ungeklärte Fragen ranken sich um das Phänomen. Mathematiker der Uni wollen mit ihren Forschungen jetzt dazu beitragen, hier Lücken zu schließen.
Mitarbeiter der Arbeitsgruppe„Numerische Mathematik“ um deren Leiter Prof. Dr. Peter Maaß und Dr. Christine Böckmann beteiligten sich mit einem Projekt an der Ausschreibung„Mathematische Verfahren zur Lösung von Problemstellungen in Industrie und Wirtschaft“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Unter den 350 Bewerbern wurden 59 Projekte zur dreijährigen Förderung ausgewählt. Die Potsdamer gehörten dazu. Ihr eingereichtes Thema:„Inverse Streuprobleme der nichtlinearen LIDAR-Gleichung: Inversion von Mehrwellenlängen-Messungen zur Bestimmung der Aerosolgrößenverteilung und verbesserten Konstruktion von Luftgütemeßsystemen im Umweltbereich“.
Zur Realisierung ihres Vorhabens suchten die drei Mitarbeiter den Kontakt zu mittel
Das Lasersystem LIDAR 510 M kann ähnlich einem optischen Radar die Luftverschmutzung über
Städten und Industrieanlagen bestimmen.
Foto: ELIGHT
ständischen Unternehmen. Sie arbeiten jetzt mit der Elight Laser Systems GmbH Teltow und der Orbital- und Hydrotechnologie Bremen-System GmbH, Raumfahrt und Umwelt-Technik Bremen sowie mit der Forschungsstelle Potsdam des AlfredWegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung zusammen.
Da der Ozonabbau nicht mit reiner Gasphasenchemie erklärbar ist, fand der Nobelpreisträger Paul Crutzen 1986 heraus, daß luftgetragene Teilchen als Katalysatoren beim Ozonabbau aktiv sind. Die Oberflächengröße der Teilchen bewirkt dies. Deshalb steht die Ermittlung der Größe auf der Tagesordnung.
Die Anwendung der LIDAR-Verfahren zur Fernerkundung der Atmosphäre erwiesen sich bisher in diesem Zusammenhang als erfolgreich, so der Geschäftsführer der Elight Laser Systems GmbH Teltow, Matthias Ulbricht. Der Name LIDAR leitet sich von „light detection and ranging“(Erkennen und Sondieren mit Licht) ab. Bei einem LIDAR-System(optisches Radar) werden gepulste Laserstrahlen unterschiedlicher Wellenlänge in die Atmosphäre ausgestrahlt. Dort streuen die Moleküle der Luft sowie kleine Schwebeteilchen, die Aerosole, die elektromagnetische Strahlung. Die Intensität des rückgestrahlten Lichtes wird dann zeitabhängig gemessen.
Aus mathematischer Sicht, so erläuterte Christine Böckmann,„handelt es sich um ein nichtlineares inverses Streuproblem, wobei'invers’ bedeutet, daß man die Aerosolgrößenverteilung durch das an den Teilchen zurückgestreute und auf einem Detektor wieder aufgefangene Laserlicht indirekt bestimmen muß“. Die Arbeitsgruppe will im Rahmen des Projektes zur Lösung der nichtlinearen inversen Streuprobleme neue Verfahren und Algorithmen entwickeln und zur Anwendungsreife führen. In Zukunft wolle man die LIDAR-Meßgeräte mit solcher Software ausstatten, die in Sekundenschnelle die Größenverteilung der Partikel zu erkennen gestatte.
Die Firma Elight Laser Systems GmbH wird die Ergebnisse des Forschungsprogramms in ihren LIDAR-Systemen weiter verwerten, da im Rahmen der Luftgütemessung Aerosole eine immer größere Rolle spielen.„An der Möglichkeit, räumlich aufgelöst die Größenverteilung der Aerosole zu bestimmen, besteht seitens unserer Kunden bzw. Interessenten eine große Nachfrage. Daher sehen wir sehr gute Möglichkeiten, dieses Verfahren in ein Produkt umzusetzen und auf den Markt zu bringen“, zeigte sich Matthias Ulbricht zuversichtlich. B.E:
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